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BAD KISSINGEN
Littmanns Glanzstück
Mancher Kissinger verwendet das Wort Regentenbau als Oberbegriff für das Ensemble der Kurbauten an der Saale, abzüglich der Wandelhalle. Doch das stimmt nicht ganz.
Littmanns Glanzstück
Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 04.02.2016 18:09 Uhr

Wahrscheinlich ist der Wunsch, aus eigentlich zwei Gebäuden eins zu machen, nicht einfach nur auf Bequemlichkeit zurückzuführen. Vermutlich steckt dahinter sogar planerische Absicht. Der Münchner Architekt Max Littmann, der vor 100 Jahren den damals bereits 75 Jahre alten Arkadenbau seines berühmten Vorgängers Friedrich von Gärtner zeitgemäß ergänzte, tat dies mit Geschick und sogar mit ein wenig Demut. Auf der zur Stadt hin gewandten Seite fügt der Regentenbau sich mit spürbarer Zurückhaltung an das ältere Gebäude an. Erst an der eigentlichen Rückseite, mit Blick nach Westen, beansprucht er die gesamte Aufmerksamkeit.

Die Bedeutung des Regentenbaus für das Ensemble der zentralen Kissinger Kurbauten kommt aber auch von seiner Funktionalität nach innen. Littmanns Aufgabe war, die zu klein gewordenen Anlagen Friedrich von Gärtners auf einen Stand zu bringen, der den Ansprüchen eines zum Weltbad gewachsenen Orts entsprach. Er tat das nicht nur, indem er mit dem Großen Saal einen „der schönsten Konzertsäle des späten Jugendstils“ schuf, wie es im Kissingen-Band der Reihe Denkmäler in Bayern heißt. Er gab der Kissinger Kur mit seinen Bauten zahlreiche weitere Möglichkeiten, ihr hochwohlgeborenes und solventes Publikum standesgemäß zufrieden zu stellen.

Davor waren die Kuranlagen deutlich geringer bestückt gewesen. Der Arkadenbau hatte über den alten Kursaal und die offenen Arkaden hinaus räumlich nicht viel anzubieten. Ein alter Musikpavillon und der Vorgänger der Wandelhalle, Gärtners eiserner Brunnenpavillon, mussten bei Littmanns Erweiterung weichen.

Littmanns Anbau machte dann nicht nur den Gärtnerschen Konversationssaal zum Kleinen Saal, heute Rossini-Saal genannt, sondern bereicherte das Ensemble um zahlreiche weitere Räume unterschiedlicher Nutzung. Der Grüne Saal ist ein zusätzlicher Musikraum. Bespielt wird er nicht sehr häufig. Seine stark von Jugendstilelementen geprägte Gestaltung machte ihn aber zu einem optischen Aushängeschild des Kissinger Sommers.

Dem damaligen Bestand hinzugefügt hat Littmann auch den Weißen Saal, die Lesesäle und ihren Zugang vom Kurgarten her sowie den ursprünglich als Spielsaal gedachten Salon am Schmuckhof. Auch deutlich untergeordnete Räume, wie das frühere Schreibzimmer (heute Salon Fontane), das Menzelzimmer oder das so genannte Littmann-Atelier gehören zur damals geschaffenen Ergänzung.

Besondere Bedeutung für Publikum und Außenwirkung haben zwei weitere Elemente des Regentenbaus. Der Schmuckhof wirkt mit seiner aufwendigen Dekoration wie ein geschützter kleiner paradiesischer Rückzugsort vom lebhafteren Kurgarten. Und das Kurgartencafé dient dem Ausgleich für die Entbehrungen der Kur. Unterm Strich gilt der Regentenbau dem Kissingen-Band der Reihe Denkmäler in Bayern nicht nur als ein „Hauptwerk Max Littmanns“, sondern auch als „auswärtiges Glanzstück Münchner Architektur und Dekorationskunst der endenden Prinzregentenzeit“.

Die Main-Post würdigt das Doppeljubiläum 100 Jahre Regentenbau und 175 Jahre Arkadenbau mit einer losen Serie von Artikeln. Dabei geht es nicht nur darum, wer wann was gebaut hat. Unter anderem erfahren Sie auch, dass einige örtliche Firmen, die damals an den Arbeiten beteiligt waren, heute noch bestehen. Und dass US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg dort, wo heute Cecilia Bartoli singt, ganz locker Basketball spielten.

 
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