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Nüdlingen
Nüdlingen: Landwirt Egid Thomas starb im Alter von 94 Jahren
Ob auf dem Traktor, im Wald oder bei Gesprächen mit Nachbarn – Egid Thomas war bis ins hohe Alter eine prägende Figur in Nüdlingen. Sein Tod hinterlässt eine Lücke, die kaum zu füllen ist.
Landwirt Egid Thomas starb am 9. Dezember im Alter von 94 Jahren       -  Landwirt Egid Thomas starb am 9. Dezember im Alter von 94 Jahren
Foto: Privatarchiv Thomas | Landwirt Egid Thomas starb am 9. Dezember im Alter von 94 Jahren
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 25.01.2025 02:33 Uhr

Am 9. Dezember starb in Nüdlingen der Landwirt und langjährige Kommunalpolitiker Egid Thomas nach kurzer Krankheit im Alter von 94 Jahren im Kreise seiner Familie. Mit seinem Tod gingen auch Erinnerungen und Anekdoten aus neun Jahrzehnten verloren.

Ein Leben in Feld und Wald

„Ich bin so gern gewesen in Feldern, Wald und Flur, nun bin ich heimgegangen zum Schöpfer der Natur“, war in der Anzeige zum Tod von Egid Thomas zu lesen. Kaum ein anderer Gedenkspruch hätte wohl besser zu diesem Nüdlinger Urgestein gepasst.

Noch im Alter von 92 Jahren sah man den Senior fast täglich auf seinem Schlepper durch den Ort in eines der von Sohn Edgar gekauften Waldstücke fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Der Wald als Lebensaufgabe

Seinen von den Eltern übernommenen Bauernhof hatte er längst dem Sohn übergeben. Nun sah er es als seine Aufgabe an, die Waldgrundstücke in Ordnung zu halten, vernünftig einzuzäunen und sich um die Aufforstung zu kümmern. „Der Wald ist mein Hobby“, hatte er oft betont.

Fasziniert blickt Sohn Edgar auf die letzten Jahre seines Vaters zurück: „Es ist wirklich hervorragend, wenn man sieht, was er im hohen Alter noch alles geleistet hat.“

Abschied vom geliebten Schlepper

Als der geliebte Schlepper schließlich im Jahr 2022 nach 18.000 Betriebsstunden doch verkauft werden musste, meinte Egid Thomas: „Jetzt geht’s mir schlecht.“ Später, als er nicht mehr gut zu Fuß war, bekam er als „Ersatzfahrzeug“ ein seniorengerechtes Elektromobil . Doch das gefiel ihm anfangs überhaupt nicht.

Vom Schlepper auf ein E-Mobil? Was für ein Abstieg! Erst als die Urenkel mit dem Gefährt auf dem Hof herumkurvten, begann er sich mit dem Fahrzeug anzufreunden. „Wenn seine Urenkel ihn besuchten, hat er immer mit ihnen Spaß gemacht“, beschreibt Sohn Edgar die enge Verbindung seines Vaters zu den Jüngsten.

Lebensfreude bis zum Schluss

Bald wurden Egids Touren auf dem E-Mobil doch immer länger. „Manchmal mussten wir ihn an der Bundesstraße wieder einfangen, wenn die Batterie leer war“, erinnert sich der Sohn . „Er hat sein Leben wirklich bis zum letzten Tag ausgekostet.“

Doch im September kam der 94-Jährige mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus. Er spürte wohl selbst, dass sein Leben sich dem Ende näherte. „Er wollte auf keinen Fall im Krankenhaus sterben“, erzählt der Sohn . „In seinen letzten drei Monaten bekam er viel Besuch.“

Ein Leben für die Gemeinschaft

Die Nüdlinger kannten ihren Egid als guten Nachbarn, Freund, als engagierten Christen sowie als langjährigen Kommunalpolitiker und Bauernfunktionär. Seine zahlreichen Verdienste würdigte die Heimatgemeinde nach 36-jährigem Wirken im Gemeinderat, davon 18 Jahre als dritter und schließlich zweiter Bürgermeister, mit der Nüdlinger Bürgermedaille.

Sohn Edgar schildert den Vater als immer freundlichen, offenen, zugänglichen und hilfsbereiten Mann. „Die Leute haben sich immer gern mit ihm unterhalten und kamen kaum wieder von ihm los.“

Ein Stichwort reichte aus und der Senior, der sich nicht nur für die Nüdlinger Geschichte, sondern als Leser historischer Sachbücher für die deutsche Geschichte insgesamt begeisterte, kam ins Erzählen und schöpfte aus seinem reichen Erfahrungsschatz.

„Mein Vater wusste noch alles bis in jede kleinste Einzelheit, während die Betroffenen selbst sich kaum noch daran erinnerten.“ Egid Thomas glich einer wandelnden Ortschronik. Viele Geschichten aus dem Nüdlinger Dorfleben der vergangenen hundert Jahre werden mit seinem Tod verloren gehen.

Am 9. Dezember folgte Egid Thomas „auf der letzten Wallfahrt“ seiner im Januar 2019 verstorbenen Ehefrau Rita. Beide hatten sich schon in derselben Schulklasse kennengelernt und 1954 geheiratet. Er hinterlässt die Töchter Elfriede und Brigitte, Sohn Edgar, sechs Enkelkinder und zehn Urenkel.

Egid Thomas (1930-2024) und seine Ehrenämter:

  • Kommunalpolitik: 1960 bis 1996 Gemeinderat, davon 1972 bis 1978 dritter Bürgermeister und 1984 bis 1996 zweiter Bürgermeister, Vorstandsmitglied im CSU-Ortsverband
  • Landwirtschaft: stellvertretender Ortsobmann im Bauernverband (BBV), stellvertretender Vorsitzender örtlichen Jagdgenossenschaft, Bodensachverständiger, Wildschadensschätzer, Mitglied im Spruchausschuss, Wegebaumeister zur Neugestaltung des Flurwegenetzes im Rahmen der Flurbereinigung
  • Weitere Ehrenämter: 30 Jahre Verwaltungsrat der örtlichen Raiffeisenbank, zuletzt dessen Vorsitzender
  • Katholische Kirche: 1979 bis 2002 Führer der Nüdlinger Wallfahrt nach Vierzehnheiligen Initiator des 1996 errichteten Vierzenheiligen-Bildstocks, Mitglied der Katholischen Arbeitsnehmer-Bewegung (KAB)
  • Vereinsmitgliedschaften: Freiwillige Feuerwehr, Heimatverein, Chorgemeinschaft Frohsinn
 
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