Bad Kissingen
Literaturschnipsel im Zimmertheater
Unter dem Titel "Dekantierte Dekadenz" brachte sich das Amateurtheater Zap Dou mit Spielszenen aus Büchern der Weltliteratur wieder in Erinnerung.
Es ist eher ein größeres Wohnzimmer, aber er hat einen eigenen Charme, der mit Sicherheit kleinste Theaterraum der Region. Bilder von Theaterszenen, Notenhefte, Kalenderblätter und Skulpturen an der Wand zeigen: Hier ist Kultur zu Hause. Beethoven neben Miro. Brahms und Wagner gegenüber. Ein Vorhang, vier Scheinwerfer und Platz für 20 Zuschauer. Was aufgeführt wird, ist so ungewöhnlich wie der Rahmen, in dem gespielt wird.
Im November des vergangenen Jahres startet das Projekt in der Räumen der Kissinger Musikwerkstatt in der Steinstraße. "Alle, die sich berufen fühlen, die Bretter, die die Welt bedeuten zu erobern, sind eingeladen zu Commedia Dell' Arte, Maskenspiel, Pantomime und mehr", stand in der Einladung. Keine Vorgaben, aber man findet sich zusammen, diskutiert, findet ein Thema für alle und macht sich ans Gestalten und Üben. So wie Werner Rieck das schon 1977 bei den Oberleinacher Kellerasseln gemacht hatte. Protesttheater der 68er Generation als Vorbild.
1984 wurde daraus in Gemünden das Amateurtheater Zap Dou, das 1996 nach Bad Kissingen zog. Auch hier kein Lustspiel, kein Boulevard, keine Volksstücke. Werner Rieck und seine Theaterfreunde reizen die eher komplizierten Themen. Das, was sonst keiner macht, das ist ihr Ding.
Und so begrüßt "Impresario" Werner Rieck die Zuschauer mit Goethe: "Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, und jedermann erwartet sich ein Fest..." zitiert er Faust I, Vers 39. Dann geht der Vorhang auf und es wird herzerfrischend Theater gespielt. Mal mit Maske, dann in phantasievollem Kostüm (Helga Rieck, Anika Cremer). Später wirbeln kreischende Hexen umher (Daniela Krug, Anika Cremer), wird Shakespeares Strumpf mit Christian Deeg zum Gegenstand philosophischer Betrachtung.
Dekadenz in verschiedenster Deutung, gefunden in Literatur von Baudelaire, Benn, Fontane, Nietzsche und Wedekind sind Grundlage für die Szenen. Ausschweifung ist dabei ebenso ein Thema wie die Verklärung des Schönen. Da wird der Kult des Düsteren in Ganzkörperschwarz mit Gesichtsmaske von allen Schauspielern gemeinsam beschworen, hier wird die romantische Begegnung von Melchior (Christian Deeg) und Wendla (Daniela Krug) beim Waldmeisterpflücken aus Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen" zum deutlichen Hinweis auf die notwendige Auseinandersetzung mit Kindesmissbrauch.
Das Lachen bleibt im Hals stecken, wenn Tod und Teufel in schrecklichen Masken um einen Menschen schachern. Dieser makabre Einfall allerdings ist keine Literaturvorlage, sondern ebenso wie das Bankgespräch über Altersarmut von Helga Rieck geschrieben. Musik verbindet die einzelnen Szenen, bis die Schauspieler in neuem Gewand wieder ins Rampenlicht treten.
So verfliegt eine spannende Stunde, bis Werner Rieck sich beim Publikum für den langen Beifall, bei Techniker Dieter Müller und den Schauspielern bedankt, nicht ohne kleine Seitenhiebe auf die Gesellschaft mit der von ihm verfassten Erkenntnis: "Ich bin in diese Welt gehängt, jedoch am falschen Haken, drum hab ich mir's Genick verrenkt und lieg jetzt unterm Laken". Aber so sind sie halt, die Alt-68er. Man darf gespannt sein auf das nächste Projekt.
Gemeinsam erarbeitetes Konzept
Im November des vergangenen Jahres startet das Projekt in der Räumen der Kissinger Musikwerkstatt in der Steinstraße. "Alle, die sich berufen fühlen, die Bretter, die die Welt bedeuten zu erobern, sind eingeladen zu Commedia Dell' Arte, Maskenspiel, Pantomime und mehr", stand in der Einladung. Keine Vorgaben, aber man findet sich zusammen, diskutiert, findet ein Thema für alle und macht sich ans Gestalten und Üben. So wie Werner Rieck das schon 1977 bei den Oberleinacher Kellerasseln gemacht hatte. Protesttheater der 68er Generation als Vorbild.
1984 wurde daraus in Gemünden das Amateurtheater Zap Dou, das 1996 nach Bad Kissingen zog. Auch hier kein Lustspiel, kein Boulevard, keine Volksstücke. Werner Rieck und seine Theaterfreunde reizen die eher komplizierten Themen. Das, was sonst keiner macht, das ist ihr Ding.
Shakespeare, Wedekind, Rinck
Und so begrüßt "Impresario" Werner Rieck die Zuschauer mit Goethe: "Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, und jedermann erwartet sich ein Fest..." zitiert er Faust I, Vers 39. Dann geht der Vorhang auf und es wird herzerfrischend Theater gespielt. Mal mit Maske, dann in phantasievollem Kostüm (Helga Rieck, Anika Cremer). Später wirbeln kreischende Hexen umher (Daniela Krug, Anika Cremer), wird Shakespeares Strumpf mit Christian Deeg zum Gegenstand philosophischer Betrachtung.
Dekadenz
Dekadenz in verschiedenster Deutung, gefunden in Literatur von Baudelaire, Benn, Fontane, Nietzsche und Wedekind sind Grundlage für die Szenen. Ausschweifung ist dabei ebenso ein Thema wie die Verklärung des Schönen. Da wird der Kult des Düsteren in Ganzkörperschwarz mit Gesichtsmaske von allen Schauspielern gemeinsam beschworen, hier wird die romantische Begegnung von Melchior (Christian Deeg) und Wendla (Daniela Krug) beim Waldmeisterpflücken aus Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen" zum deutlichen Hinweis auf die notwendige Auseinandersetzung mit Kindesmissbrauch.
Weitere Projekte in Planung
Das Lachen bleibt im Hals stecken, wenn Tod und Teufel in schrecklichen Masken um einen Menschen schachern. Dieser makabre Einfall allerdings ist keine Literaturvorlage, sondern ebenso wie das Bankgespräch über Altersarmut von Helga Rieck geschrieben. Musik verbindet die einzelnen Szenen, bis die Schauspieler in neuem Gewand wieder ins Rampenlicht treten.
So verfliegt eine spannende Stunde, bis Werner Rieck sich beim Publikum für den langen Beifall, bei Techniker Dieter Müller und den Schauspielern bedankt, nicht ohne kleine Seitenhiebe auf die Gesellschaft mit der von ihm verfassten Erkenntnis: "Ich bin in diese Welt gehängt, jedoch am falschen Haken, drum hab ich mir's Genick verrenkt und lieg jetzt unterm Laken". Aber so sind sie halt, die Alt-68er. Man darf gespannt sein auf das nächste Projekt.
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