Dass sich die Thüringer Rostbratwurst derart zum Verkaufsschlager auf dem Kissinger Weihnachtsmarkt entwickeln würde, hatte Marianne Engels anfangs nicht gedacht. „Wir sind nach dem Mauerfall direkt nach Meiningen gefahren und haben 1000 Bratwürste besorgt, weil wir etwas anderes haben wollten“, erzählt die 82-Jährige.
Etwas Sorge war dabei, ob sich die Würste tatsächlich auch an den Mann bringen ließen. Die Sorge erwies sich als unbegründet: „Wir mussten direkt in der nächsten Woche wieder fahren“, erzählt sie. Um Nachschub zu holen.
Größte Bude am Marktplatz
Seit mehr als 30 Jahren betreibt Marianne Engels auf dem Weihnachtsmarkt eine Bude, zuletzt die größte, die auf dem Marktplatz steht. Die Gastronomin und Hotelbetreiberin hat immer Wert auf eine große Speisekarte gelegt, die sich von anderen Angeboten abhebt. Von Reibekuchen über Folienkartoffeln und verschiedene Suppen bis Calamares findet sich dort immer viel Spezielles – bekannt und beliebt ist ihre Bude aber vor allem wegen der Thüringer Bratwurst .
„Die Kunden fragen oft nach, ob es auch echte Thüringer sind“, erzählt sie. Der Name ist dabei rechtlich geschützt. Um das zu zeigen, hat sie deshalb auch all die Jahre immer das entsprechende Zertifikat in ihrer Bude hängen. Mit Erfolg: In den vergangenen Jahren gingen an einem Wochenende rund 3000 Würste raus an die Kundschaft.
Abgabe ist altersbedingt
Für Marianne Engels und Tochter Heike geht die Zeit auf dem Weihnachtsmarkt zu Ende. Marianne Engels ist ein Urgestein in der Kissinger Gastronomie und Hotellerie. Seit 45 Jahren ist sie Inhaberin des Hotels Saxonia, zudem war sie vor Heiko Grom (der Vorgänger des jetzigen Vorsitzenden Ralf Ludewig), mehrere Jahre die Vorsitzende des Stadtmarketingvereins Pro Bad Kissingen .
Hotel und Weihnachtsmarkt sind der 82-Jährigen inzwischen zu viel geworden. Sie will kürzer treten. „Ich habe es immer mit viel Freude gemacht, aber die Bude jetzt altersbedingt abgegeben“, sagt Marianne Engels. Ihre Bude hat sie an einen neuen Betreiber verkauft.
Café-Betreiber übernimmt die Bude
Neuer Budeninhaber und zugleich auch Neuling als Gastronom auf dem Weihnachtsmarkt ist Holger Scheit, seit 2019 Inhaber des Cafés „Der Kaffeefleck“ direkt am Marktplatz. Die Bude von Marianne Engels steht direkt vor seinem Lokal. „Es hat sich angeboten, dass er den Platz bekommt. Aber wenn man so ein Herzstück abgibt, muss auch die Sympathie stimmen“, sagt Marianne Engels.
Für Holger Scheit ist die Bude wirtschaftlich wichtig. Im Café haben rund 30 Gäste Platz, im Sommer kommen außen noch einmal 70 dazu. Geld zu verdienen ist für den Gastronom und seine sechs Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Winter aufgrund der fehlenden Außenbewirtung deutlich schwieriger. „Der Weihnachtsmarkt ist ein Puffer“, meint er. Er hofft in die Fußstapfen von Marianne Engels treten zu können.
Speisekarte wird reduziert
Das Speiseangebot will er etwas reduzieren: Neben Schaschlik und Suppen, Pommes und Waffeln bleibt natürlich die Thüringer Bratwurst als Verkaufsschlager erhalten. Scheit nutzt denselben Lieferanten wie die Familie Engels zuvor. Dazu gibt es roten Glüh- und weißen Winzerglühwein aus der Region. Der Cafébetrieb läuft unterdessen weiter mit regionalen Kuchen sowie Kaffee mit Bohnen aus ebenfalls regionaler Röstung. „Ich starte mit Freude in den ersten Lichterglanz“, sagt er. Und mit Bratwürsten aus Thüringen