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Bad Kissingen
Lebenshilfe baut Bad Kissinger Katharinenstift um
Die Lebenshilfe Bad Kissingen hat das ehemalige Katharinenstift in der Friedrich-List-Straße gekauft.
Lebenshilfe baut Bad Kissinger Katharinenstift um
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 04:55 Uhr
Seit zwei Jahren steht das ehemalige Pflegeheim Katharinenstift in der Bad Kissinger Friedrich-List-Straße leer. Im Januar sollen nun die Handwerker anrücken: 2,5 Millionen Euro investiert die Bad Kissinger Lebenshilfe in das gerade einmal 22 Jahre alte Gebäude, das vor 13 Jahren erweitert wurde. Entstehen soll eine Einrichtung mit 24 stationären und 19 ambulanten Pflegeplätzen. Der geplante neue Name weist auf die Lage oberhalb des Saale-tals hin: "Lebenshilfe-Haus Au-Blick".


Bezirk hat Bedarf anerkannt

Pfarrer Jochen Keßler-Rosa (61), gleichzeitig Vorstand des Diakonischen Werks Schweinfurt und - gemeinsam mit Alex Iffert - der Lebenshilfe Bad Kissingen, hat intensive Verhandlungen hinter sich. Mit Erfolg: "Der Bezirk hat festgestellt, dass es einen Bedarf an Betreuung für Menschen mit Behinderungen in Bad Kissingen gibt."
Das berichtet auch Monika Fella, Aufsichtsratsvorsitzende der Bad Kissinger Lebenshilfe: "Rund 40 Familien haben sich bei uns gemeldet, weil sie Wohnheim-Plätze suchen." Vor allem für schwerst-behinderte Menschen sei es sehr schwierig, überhaupt einen Platz zu finden. Hinzu kommen oft weite Wege, Maria Bildhausen und Schweinfurt seien noch die Alternativen mit der kürzesten Anfahrt.


Zuschüsse vom Freistaat

Aus Sicht von Monika Fella rundet die Lebenshilfe Bad Kissingen mit dem ehemaligen Katharinenstift ihr Angebot an Wohnplätzen (siehe Info) ideal ab: "Das ist eine rundum gelungene Sache und ganz wichtig für die Region", sagt die ehrenamtliche Aufsichtsratsvorsitzende, die selbst eine Tochter mit Behinderung hat. Zudem bringe die Lebenshilfe "wieder Leben in dieses tolle Haus". Gerade wegen der schönen Lage und Aussicht habe sie auch den Namen "Au-Blick" vorgeschlagen, und: "Die Kissinger wissen alle, wo das ist."
Eine wichtige Hürde haben die Pläne gestern genommen: Der Sozialausschuss des Bezirks Unterfranken stimmte Umbau und Modernisierung des Gebäudes zu. Dass dafür 2,5 Millionen Euro notwendig sind, hat auch Jochen Keßler-Rosa überrascht: "Das Gebäude ist ja noch nicht alt, aber es gibt viele neue gesetzliche Anforderungen." Unter anderem müssten die Bäder des früheren Seniorenheims an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasst werden. Aber auch eine neue Brandmeldeanlage ist vorgeschrieben.
Der Bezirk Unterfranken stimmte am Donnerstag einstimmig einem Zuschuss über 345 900 Euro zu. "Einstimmig und ohne jede Diskussion", berichtet der dortige Pressesprecher Markus Mauritz. Damit würden im Rahmen der institutionellen Förderung zehn Prozent der Gesamtkosten gefördert.
Vom Freistaat Bayern erhofft sich die Bad Kissinger Lebenshilfe knapp eine Million Euro an Zuschüssen plus Darlehen. Das Eigentum an der Immobilie sei bereits von der Diakonie an die Lebenshilfe über gegangen - "zum Freundschaftspreis", sagt Keßler-Rosa. Nicht betroffen sei davon das "Seniorenwohnen Katharinenstift": "Wir haben die Gebäude getrennt, das Wohnheim hat jetzt eine eigene Flurnummer und die neue Hausnummer 6", berichtet der Lebenshilfe-Vorstand. Von den 35 Wohnungen dort seien aktuell 33 belegt und zwei frei.


Ausschließlich Einzelzimmer

Wenn alles gut geht, soll der Umbau bereits im Januar starten. Das Konzept sieht vor, dass 24 Plätze im Bereich stationärem Wohnen unter anderem für Menschen mit schweren Behinderungen geschaffen werden. "Das ist für Menschen, die eine intensive Begleitung benötigen." Ein zweiter Bereich soll 14 Menschen eine Tagesstruktur geben, die aus den Behinderten-Werkstätten und aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Und schließlich soll es eine Art Wohngemeinschaft mit fünf Plätzen geben: "Menschen, die tagsüber in den Werkstätten sind, können dort zur Miete wohnen", fasst Keßler-Rosa die Idee zusammen. "Das Haus ist damit gefüllt", kommentiert er das Gesamt-Konzept. Das liege auch daran, dass es in Zukunft ausschließlich Einzelzimmer gebe. Das frühere Seniorenheim hatte 59 Plätze.
Lebenshilfe-Vorstand Jochen Keßler-Rosa hofft, dass der Umbau bis Ende des Jahres 2018 über die Bühne geht. Spätestens im April 2019 sollen die ersten Bewohner einziehen.

Verein Seit 1969 gibt es den Verein der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung in Bad Kissingen. Vor einem Jahr wurde die Leitung geändert, seitdem führen die gleichberechtigten hauptamtlichen Vorstände Alex Iffert und Jochen Keßler-Rosa die Geschäfte, der Aufsichtsrat aus Elternvertretern und Repräsentanten bleibt ehrenamtlich.

Einrichtungen Die Lebenshilfe Bad Kissingen betreibt je ein Wohnheim in der Bad Kissinger Hartmann- und der Nüdlinger Haardstraße mit insgesamt 52 Plätzen sowie die Franz-von-Prümmer-Schule. Im Mai wurde als Pilotprojekt in der Bad Kissinger Gartenstraße ein von der Stoffel-Haus-Stiftung (Soest) errichteter Neubau mit acht Wohnungen für Menschen mit Behinderung sowie einer Probewohnung zum Training für eigenständiges Leben bezogen. Zudem engagiert sich der Verein in der Offenen Behindertenarbeit (OBA). Die Lebenshilfe-Werkstätten in Hammelburg und Nüdlingen werden dagegen von der Lebenshilfe Schweinfurt betrieben.

Träger Das Pflegeheim Katharinenstift wurde in Trägerschaft des 2012 mit Schweinfurt fusionierten Diakonischen Werkes Bad Kissingen im Jahr 1995 erbaut und 2004 erweitert. Seit 2012 gehört es zum Diakonischen Werk Schweinfurt, dem zentralen diakonischen Trägerverein im Dekanat Schweinfurt, zu dem auch die Region Bad Kissingen gehört. rr
 
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