Während die CSU-Fraktion in München bereits tagte, weil sie sich ausschließlich aus 85 Direktkandidaten zusammensetzte, mussten die meisten Kandidaten bis Dienstagabend auf das endgültige Ergebnis warten: Sechs Grüne holten ebenfalls ein Direktmandat, alle anderen waren von der Reihenfolge auf der Liste in ihrem Regierungsbezirk abhängig. In Unterfranken gab es gleich mehrere Überraschungen: Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Kathi Petersen aus Schweinfurt und Georg Rosenthal aus Würzburg etwa sind raus, Bio-Bauer Paul Knoblach (Grüne) und die Arnsteiner Bürgermeisterin Anna Stolz (Freie Wähler) schafften es neu in den Landtag. Der Stimmkreis Bad Kissingen ist nur durch den CSU-Direktkandidaten Sandro Kirchner vertreten. In der Rhön kam über die Liste noch Gerald Pittner (Freie Wähler) aus Herschfeld dazu.
23 508 Stimmen holte der 58-jährigen Amtsrichter. "Ich soll mich an der Pforte melden, denn ich habe ja noch gar keinen Ausweis für das Maximilianeum", erzählt Pittner auf der Fahrt nach München. Es gibt noch viele Fragezeichen: "Ich muss schauen, ob ich die Stadtratsarbeit weiterführen kann." Sein Kreistagsmandat werde sich wohl leichter mit dem neuen Amt vereinbaren lassen. Seine Ziele? "Ich will etwas erreichen für diese Region. Darum habe ich meine Wohlfühlzone verlassen."
Für Listenkandidat Steffen Hörtler aus Bad Kissingen war bereits am Sonntagabend klar, dass er nicht in den Landtag kommt, weil die CSU ausschließlich die Direktkandidaten nach München schickt. Selbst Barbara Stamm mit 194 556 Stimmen hatte keine Chance, auf Hörtler entfielen 5162 Stimmen. "Ich habe mich gefreut, dass es die Linke nicht geschafft hat", sagt er. Nachdenklich stimme ihn, "dass trotz alledem die AfD so stark geworden ist". Mit seinem Ergebnis ist er persönlich zufrieden. "Ich habe mit Abstand das beste Zweitstimmenergebnis von allen im Wahlkreis Bad Kissingen bekommen." Den Dialog mit den Bürgern will er künftig verstärken. Genauso wie seine politische Arbeit überhaupt. Er wolle raus in die Bevölkerung und "Basisarbeit leisten". Etwas habe er schon jetzt geschafft: "Ich bin angetreten, die Demokratie zu stärken."
Norbert Schaub (SPD) schätzte seine Chancen auf den Landtag sowieso gering ein: "Damit habe ich nicht gerechnet." Mit einer so deutlichen Schlappe allerdings auch nicht. 6237 Stimmen hat er unterfrankenweit. "Das wird jetzt sauber analysiert und sauber aufgearbeitet." Für ihn steht fest: "Ich glaube nicht, dass wir mit den Themen falsch lagen." Vielleicht hätten sie die Grünen nur "besser an den Mann gebracht".
"Wir müssen intensiver vor Ort tätig sein", sagt Schaub. Denn: "Wo wir mit den Leuten vor Ort gesprochen haben, haben wir die besten Ergebnisse." Sein großes Ziel: "Menschen wieder für Politik begeistern." Ideen habe er viele. "Ich bin jetzt in keine Depression gefallen. Ich stecke den Kopf nicht in den Sand. Ärmel hochkrempeln und weiter." Nächstes Ziel: Kommunalwahlen 2020.
Fokus auf Kommunalpolitik
Seit 2012 sitzt Norbert Schaub im Hammelburger Stadtrat und ist dort Fraktionssprecher. Als stellvertretender Kreisvorsitzender arbeitet er im Vorstand des SPD-Kreisverbands. Der 45-Jährige will sich positionieren. Bei der nächsten Wahl kann er sich vorstellen, als Bürgermeisterkandidat an den Start zu gehen: "Ich will jetzt nicht in der Versenkung verschwinden."
"Ich habe große Angst davor, dass die AfD noch mehr Stimmen bekommt", sagt Schaub. In der Hammelburger Kommunalpolitik sei sie zwar noch nicht vertreten, "aber wer weiß, was passiert". "Politik ist ein komplexes Feld. Das lässt sich nicht auf zwei drei Worte auf Wahlplakaten runterbrechen."
Auch Yatin Shah (Grüne) will dran bleiben. Freilich, bei den Erststimmen (8151) sieht er "Luft nach oben". Aber: "Bei den Zweitstimmen (5054) ist es super gelaufen, ich bin vorne dabei. Da bin ich sehr zufrieden." Zum ersten Mal war der 39-Jährige als Direktkandidat für Bündnis 90/Die Grünen bei den Landtagswahlen angetreten. Kein Platz in München - hat sich der Stress in den letzten Wochen und Monaten trotzdem gelohnt? "Ich bin Realist und weiter optimistisch, ich bin bekannter geworden. Ja, es hat sich gelohnt. Ich würde es wieder machen."
Ausspannen beim Wandern
Politik bedeutet für den Mediziner ein "Wettstreit von Ideen". Damit die auch in den ländlichen Raum hineinschwappen, setzt Yatin Shah auf Team-Arbeit. "Es braucht viele Beteiligte. Ich will jetzt den Schwung mitnehmen und noch mehr Mitstreiter gewinnen." Bevor sich der 39-Jährige wieder in die Forschungsarbeit wirft, gönnt er sich jetzt erstmal ein paar freie Tage: Wandern mit Freunden.
Mehr auf .