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Bad Kissingen
Lebensqualität trotz Migräne - wie kann man die quälende Krankheit bekämpfen?
Die Chefärztin am Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen klärt über die Multimodale Schmerztherapie auf, um die quälende Krankheit einzudämmen.
Spannungskopfschmerzen und Migräne gehören zu den zwei häufigsten Arten von Kopfschmerzen. Sie können für die Betroffenen sehr quälend sein. Symbolbild: Christin Klose/dpa-tmn       -  Spannungskopfschmerzen und Migräne gehören zu den zwei häufigsten Arten von Kopfschmerzen. Sie können für die Betroffenen sehr quälend sein. Symbolbild: Christin Klose/dpa-tmn
| Spannungskopfschmerzen und Migräne gehören zu den zwei häufigsten Arten von Kopfschmerzen. Sie können für die Betroffenen sehr quälend sein. Symbolbild: Christin Klose/dpa-tmn
Redaktion
 |  aktualisiert: 18.08.2022 01:30 Uhr

Jeder kennt wohl das Sprichwort, etwas im Kopf nicht auszuhalten. Während es für die meisten Menschen aber nur eine Redensart ist, ist es für die rund sechs Millionen Migränepatienten in Deutschland schmerzhafter Alltag. Am 12. September war der europäische Kopfschmerz- und Migränetag, der auf dieses unsichtbare Leiden aufmerksam macht.

Bereits im alten Ägypten hat man versucht mit Naturheilverfahren die Beschwerden zu lindern. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Migräne dann als Hysterie-Erkrankung abgetan. Dieser negative Ruf hat bis in unser Jahrtausend angehalten. Menschen, die an Migräne leiden, werden oft nicht ernstgenommen. Durch die Migräneforschung weiß man inzwischen aber, dass die Erkrankung genetisch bedingt ist. Obwohl die gesellschaftliche Akzeptanz gestiegen ist, ist sie für die Betroffenen noch immer schambesetzt und auch im Arbeitsalltag werden durch Fehlzeiten negative Folgen befürchtet. Das führt dann zu hoher Leistungsbereitschaft und die nächste Attacke kommt.

Ein wahrer Teufelskreis

Die Erkrankung selbst, die neben starken Kopfschmerzen, mit Übelkeit, Licht- oder Geräuschempfindlichkeit einhergeht, ist dabei nicht das einzige Problem. Durch die ständige Angst, einen erneuten Migräneanfall zu erleiden, steigt die Spannung, was wiederum eine weitere Attacke begünstigt. Hinzu kommt, dass Betroffene die Migräne oft als Leiden hinnehmen, Medikamente einnehmen und keine weitere Hilfe suchen. Dabei gehört die Migränebehandlung, bei mehr als zwei Anfällen in der Woche, in die Behandlung und Beratung eines Facharztes.

Eine bessere Lebensqualität konnte in den 90er Jahren durch die Entwicklung der Triptane erzielt werden, mit denen der Anfall zu Beginn gestoppt werden konnte. Bei häufiger Einnahme begünstigen sie jedoch einen Wiederholungskopfschmerz, der in die Medikamentenabhängigkeit und zu Dauerkopfschmerzen führen kann.

Die Migräne ist weiterhin ein Forschungsschwerpunkt. Zur Reduktion der Anfallshäufigkeit wurde Botolinumtoxin zugelassen. Zielgerichteter und aktuell in der Empfehlung ist die Behandlung mit Antikörpern, die die Freisetzung von Entzündungsstoffen blockieren. Beide Medikamente sind für die Prophylaxe der Migräne zugelassen, aber nicht zur Akutbehandlung. Die notwendige Akutbehandlung der Migräneattacke bleibt.

Zu viele Schmerzmittel

In der Schmerzmedizin sind laut Dr. Maximiliane Deckart, Chefärztin im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen , daher Patienten , die einen Übergebrauch an Schmerzmitteln haben. "Das wichtigste zu Beginn einer multimodalen Schmerzbehandlung ist, den Patienten aus seinem stressbehafteten Umfeld herauszunehmen und die Medikamenteneinnahme zu pausieren", so die erfahrene Schmerzmedizinerin. Die Patienten bekommen Akupunktur und Infusionen, um den Entzugskopfschmerz auf einem geringeren Niveau aushalten zu können. Im Anschluss an die Therapie ist die Anfallshäufigkeit reduziert und die Medikamente wirken wieder besser.

Ziel der Therapie sei es sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und durch Akzeptanz, Verhaltensänderung, Entspannungsverfahren, das Leben mit Migräne angstfreier zu gestalten. Aufklärung über die Krankheit, alternative Behandlungsmethoden und Möglichkeiten der individuellen Migräneprophylaxe gehören dazu.

Aber gibt es überhaupt etwas, das man präventiv gegen die Krankheit tun kann oder ist man dieser machtlos ausgeliefert? "Ein Schmerztagebuch zu führen hört sich banal an, ist aber der erste Schritt zur Besserung", so Dr. Deckart. Nur so bekäme man einen Überblick, wann die Attacken auftreten, welche und wieviel Medikamente eingenommen wurden.

 
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