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Landkreis Bad Kissingen
Am 4. Februar in Bad Kissingen und Bad Brückenau: Demonstrationen für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus
In Kissingen, Hammelburg und Brückenau rufen Bündnisse auf, gegen Rechts zu protestieren. Es wird mit mehreren hundert Teilnehmern gerechnet. Ex-AfD Stadträtin Lippold-Eggen unterstützt die Demos.
Demokratie-Demo in Schweinfurt       -  Auch im Landkreis Bad Kissingen wollen die Menschen für Demokratie auf die Straße gehen, wie hier die Teilnehmer der 'Nie wieder ist jetzt' Demo in Schweinfurt.
Foto: Susanne Will | Auch im Landkreis Bad Kissingen wollen die Menschen für Demokratie auf die Straße gehen, wie hier die Teilnehmer der "Nie wieder ist jetzt" Demo in Schweinfurt.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 17.02.2024 02:56 Uhr

"Ich kriege jedes Mal Gänsehaut, wenn ich die vielen Menschen auf der Straße sehe", sagt Linus Rieß. Er ist der Kreisvorsitzende der FDP Bad Kissingen und meint die deutschlandweite Bewegung, die derzeit die Menschen dazu bringt, ein Zeichen zu setzen für Demokratie, Vielfalt und Toleranz und gegen Rechtsextremismus.

Die Deportationspläne rechtsextremer Netzwerke haben viele Menschen wachgerüttelt, so sein Eindruck. Auch im Landkreis Bad Kissingen sind inzwischen drei Demonstrationen offiziell angemeldet worden, und zwar in Bad Kissingen und Bad Brückenau (jeweils am Sonntag, 4. Februar) sowie in Hammelburg (Donnerstag, 8. Februar).

"Der Gedanke, etwas zu machen, war bei allen schon da", sagt Maren Schmitt, Vorsitzende der SPD in Bad Kissingen und Vorsitzende des Städtepartnerschaftskomitees. Sie sei von vielen Parteimitgliedern und Leuten aus der Städtepartnerschaft angesprochen worden, auch etwas zu organisieren.

Letztlich hat sie die Demo "Nie wieder ist jetzt" in Bad Kissingen gemeinsam mit allen Parteien, die es in der Stadt gibt, organisiert und angemeldet. "Wir machen es nicht als SPD , sondern es ist ein breites Bündnis", betont sie. 

Alle Parteien unterstützen die Demos

Unterstützt wird die Demo von CSU , DBK, FDP , Freie Wähler , Grüne, Linke, SPD , Integrationsbeirat, Mehrgenerationenhaus, der katholischen und evangelischen Kirche, dem Städtepartnerschaftskomitee, der Bildungsstätte Heiligenhof, Verdi, DGB, Europaunion und Solwodi.

"Wir alle haben gemerkt, dass sich etwas verändert hat", sagt Schmitt. Im Wahlkampf für die Landtagswahl im vergangenen Herbst sei man in den Fußgängerzonen immer wieder heftig angegangen worden. Teilweise seien die Menschen einem aggressiv bis "mit blankem Hass " begegnet, so Schmitt.

Rechtsextremismus hat Gesicht bekommen

Rieß bestätigt das. "Es war kein schöner Wahlkampf", beschreibt auch er eine aufgeheizte Stimmung. Die Deportationspläne haben dem Rechtsextremismus ein konkretes Gesicht gegeben. "Es ist jetzt nicht mehr nur ein Gefühl. Man sieht, was da auf rechtsextremer Seite läuft", sagt die SPD-Vorsitzende.

Dem wolle man sich in Bad Kissingen klar entgegenstellen. "Wir wollen zeigen, dass wir Rechtsextremismus in Deutschland nicht noch einmal wollen. Wir wollen zeigen, dass die Mehrheit dagegen ist", sagt Rieß.

Kundgebung am Rathaus mit OB

Beginn in Bad Kissingen ist um 14.30 Uhr am Theaterplatz. Von dort aus soll sich die Demo in Richtung Innenstadt in Bewegung setzen. Über die Ludwigstraße, die Untere Marktstraße, den Marktplatz und die Kirchgasse geht es zum Neuen Rathaus. Dort findet gegen 15.15 Uhr eine zentrale Kundgebung statt.

Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) wird sprechen, genauso wie Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Jacqueline Barraud-Volk. Laut Schmitt soll es auch Live-Musik geben, dafür ist die Organisation allerdings noch nicht abgesprochen.

Musiker können sich anmelden

Wer sich als Musikact an der Demo beteiligen will, kann sich per E-Mail melden. Informationen zur Demo findet sich auf der Homepage . Die Veranstalter rechnen mit rund 500 Teilnehmern. 

Polizei und Landratsamt gehen von einem friedlichen Versammlungsverlauf aus und rechnen nicht mit Störungen. "Wir werden den Verkehrsraum absichern", sagt Christian Pörtner, Leiter der Polizei Bad Kissingen.

Angemeldet sind zwar 500 Personen, die Erfahrungen aus anderen Städten zeigen aber, dass der Zulauf oft größer ist. Pörtner hält auch eine vierstellige Teilnehmerzahl für realistisch. 

Demos in Bad Brückenau und Hammelburg

Auch in Bad Brückenau demonstrieren Menschen am 4. Februar gegen Rechts. Veranstaltungsbeginn ist wie in Bad Kissingen um 14.30 Uhr. Treffpunkt ist das Alte Rathaus.

Als Veranstalter tritt eine Vereinigung "Brückenau ist bunt - Bündnis für Demokratie und Toleranz" auf. Der Zug verläuft nach Angaben des Landratsamtes über die Ludwigstraße zum Rathausplatz. Es wird mit 150 bis 200 Teilnehmern gerechnet.

In Hammelburg steht die Demonstration am Donnerstag, 8. Februar, unter dem Motto "Für Demokratie - gegen Hass und Hetze". Treffpunkt ist um 17 Uhr am Marktplatz. Es folgt ein Zug über die Bahnhofstraße, Dalbergstraße und Kissinger Straße zurück zum Marktplatz. Heer rechnet die Behörde mit 150 Teilnehmern. Gegenveranstaltungen sind nicht bekannt.

Landrat Thomas Bold (CSU) wird an den Veranstaltungen nicht teilnehmen, heißt es aus dem Landratsamt. 

Ex-AfD-Stadträtin: "Hoffentlich kommen viele"

Schmitt und Rieß freuen sich, dass mehrere Veranstaltungen im Landkreis Bad Kissingen stattfinden. "Es ist gut, wenn in jeder Stadt etwas ist. Da ist die Hürde für die Menschen geringer", sagt sie. Von SPD-Mitgliedern sei der Wunsch konkret geäußert worden, dass es eine Demo in Bad Kissingen gibt. "Es ist wichtig, dass wir es flächendeckend machen", meint auch Rieß. Es gehe darum zu zeigen, dass die Mehrheit gegen rechtsextreme Bestrebungen steht.

Die Bad Kissinger Stadträtin Freia Lippold-Eggen war vergangenes Jahr wegen der rechtsextremen Entwicklung innerhalb der AfD aus der Partei ausgetreten und hatte damit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. 

Sie will der Demo in Bad Kissingen ebenfalls beiwohnen und findet deutliche Worte in Richtung AfD-Anhänger. "Hoffentlich kommen viele Leute und hoffentlich kommen auch viele, die sagen, ich habe falsch gewählt", sagt sie. 

Sie betont, dass ihr bei der Ausrichtung in der Partei "Angst und Bange" werde. "Es gibt noch genug Leute, die sagen, das stimmt nicht, was über die AfD gesagt wird", meint Lippold-Eggen. Wer so etwas sagt, verschließe die Augen. Sie sei froh, dass die Menschen auf den Demos ein Zeichen setzen. 

 
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  • Heribert Mennig
    "Sie will der Demo in Bad Kissingen ebenfalls beiwohnen und findet deutliche Worte in Richtung AfD-Anhänger. "Hoffentlich kommen viele Leute und hoffentlich kommen auch viele, die sagen, ich habe falsch gewählt", sagt sie." Ja, das wäre schön! Allerdings braucht es dafür Voraussetzungen: 1. Die Leute müssen erkennen, dass die Gefahr für unsere Demokratie seit Bestehen der Bundesrepublik noch nie so groß war wie heute. 2. Dann müssen sie erkennen, dass dafür die AfD verantwortlich ist. 3. Sie müssen die Fähigkeit haben endlich umzudenken und 4. Sie benötigen menschliche Größe das alles zuzugeben! Diese menschliche Größe haben leider die wenigsten!
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  • Klaus B. Fiederling
    Deutschland wacht Gott sei Dank, solangsam auf und geht auf die Straßen. Aber: nicht nur demonstrieren gegen AfD und rechts, sondern auch beim wählen danach handeln!
    Einigkeit und Recht und Freiheit... so singen wir in unserer Nationalhymne!
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