Breitensport trifft Spitzensport. Unter diesem Motto stand auch die mittlerweile 46. Auflage des Leichtathletik-Sportfestes beim FC Rottershausen . Vor allem der in diesem Jahr so erfolgreiche heimische Nachwuchs durfte sich auf dem FC-Sportgelände dem Publikum präsentieren. Bei sehr guten Wetterverhältnissen war es wieder ein sehr stimmungsvolles Meeting mit besonderem Flair. Rund 150 Kampfrichter und Helfer um Leichtathletik-Abteilungsleiter Georg Wilm hatten die FCler aufgeboten und damit für hervorragende Bedingungen bei den rund 200 Teilnehmern gesorgt.
Für die beste sportliche Leistung der Veranstaltung zeichnete sich der Würzburger Marko Manuel verantwortlich. Der Athlet vom MTV Ingolstadt, der seit vielen Jahren zu den besten Hochspringerin im Freistaat zählt und erst vor zwei Wochen in Regensburg Bayerischer Meister bei den Aktiven wurde, übersprang immerhin 1,94 Meter. „Ich bin bei der Polizei und bestreite den Wettkampf in Rottershausen aus dem Schichtdienst heraus“, entschuldigte sich der 29-Jährige dafür, dass es dieses Mal nicht wie gewohnt über zwei Meter ging. Aber auch Jakob Löblein von der TG 48 Würzburg zeigte sich von seiner besten Seite im Hochsprung. Der 21-Jährige Student, der aus Bamberg stammt, freute sich über übersprungene 1,85 Meter.
An der Hochsprunganlage gab es weitere starke Ergebnisse zu bewundern. Iris Heid, die Sprungtrainerin des TSV Münnerstadt , betreute ihre Schützlinge an der Anlage und gab ihnen nebenbei Anschauungsunterricht in Sachen optimaler Lattenüberquerung. Sie selbst kopierte wohl den dynamischeren Absprung ihrer Jugendlichen und floppte prompt über sehr gute 1,43 Meter. Damit verbesserte die Lauerstädterin ihren erst eine Woche alten Bayerischen Rekord für die Altersklasse W55 erneut. „Ich wusste nicht mal, dass dies ein neuer Landesrekord ist. Erst Wilfried Heppt, mit dem ich bei den Bayerischen Meisterschaften war, machte mich darauf aufmerksam“, gibt sie lachend zu. Diese Höhe ist gleichzeitig neue deutsche Jahresbestleistung für ihre Altersklasse, verbunden mit der Favoritenrolle bei den nationalen Titelkämpfen vom 12. bis 13. August in Mönchengladbach.
Da wird Teamkollegin Martina Greithanner nicht am Start sein. Der Termin liegt mitten in den Ferien und passt überhaupt nicht in meine Urlaubsplanung“, sagt die Lehrerin, die zum ersten Mal überhaupt in Rottershausen am Start war und total begeistert vom Flair war. Martina Greithanner beförderte die vier Kilogramm schwere Kugel auf 11,62 Meter und den ein Kilogramm schweren Diskus auf starke 40,24 Meter. Damit wurde sie dem eigenen Anspruch, stets über 40 Meter zu werfen, wieder gerecht.
Mit dieser tollen Weite verbesserte sie ihre eigene deutsche Jahresbestleistung in der W45 um rund zwei Meter. Mit dieser Weite im Diskuswurf wird sie in Bayern sogar auf Rang fünf bei den Aktiven gelistet. In beiden Disziplinen wird sie Medaillen-Chancen bei den Senioren-Europameisterschaften haben, die Ende September im italienischen Pescara ausgetragen werden. Auch Ewald Brand vom SV Ramsthal nutzte in der Altersklasse M50 die guten Bedingungen auf der als Flugwiese bekannten Diskusanlage in Rottershausen aus. Bei für den Diskuswurf idealen Gegenwindbedingungen segelte sein 1,5 Kilogramm schwerer Diskus auf gute 35,35 Meter.
Juan Ritter vom 1. FC Rottershausen hat in diesem Jahr bereits für viel Freude bei den heimischen Leichtathleten gesorgt. Der 15-Jährige wurde Unterfränkischer Meister im Vierkampf und belegte bei den Bayerischen Mehrkampfmeisterschaften den sehr guten sechsten Rang. Bei seinem Heimspiel lieferte er sich spannende Duelle mit Adrian Ross vom VfL Sportfreunde Bad Neustadt. Im Sprint über die 100 Meter wurden beide zeitgleich bei strammen Gegenwind in 12,78 Sekunden gestoppt. In Weitsprung kam Juan Ritter mit 5,07 Meter bis auf einen Zentimeter an seine Bestleistung heran, musste sich aber dem Neuschter knapp geschlagen geben.
Den 200 Gramm schweren Ball warf er auf beachtliche 55 Meter. Im Hochsprung sprang Juan Ritter mit 1,58 Meter fast über seine Körpergröße. Der 1,62 Meter große Schüler aus Oerlenbach gilt als Bewegungstalent. „Einen Salto kann ich jederzeit aus dem Stand springen“, erzählt er – und zeigte dies prompt. Beim TSV Ebenhausen spielt er zudem Fußball. „Ich bin bei den gegnerischen Verteidigern durchaus für meine Schnelligkeit bekannt“, berichtet Juan Ritter. Auch in Zukunft will er Leichtathletik und Fußball im Wechsel betreiben, profitieren doch beide Sportarten voneinander, auch wenn ihn sein Leichtathletik-Trainer Benjamin Seufert sicherlich gerne öfters in Rottershausen sehen würde.
Kimberly Herrlein vom 1. FC Rottershausen , die beim FC ebenfalls dem Fußballsport nachgeht, bewies in der Altersklasse U18 auf der hervorragend präparierten Rundbahn des Rasenfeldes ihre Leistungsstärke über die 800 Meter und wurde in 2:43,96 Minuten gestoppt. Im Schlusssprint lieferte sie sich ein vielumjubeltes Duell mit ihrem Klubkollegen Connor Sandrock (Altersklasse M15), der 2:44,06 Minuten für die rund zweieinhalb Runden benötigte.
Marlies Heusinger lernt schnell
Marlies Heusinger vom TSV Münnerstadt betreibt erst seit wenigen Wochen Leichtathletik und trumpfte im Vierkampf der W13 gleich richtig auf. Sie kam im Vierkampf auf sehr gute 1658 Punkte und wurde hinter Ella Vogt, der unterfränkischen Meisterin vom VfL Sportfreunde Bad Neustadt Zweite. Auch in der Rangliste des Bezirks ist nur die Neuschterin vor ihr platziert. Begabung zeigte Marlies Heusinger auch im Hochsprung, wo sie über 1,42 Meter sprang. Lena Schmitt vom TV/DJK Hammelburg gewann den Dreikampf der Schülerinnen W13 mit guten 1267 Punkten. Im Ballwurf wurde ihr bester Versuch mit 43,00 Meter gemessen. Mit diesem Wurf kletterte sie auf Rang vier der Bayerischen Rangliste.
Marc Weber , der unterfränkische Mehrkampfmeister der Altersklasse M12 vom 1. FC Rottershausen gehört ebenfalls zu den besten Schülern in Bayern im Ballweitwurf. Seine Bestleistung von 43,50 Meter schaffte er in Rottershausen nicht ganz, aber seine 39,50 Meter können sich durchaus sehen lassen. Klubkollege Lorenz Stichler, der bei den Bezirksmeisterschaften den Weitsprung der M11 gewann, lieferte sich im Dreikampf der U12 ein spannendes Duell mit Jonathan Stelzer vom TSV Münnerstadt . Beide warfen den 80 Gramm schweren Schlagball annähernd 40 Meter weit. Am Ende lag Lorenz Stichler mit 1065 Punkten knapp vorne.
Ein ganz besonderes Engagement
Ein ganz großes Lob verdient sich alljährlich Edwin Kanz. Mit viel zeitlichem Aufwand ist er der Verantwortliche, der vier exakt vermessene Rundbahnen mit allen erforderlichen Markierungen auf das Rasenfeld zeichnet. Nur so sind Staffelläufe und Mittelstreckenläufe in Rottershausen erst möglich. Während die Niederschläge in der Nacht auf Sonntag so manchen Gartenbesitzer freuten, hieß es für Edwin Kanz am Sonntagmorgen sehr früh aufstehen, den Streuwagen mit Kreide füllen, um die vom Regen leicht verwischten Linien nachzuzeichnen. Nur durch den Einsatz solch engagierter Leute, die es in Rottershausen und anderen kleinen Leichtathletik treibenden Vereinen im Bäderkreis gibt, ist ein solches Meeting überhaupt erst machbar. Da passt es nicht, dass sich einige wenige Eltern aufregten, dass der Urkunden-Druck deren Meinung nach zu lange dauern würde. „Wir hatten in manchen Wettbewerben mehr als 30 Teilnehmer. Ich wüsste keinen Verein, bei dem alle Sportlerinnen und Sportler eine Urkunde bekommen. Wir machen das seit Jahren, weil wir jede Leistung würdigen wollen. Das dauert dann eben auch mal etwas länger“, sagt Marianne Hirt, die beim Wettkampf im Büro und bei den Leichtathleten des FC auch als Übungsleiterin tätig ist. Allerdings überwog das Lob für die FCler für die wiederum tolle Organisation, wie auch Marianne Hirt betonte.
Warum ein Trainer sein eigenes Maßband mitbrachte
Mellrichstadts Trainer Dieter Bach hatte in Rottershausen doch tatsächlich sein eigenes Maßband ausgelegt, um zu sehen, wie weit sein Schützling Diakite Sekouba den Ball geworfen hatte. Beim FC-Sportfest wurde in der Altersklasse U10 nämlich nur bis 30 Meter gemessen. Alle Versuche, die auch jenseits von 30 Metern landeten, wurden mit 30 Meter protokolliert. Das sorgte bei manchen Zuschauern für etwas Unverständnis. „Aber so sind halt die Regularien, die der Deutsche Leichtathletik-Verband an die Veranstalter von Nachwuchs-Wettkämpfen der U10 vorgibt“, erklärt Marianne Hirt.
Bis einschließlich der Altersklasse U10 gelten die Bestimmungen für die Kinderleichtathletik. In Rottershausen gab es im Wurf, Zonenweitsprung und 30-Meter-Lauf eine Wertung nach Rangpunkten. Auf die Veröffentlichung von Einzelresultaten in den jeweiligen Disziplinen wird bewusst verzichtet, um dem jungen Alter gerecht zu werden. Man will, dass sich die jungen Sportler möglichst frei vom Leistungsdruck ausprobieren können. Diese Regelung sorgt immer wieder für Diskussionen und unterschiedliche Meinungen.
Ein anderer Weg in Norwegen
Norwegen, das nicht nur im Wintersport, sondern gerade auch in der Leichtathletik in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich ist, geht im Kindersport andere Wege. In dem nordischen Land sollen die Kinder möglichst viele Sportarten im jungen Alter betreiben. Die Veröffentlichung von Ergebnissen von Kindern unter zwölf Jahren ist in allen Sportarten sogar verboten. Hierzulande werden in so mancher Sportart sogar U10-Europameister gefeiert.
Der Deutsche Leichtathletik Verband beschreitet in seiner Wettkampfstruktur einen Mittelweg. Bezirksmeisterschaften dürfen erst ab der Altersklasse U12 durchgeführt werden, Landesmeisterschaften ab 14 Jahren und nationale Meisterschaften erst ab 15 Jahren. Es ist gewiss nicht falsch, dass die jungen Sportler mehrere Sportarten betreiben und ausprobieren, auch wenn es dadurch durchaus auch Komplikationen und Überschneidungen geben dürfte. Da geht der 1. FC Rottershausen sicherlich einen sehr guten Weg.
Bei den Unterfränkischen Meisterschaften in Alzenau durfte Diakite Sekouba (U9) eine Klasse höher starten und wurde in der Altersklasse M10 im Schlagballwurf mit sehr guten 37 Metern immerhin Zweiter. Gewonnen hatte sein gleichaltriger Kumpel und Teamgefährte Friedrich Seyferth mit 41 Metern, der aufgrund einer Familienfeier in Rottershausen nicht dabei sein konnte. Der ehrgeizige Diakite Sekouba wollte beim FC-Sportfest nachziehen und möglichst weiter werfen. Ob Dieter Bach ihm seine tatsächliche Weite allerdings auch mitteilte, bleibt das Geheimnis des TSV-Trainers.