Es ist immer das Gleiche: Wenn sich der Landkreis Bad Kissingen in wirtschaftlichen oder sozialen Fragen mit anderen Kreisen oder Städten vergleicht, hängt der Rang, den die Region einnimmt, sehr davon ab, an wem sie sich misst. Im starken Bayern kommen oft nur Werte knapp unter dem Durchschnitt des Freistaats heraus. Verglichen mit dem Rest der Republik fällt der Vergleich dagegen meist recht positiv aus. Das muss man beim Blick auf den Sozialbericht, den die Bayerische Staatsregierung jetzt gerade neu vorgelegt hat, zur besseren Einordnung immer mitdenken.
Der Sozialbericht vereint Informationen über Einkommen der Bürger oder ihre Verschuldung mit Angaben über das erwirtschaftete Bruttosozialprodukt, das Renteneintrittsalter, die Kinderbetreuung oder erwerbsfähige Hilfsbedürftige. Ein Überblick aus Sicht des Landkreises Bad Kissingen in Stichpunkten.
Beim Bruttosozialprodukt, also der Summe an Dienstleistungen und Gütern, die vor Ort innerhalb eines Jahres hergestellt und bereitgestellt werden, ordnet der Sozialbericht den Bäderkreis zwischen 20 000 und 25 000 Euro pro Einwohner und Jahr ein. Das ist im Freistaat ein Platz im hinteren Drittel. Die Nachbarn Rhön-Grabfeld (25 000 bis 30 000) und Main-Spessart (30 000 bis 40 000 Euro) stehen deutlich besser da. Gleiches gilt für die Entwicklung der vergangenen Jahre. Da ist das Bruttosozialprodukt im Kreis Kissingen zwar deutlich gestiegen. Bei den Nachbarn stieg es aber noch mehr.
Beim Blick auf die Bevölkerungsentwicklung in den Jahren 2000 bis 2011 gehört Kissingen zu den Kreisen, die drei bis sechs Prozent Einwohner verloren. Für die Jahre bis 2031 wird zudem ein weiterer Bevölkerungsverlust von acht bis zwölf Prozent erwartet. Damit gehört die Region in Bayern jeweils zum hinteren Drittel.
Beim verfügbaren Einkommen gehört der Kreis Kissingen zu jenen Regionen Bayerns, die 90 bis 95 Prozent des Landesschnitts erreichen. Immerhin gab es laut Sozialbericht zwischen 2000 und 2009 aber einen Anstieg der verfügbaren Einkommen von 2,5 bis 5 Prozent. Damit liegt die Region in der vorderen Hälfte der Tabelle auf Landesebene. Der Kreis Rhön-Grabfeld hat sich in der gleichen Zeit deutlich günstiger entwickelt.
Mittelprächtig stellt sich im Bayernvergleich die Lage in Bezug auf Niedriglohnbezieher dar. Deren Anteil lag laut Sozialbericht 2010 im Bäderkreis unter 19 Prozent. Bayern weit am geringsten ist der Anteil von Niedriglöhnern im Landkreis Schweinfurt.
Ziemlich genau bayerischer Durchschnitt ist der Landkreis mit seiner Schuldnerquote. Diese Quote drückt aus, wie hoch der Anteil überschuldeter Erwachsener ist. Der Bäderkreis wird im Sozialbericht im Bereich von 6,6 bis 7,5 Prozent eingeordnet. Für Gesamtbayern beträgt die Schuldnerquote laut Sozialbericht 7,0 Prozent.
Was das Zugangsalter in Altersrenten angeht, nimmt der Bäderkreis mit knapp 63,8 Jahren in Bayern einen Mittelplatz ein. Im Spessart und in Rhön-Grabfeld gehen die Menschen etwas früher in Rente. In Oberbayern vielfach ein paar Monate später. Bei der Höhe der Renten liegt die Region um Bad Kissingen im Bayernvergleich im hinteren Tabellendrittel.
Was die Arbeitslosenquote angeht, gehört der Landkreis Bad Kissingen bei insgesamt aber günstiger Gesamtlage im Vergleich der Regionen in Bayern wie so oft zum letzten Drittel. Immerhin aber hat die Arbeitslosigkeit hier seit 2005 stärker abgenommen als anderswo. Dennoch: Eine Joblokomotive ist die Wirtschaft im Kreis nicht. Bei der Entwicklung in Sachen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gehört die Gegend um Bad Kissingen, Hammelburg oder Bad Brückenau ebenfalls zum hinteren Drittel in Bayern. Der Anteil von Teilzeitjobs dagegen ist überdurchschnittlich.
Beim Blick auf die Inanspruchnahme von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II nimmt der Kreis Kissingen in Bayern einen Mittelplatz ein. Der Anteil der erwerbsfähigen Hilfsbedürftigen wird im Sozialbericht mit drei bis vier Prozent angegeben.
Gut ausgebaut und gut genutzt ist in Bad Kissingen und Umgebung das Angebot an Kinderbetreuung. Bei der Tagesbetreuung von Drei- bis Sechsjährigen gibt der Bericht eine Quote von 94 bis 96 Prozent an. Damit übertrifft die Region den Bayernschnitt. Bei Kindern unter drei Jahren liegt die Betreuungsquote zwischen 30 und 35 Prozent. Auch das ist deutlich höher als der Landesdurchschnitt von 25 Prozent.