Licht aus, Dunkelheit soll ins Land einziehen: Diese Szenerie stammt nicht aus einem Monster-Game, sondern wird am siebten Tag des neunten Monats 2021 zur Realität, wenn die Stadt verzichtbare Beleuchtungskörper ab 22 Uhr ausschalten. Finsternis kehrt ein in der ersten Herbst-Neumondnacht, die nur die Sterne erhellen sollen. Das Ganze trägt den Titel "Earth Night".
Die "Dunkelmänner", die dahinter stecken, sind Initiator Dr. Joachim Schneider vom Naturerlebniszentrum Rhön (NEZ) und Bürgermeister Armin Warmuth , der für die Saalestadt eine Teilnahme zusicherte. "Wir machen mit, denn dies ist eine überregional wichtige Thematik, an der wir uns gerne beteiligen", so Warmuth.
Falsch liegt, wer jetzt glaubt, der Rathausobere wolle mit dem Strom geizen, um der Stadt Geld zu sparen denn es geht um einen globalen Gedanken: Die Lichtverschmutzung. Deutschlandweit haben sich bereits 40 Städte und Gemeinden dieser Idee angeschlossen und es sollen noch mehr werden.
Selbstredend kann auch jeder Bürger sich anhängen und die Lampen seines Domizils für die "Earth Night 2021" löschen oder wenigstens die Jalousien herunterziehen und dafür den Sternenhimmel genießen. Denn es geht um den Schutz des Lebensraums Nacht, den Joachim Schneider am 7. September ab 21 Uhr für alle Interessierten in einem Vortrag über den Sternenpark Rhön auf der Museumsinsel mit geführtem Blick in den Sternenhimmel erläutert. So wie der bereits etablierte "Earth Day" soll auch die "Erden-Nacht" die Notwendigkeit dieser Aktion vor Augen führen. Seit hunderttausenden von Jahren teilen sich die Sonne und der Mond und die Sterne Licht und Dunkel auf dem Planeten Erde. Diesem Rhythmus haben sich der Mensch, die Fauna und Flora angepasst. Er hat sogar die Evolution der Spezies beeinflusst.
Erst die Erfindung der Elektrizität als Quelle künstlichen Lichts veränderte den natürlichen Wechsel und aus der Nacht wurde teils ein zweiter Tagesabschnitt. Diese Lichtverschmutzung etablierte sich besonders in den Großstädten . Der Mensch war flexibel genug den Wandel in sein Leben zu integrieren - wenn auch nicht immer zum Vorteil. Nachtaktive Tieren und Pflanzen tun sich weitaus schwerer, oftmals kostet das Kunst-Licht ihnen das Leben.
Doch auch dem Menschen ist zu wenig bewusst, dass Licht eine Ressource ist. So selbstverständlich, wie man den Wasserhahn nach dem Händewaschen abdreht, sollte man auch mit dem Licht umgehen. Keine Kirche oder Burg , keine Schaufenster oder Werbetafeln müssen nachts um zwei Uhr noch leuchten. Wo es aus Sicherheitsgründen unerlässlich ist, sollte Licht im Dauermodus scheinen. Aber auch hier muss es nicht blenden hell sein. Es braucht keine Beleuchtungsstärke von 30 Lux einer modernen LED-Lampe wenn in den meisten Fällen ein Lux für eine Wohnstraße ausreicht.
Viel Licht für wenig Geld hängt den LED-Lampen als Ruf an. Städte und Gemeinden rüsten deshalb ihre Straßenbeleuchtung um. Überbelichtete Nächte mit negativen Folgen - auch für Menschen - sind das Ergebnis. Gerade bei LED-Licht wäre noch viel mehr Energie einzusparen und Millionen von Insekten vor dem Tod zu bewahren.
Der natürlich Zauber der Nacht sollte bewahrt werden - wenigstens einmal im Jahr, schlägt Schneider vor. Hammelburg zieht mit und schaltet das Licht aus, am Marktbrunnen, Rathaus und an den Baumbeleuchtungen, an der katholischen Kirche und am Schloss Saaleck sowie an der Kreuzigungs-Gruppe. Die Lichter gehen aus am Kreisverkehr und werden im Bereich des Amtsgerichts gedrosselt.
Das Naturerlebniszentrum Rhön begleitet die Abschaltung und den Schutz dieser Nacht in der Halle der Museums-Insel mit einem kostenfreien Vortrag ab 21 Uhr. Zum offiziellen Beginn der "Earth Night" um 22 Uhr geht es dann hinaus und wenn das Wetter mitspielt, können die Besucher Saturn, Jupiter und die jahreszeitlichen Sternbilder beobachten. Eine Anmeldung unter nez-rhoen@reg-ufr.bayern.de oder unter Tel.: 0931/380 16 40 ist dazu erforderlich.