
Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland haben in der Umweltbildungsstätte in Oberelsbach über die Ergebnisse eines bundesweiten Insektenschutzprojektes diskutiert. „Brommi“ ist ein Leuchtturmprojekt für den Insektenschutz, wie es in der Pressemitteilung des Unesco-Biosphärenreservats Rhön heißt, und steht für „Biosphärenreservate als Modellregionen für den Insektenschutz“.
Das Treffen diente dem Erfahrungsaustausch, außerdem wollten Expertinnen und Experten hören, welche Erfahrungen die Landwirte in der Rhön gemacht haben.
In der Rhön auf 230 Hektar
Dr. Doris Pokorny , Leiterin der bayerischen Verwaltungsstelle des Unesco-Biosphärenreservats Rhön, betonte in ihrer
Eröffnungsrede: „Brommi ist für mich ein Herzensprojekt, denn es dreht sich um Maßnahmen zugunsten der Insekten, die direkt in die landwirtschaftliche Bewirtschaftung und in die kommunale Grünflächenpflege integriert werden. Dies ist angesichts des allerorten dramatischen Rückgangs der Insekten besonders bedeutsam.“
Es sei im Projekt bisher gelungen, gemeinsam mit Landwirten und Kommunen in den fünf beteiligten Biosphärenreservaten besonders insektenschonend zu wirtschaften. Jedes Jahr wird in diesen Biosphärenreservaten auf bis zu 670 Hektar Lebensraum für Insekten geschaffen.
In der Rhön wurden im Jahr 2024 auf etwa 230 Hektar gemeinsam mit elf Landwirten und zwei Kommunen Maßnahmen in den beiden Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen umgesetzt. Diese werden in den teilnehmenden Biosphärenreservaten – Schaalsee , Schorfheide-Chorin, Mittelelbe, Schwarzwald und der Rhön – wissenschaftlich begleitet und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Praktikabilität untersucht. Erste Ergebnisse des Monitorings von Heuschrecken und Tagfaltern sowie die Auswertung der Befragungen von Landwirten zu deren Motivation und Herausforderungen wurden vorgestellt.
Bei der Mahd stehen lassen
Ein Höhepunkt der Exkursion der Tagung war der Besuch bei Bioland-Landwirt Theo Heimgärtner. Auf seinem Hof in Oberelsbach diskutierten die Expertinnen und Experten über die Herausforderungen und Chancen der Messerbalkenmahd. Heimgärtner berichtete, dass er gute Erfahrungen gemacht habe mit dem Stehenlassen von wechselnden Streifen bei der Mahd, die als Rückzugsraum für Insekten dienen.
Das sei einfach umzusetzen. Auch der Besuch auf dem Hofgut Räder in Bastheim war erfreulich. Eberhard Räder, Landwirt und Betreiber der Biogasanlage erklärte anschaulich, wie eine Biogasanlage effizient arbeitet und Sonne und Wind ergänzen kann.
Wichtige Komponente: Klee
Dazu nutzt er Klee als „Hauptfutter“ für seine Anlage. Klee sei im Ökolandbau eine wichtige Komponente, um Beikräuter einzudämmen und gleichzeitig den Humusaufbau zu fördern, erklärte er. Gemeinsam mit Räder besichtigten die Gäste angelegte Blühflächen, Schonstreifen im Kleegras und Untersaaten. Räder ist so überzeugt davon, dass Landwirte eine Verantwortung für den Insektenschutz haben, dass er ankündigte, die Maßnahmen auch nach dem Projektende fortzuführen, heißt es in der Pressemitteilung.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der insektenfreundlichen Mahd kommunaler Flächen. Im Markt Oberelsbach wurde das Grünflächenmanagement in Zusammenarbeit mit „Brommi“ auf extensive Mahd umgestellt: Die Mitarbeiter des Bauhofs mähen den Großteil der öffentlichen Flächen nur noch zwei bis dreimal im Jahr. Dabei kommt der Balkenmäher zum Einsatz, der den Insekten Zeit zur Flucht lässt.
Bei einem Ortstermin erklärte Alexander Heimgärtner, stellvertretender Bauhofleiter, dass hochgewachsene Wiesen statt Rasen nicht bei allen Einwohnern auf Zustimmung stoßen. Durch Aufklärung habe man jedoch viele Bürgerinnen und Bürger von dem neuen Erscheinungsbild der Grünflächen überzeugen können.
Vitale Sträucher
Auch die Gemeinde Wollbach engagiert sich im Insektenschutz. So wurden bereits 650 Meter Hecken auf kommunalen Flächen zwischen Äckern und Wiesen gepflanzt, weitere sind geplant. Bei der Besichtigung einer dreireihigen, 450 Meter langen Hecke nördlich von Wollbach zeigten sich die Teilnehmer
beeindruckt von der Vitalität der Sträucher – dank des Regens und der sorgfältigen Pflege der Gemeinde.
Auch Geldgeber sind zufrieden
Mit schönen Eindrücken von der Landschaft und den Menschen des Unesco-Biosphärenreservats Rhön sowie erfreulichen Ergebnissen des Projekts im Gepäck reisten die Expertinnen und Experten schließlich wieder ab. Auch die Vertreter des Bundesamtes für Naturschutz, das Geldgeber des Projekts ist, äußerten sich erfreut über die Fortschritte. red