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LKR Bad Kissingen
Das sagen Landwirte aus dem Landkreis Bad Kissingen zur Bio-Quote
Bis zum Jahr 2030 will Bayern 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet sehen. Drei Bauern äußern sich dazu. Dass in nächster Zeit viele umsteigen, bezweifeln alle.
Ein Mähdrescher erntet Getreide – eine beliebte Anbaufrucht für Biobauern.       -  Ein Mähdrescher erntet Getreide – eine beliebte Anbaufrucht für Biobauern.
Foto: Boris Roessler/dpa | Ein Mähdrescher erntet Getreide – eine beliebte Anbaufrucht für Biobauern.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 22.08.2024 16:45 Uhr

Bis 2030 sollen 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Bayern biologisch bewirtschaftet werden. Derzeit sind es in Bayern 13,4 Prozent. Besser sieht es im Landkreis Bad Kissingen aus: In den vergangenen Jahren stieg der Anteil leicht auf 24,7 Prozent (2022) – damit ist der Kreis Platz eins in Unterfranken.

Von Verzicht auf Kunstdünger bis zur Fruchtfolge

Was begünstigt dieses Ergebnis? Was hält konventionell arbeitende Landwirte vom Bio-Anbau ab? Und ist eine weitere Steigerung hier möglich und sinnvoll? Dazu sprechen drei Landwirte aus der Region.

Der biologische Anbau verzichtet auf moderne Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger. Im Vordergrund steht die Vermeidung von Umweltbelastungen für die Natur und das Anbauprodukt. Ein weiteres wichtiges Merkmal für den biologischen Anbau ist die Beachtung der Fruchtfolgen: Frühestens alle fünf Jahre darf die gleiche Pflanze auf einem Acker wieder angebaut werden.

Strukturelle Gegebenheiten

Edgar Thomas , Obmann des Kissinger Bauernverbandes und Nüdlinger Landwirt, nennt einige Gründe, warum es in Bad Kissingen so gut läuft: Zum einen habe der Landkreis verhältnismäßig schlechte Böden – dadurch sei die Differenz des Ertrages von bio und konventionellem Anbau geringer.

Zudem gibt es im Landkreis viele Grünflächen und daher mehr Viehhaltung, bei der die Umstellung auf Bio einfacher ist. Auch sei der Anteil der Landwirte, die einen Nebenerwerb haben, höher. So sind sie nicht so stark auf die Einnahmen aus der Landwirtschaft angewiesen.

„Bio muss man wollen“

Georg Scheuring ist Geschäftsführer des Kissinger Bauernverbandes und Biolandwirt . Er weiß: „Eine Umstellung auf Bio ist nur dann sinnvoll, wenn es wirtschaftlich Sinn macht und zum Betrieb passt.“

Bei der Tierhaltung sei das im Gegensatz zum Ackerbau einfacher, weil der Ertrag sich nicht so sehr unterscheide. Und weil Äcker zwei Jahre während der Umstellung nicht als Bio gelten, aber der Ertrag bereits geringer ist. „Bio muss man wollen. Und es gibt die Frage der Wirtschaftlichkeit“, so Scheuring.

Markt für Bio ist eingebrochen

Derzeit sei die Lage für Biobauern schwierig: Durch die Ukrainekrise seien die Preise für Bioprodukte auf dem Markt eingebrochen. Aber Scheuring sagt auch: „Öko leidet seit Jahren.“

Während der Coronazeit habe es einen Aufschwung gegeben, vor allem für die Direktvermarkter. Doch mit der Inflation ging es bergab: Die Leute sparen an den Ausgaben für Lebensmittel.

Langfristige Verträge helfen

Das bemerkt auch Biobauer Andreas Schlembach aus Kleinwenkheim. Während der Coronazeit, wo die Leute nicht ins Restaurant, nicht in den Urlaub gingen, sei die Direktvermarktung gut gelaufen. Jetzt ist sie um rund 40 Prozent zurückgegangen.

Und er erwähnt noch etwas anderes: „Alles, was in den Großhandel geht, wird derzeit fast so niedrig wie konventionelle Ware bezahlt – nur erntet man beim Bioanbau eben nur die Hälfte.“ Er habe langfristige Verträge, daher spüre er weniger Auswirkungen. „Aber für jemanden, der jetzt umstellen will, ist es schwieriger.“

Mehr Wertschätzung wichtig

Was Biobauern das Leben einfacher machen könnte? Einfach mehr Geld findet Scheuring vom Bauernverband nicht gut. „Man könnte die Strukturen für Aufbereitung und die Annahme der Ernte verbessern.“ In seinem Ort sei eine Annahmestelle für Biogetreide , zu der Bauern von sehr weit her kommen.

Auch Schlembach findet: „Mit Geld kann man nicht alles regeln. Es geht auch um die Wertschätzung in der Bevölkerung.“ Die sieht er derzeit etwas schwinden. Oft seien der Urlaub oder das Auto wichtiger, was den Geldbeutel der Leute angeht.

Die von Bayern verfolgten 30 Prozent Bioanteil hält Schlembach für nicht sinnvoll: „Umso mehr Masse da ist, umso mehr sinkt der Preis für die Abnahme. Es wird auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen, wenn es zu viele Biobauern gibt.“

Neue Wege gehen

Edgar Thomas findet: „Man versucht jetzt mit aller Gewalt die 30 Prozent hinzubringen, aber man darf die Augen nicht davor verschließen, wie enttäuscht viele Biobauern von den Preisen auf dem Markt sind.“ Er ist der Meinung: „Sowohl bio als auch konventionell müssen neue Wege gehen.“

Der Bioanbau habe sich dadurch erschöpft, dass er nicht genügend Ertrag bringt und etliche Fördergelder koste – der konventionelle Bereich kämpfe etwa mit Resistenzen.

Mehr Kreislaufwirtschaft als gemeinsames Ziel

Seine Lösung: „Wir brauchen eine Kreislaufwirtschaft, dafür müssen die beiden Seiten wieder zusammenfinden.“ Das täten sie an der Basis auch. „Wir wollen Ernährungssicherung, Biodiversität , Klimaschutz und Energiewende. Wir müssen versuchen, das meiste im Sinne der Kreislaufwirtschaft rauszuholen“, so Thomas.

Hier in der Region würde das etwa heißen: Mehr Viehhaltung, um Dünger zu erhalten. Das funktioniere zielgenau mit neuen Technologien, die es auch in anderen Bereichen brauche. Aber vor allem den Austausch zwischen beiden Anbauarten betont er – wobei er sehr zuversichtlich sei. Das klappe sehr gut.

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