Der katholische Wehrdienstverweigerer Reinisch war dem allgemeinen Wehrdienst gar nicht abgeneigt. Er hat ausdrücklich den Fahneneid im Jahre 1942 auf Hitler und sich seinem Regime verweigert. Es waren zu diesem Zeitpunkt schon viele Millionen Menschen in Deutschland und Europa ermordet worden. Insofern ist die historische Debatte über den Kriegsdienst überflüssig.
Hätte das Naziregime seine Kirche konzilianter behandelt, hätte er womöglich diesen Schritt nicht getan. Durch die Schließung der Priesterseminare in Trier und Köln durch die Gestapo wurde jeder Priester zum Staatsfeind erklärt. Von einem Staatsfeind könne man keinen Fahneneid und keinen Wehrdienst erwarten. Er blieb konsequent bei dieser Haltung, auch als ihn seine Ordensbrüder davon abbringen wollten. Sie schlossen ihn sogar aus der Vereinigung aus. Die Nazis hatten den Pallottinern gedroht, ihre Kirchen, Klöster und Krankenhäuser zu schließen, wenn sie diesen Schritt nicht setzen würden.
Übrigens: Pater Reinisch hat auch mitbekommen, wie die Kruzifixe aus deutschen Schulen entfernt wurden. Zur Erinnerung mahnen auch die Kreuze in der Nüdlinger Pfarrkirche. Er war ein Priester, der die Waffen des Geistes und des Glaubens gebraucht hat. Die katholische Kirche ist und muss lernfähig sein. Dazu braucht sie Vorbilder. Soll sie selbst entscheiden, wie sie mit ihrer Vergangenheit umgeht.
Dieter Jonas
97688 Bad Kissingen