Bei den unterfränkischen Mehrkampf-Meisterschaften in Hammelburg trumpfte der Nachwuchs des TSV Oberthulba auf breiter Front auf. Die jungen TSVlerinnen gewannen fünf Titel und setzten sich zudem als U16-Team im Vierkampf an die Spitze der Bayerischen Rangliste. Bei sommerlichen Temperaturen gewann Lokalmatadorin Hanna Schmitt den Siebenkampf der Frauen.
Es ist bei den Leichtathleten gute Tradition, dass die letzten Titel auf Bezirksebene kurz nach den Sommerferien in Hammelburg vergeben werden. Leichtathletik-Abteilungsleiter Paul Fella und seine bestens eingespielte Mannschaft kennen die Bedürfnisse der Mehrkämpfer und richten diese harmonische Meisterschaft seit nunmehr drei Jahrzehnten aus. „Wir sind mit der Resonanz bei den jüngeren Jahrgängen wieder zufrieden. In der Jugend und Aktivenklasse hätten wir uns sicherlich über ein paar mehr Teilnehmer gefreut“, bilanzierte Paul Fella.
Für Hanna Schmitt vom TV/DJK Hammelburg , die Ende Juli Bayerische Meisterin im Siebenkampf der Junioren U23 wurde, war es Ehrensache, beim Heimwettkampf dabei zu sein. „Nach einer kurzen Sommerpause bin ich wieder mehrmals die Woche im Volleyball-Training. Da fehlte mir jetzt offensichtlich ein bisschen die Schnelligkeit. Aber mit den technischen Wettbewerben des Siebenkampfs war ich schon zufrieden“, sagte die Studentin nach den anstrengenden zwei Wettkampftagen.
Mit soliden 16,29 Sekunden über die 100 Meter Hürden startete Hanna Schmitt in den Siebenkampf . Im Hochsprung bot die bayerische Vizemeisterin der U23 mal wieder eine exzellente Flugshow und meisterte sicher die Höhe von 1,65 Meter, womit sie nur einen Zentimeter unter ihrer persönlichen Bestleistung blieb. Würde man beim Kugelstoßen das Körpergewicht in Relation zur erzielten Weite nehmen, wäre Hanna Schmitt womöglich eine der Besten im Land. Mit ihren gerade einmal 52 Kilogramm Körpergewicht wuchtete sie die vier Kilogramm schwere Eisenkugel auf 10,95 Meter und erzielte damit eine neue persönliche Bestleistung. Diese Kraft müsste sie jetzt noch auf die 200 Meter übertragen können. Da blieb sie in 28,32 Sekunden hinter ihren eigenen Erwartungen zurück.
Mit starken 5,21 Meter im Weitsprung gelang der 20-Jährigen allerdings ein sehr guter Auftakt in den zweiten Wettkampftag. Gut auch die 31,70 Meter mit dem 600 Gramm schweren Speer. Zum Abschluss ließ sie es über die 800 Meter zunächst ruhiger angehen. Aber als auf der Zielgeraden ein paar jüngere Sportlerinnen an ihr vorbeizogen, konterte sie kurz vor dem Ziel und wurde in 2:45,96 Minuten gestoppt. Mit 4304 Punkten verpasste Hanna Schmitt nur um 34 Zähler ihr Ergebnis von den diesjährigen Landesmeisterschaften.
Die jungen Mehrkämpferinnen des TSV Oberthulba, betreut von Christina Füller und Roland Fröhlich, gehören in Bayern zu den Allerbesten der Jugend U16. Dies stellten sie in Hammelburg wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis. In der Altersklasse U16 gibt es neben der Siebenkampfwertung auch noch eine Vierkampfwertung, die am Ende des ersten Tages die einzelnen Leistungen spiegelt.
Amy Schulz gewann in der Altersklasse der W15 mit starken 1872 Punkten und hatte nicht eine einzige schwächere Einzeldisziplin zu beklagen. Antonia Haas kam in der W14 auf 1863 Punkte, erzielte mit 4,75 Meter im Weitsprung ihr bestes Einzelresultat und siegte damit hauchdünn vor der sprintstarken Lea-Marie Thieme von der LG Haßberge. Auf Platz drei landete mit Anne Granich die bayerische Hochsprungmeisterin der W14, die auf 1859 Punkte kam und mit ihren 1,56 Meter im Hochsprung für das beste Einzelergebnis in der U16 an ersten Tag sorgte. Maris Amthor holte 1772 Zähler und wurde Vierte, während Katharina Haas mit 1753 Punkten Sechste wurde. Als U16-Team, bestehend aus den besten fünf Sportlerinnen der W15 und W14, kamen die TSVlerinnen aus Oberthulba auf 9077 Punkte und setzten sich damit deutlich an die Spitze der diesjährigen Bayerischen Rangliste.
Auf hohem Niveau unzufrieden
Amy Schulz war auch am zweiten Tag im Siebenkampf der W15 nicht aufzuhalten. Unmittelbar nach dem Hürdenlauf war sie allerdings erst mal richtig sauer. „Da war ich ganz und gar nicht zufrieden. Ich wollte auf meiner Lieblingsstrecke unbedingt unter 13 Sekunden bleiben“, kommentierte sie ihre 13,36 Sekunden für die 80 Meter Hürden. Die 510 Punkte, die sie für diese Leistung gutgeschrieben bekam, sollte am Ende dennoch die punktbeste Leistung aller Teilnehmerinnen der U16 am zweiten Tag sein. Zum Schluss hatte Amy Schulz eindrucksvolle 3204 Punkte auf ihrem Konto und wurde damit erneut überlegen Unterfränkische Meisterin im Siebenkampf . Wie schon im Vierkampf, platzierte sich auch im Siebenkampf Lina Johannes vom TSV Münnerstadt auf Platz zwei.
Im finalen Lauf den Sieg verpasst
Sehr viel spannender verlief der zweite Tag bei der Altersklasse W14. Auf starke 26,10 Meter warf Antonia Haas vom TSV Oberthulba den 500 Gramm schweren Speer. Damit verschaffte sie sich vor dem abschließenden Lauf über 800 Meter, eine solide Führung vor Lea-Marie Thieme von der LG Haßberge. Letztere gilt allerdings als starke Läuferin . Bei Temperaturen von rund 30 Grad wurden die zwei Stadionrunden für die 17 Mehrkämpferinnen der W14 mehr als nur anstrengend. Lea-Marie Thieme gab in der zweiten Runde alles und kam nach sehr starken 2:39,44 Minuten völlig erschöpft ins Ziel. Antonia Haas benötigte 3:06,26 Minuten und musste nach der letzten Disziplin ihre Siebenkampf-Führung doch noch knapp abgeben. Dennoch darf die Sportlerin aus Oberthulba stolz auf ihre Leistung von 3171 Punkten sein, mit der sie in Bayern an neunter Position der Rangliste geführt wird.
Siebenkampf-Dritte mit 3012 Punkten wurde Maris Amthor , die in diesem Jahr wegen einer Verletzung lange Zeit ausgefallen war. Auf Rang vier und fünf folgten mit Katharina Haas (3000 Punkte) und Anne Granich (2941 Punkte) zwei weitere starke Schülerinnen des TSV Oberthulba. Eva Glöckler kam auf 2865 Punkte und komplettierte als Siebte die Dominanz der jungen Damen aus Oberthulba Keine Überraschung war es, dass auch die Teamwertung an die U16 des TSV Oberthulba ging. Im bayernweiten Ranking bedeuten die 9357 Zähler den zweiten Rang hinter dem Trio der LG Stadtwerke München . Wie enorm breit aufgestellt der Thulbataler Nachwuchs ist, zeigt die Tatsache, dass die zweite Mannschaft mit ihren 8806 Punkten noch an Position vier im Freistaat steht. Emilia Zeitz vom TSV Münnerstadt wurde im Vierkampf der Jugend U18 mit 1984 Punkten Vizemeisterin. Zudem wurde die Mürschterin mit 2942 Punkten Dritte in der Siebenkampfwertung. Finn Wehner vom TSV Oberthulba startete im Vierkampf der M14, kam auf 1735 Punkte und wurde Dritter.
Ein Stipendium in den USA
Nicht am Start in Hammelburg war der letztjährige U20-Bezirksmeister Robin Ott. Der Athlet vom LA-Team Alzenau steigerte sich in diesem Jahr im Zehnkampf auf über 7000 Punkte und ist momentan die Nummer zwei im Freistaat bei den Aktiven. Er hat, wie so viele andere gute deutsche Leichtathletik-Junioren, ein Angebot für ein Stipendium in den USA angenommen und ist bereits in Übersee. Man darf gespannt sein, ob er in der Lage ist bald schon die Marke von 7500 Punkten im Zehnkampf zu erreichen. Die Bedingungen scheinen dafür jedenfalls an den US-Unis erstklassig zu sein.
Während der Siegerehrung wurde Hammelburgs Leichtathletik-Abteilungsleiter Paul Fella mit einer nicht alltäglichen Ehrung überrascht. Für seine langen Verdienste um die Leichtathletik im Verein, Kreis und Bezirk, bekam er durch den BLSV-Kreisvorsitzendem Martin Wende , die Verdienstnadel des BLSV in Gold mit Brillanten und großem Kranz überreicht. Dies ist die höchste Auszeichnung, die der BLSV vergibt.