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Bad Kissingen
Landkreis Bad Kissingen: Wo sind die Schmetterlinge?
Gartenbesitzer vermissen in diesem Jahr die Insekten in der Natur und in den Gärten. Experten rätseln und vermuten: Es hat mit dem Wetter zu tun.
Ein einzelnes Exemplar des Großen Ochsenauges ist in einem Garten auf Nahrungssuche. Von ihnen gibt es  jetzt wieder die ersten Sichtungen, freut sich Oskar Jungklaus.       -  Ein einzelnes Exemplar des Großen Ochsenauges ist in einem Garten auf Nahrungssuche. Von ihnen gibt es  jetzt wieder die ersten Sichtungen, freut sich Oskar Jungklaus.
Foto: Heike Beudertgibt | Ein einzelnes Exemplar des Großen Ochsenauges ist in einem Garten auf Nahrungssuche. Von ihnen gibt es jetzt wieder die ersten Sichtungen, freut sich Oskar Jungklaus.
Heike Beudert
 |  aktualisiert: 11.07.2024 17:05 Uhr

Es ist Blühsaison in den Gärten. Mit leuchtenden Farben locken die Blumen nun Bienen und Insekten; doch bislang fehlt heuer etwas in den Gärten und auch draußen in der freien Natur: das Flattern der bunten Schmetterlinge.Denn bisher sind sie nur vereinzelt zu entdecken. Diese Beobachtung von erfahrenen Hobbygärtnerinnen in Münnerstadt ist ein Phänomen, das sich für den gesamten Landkreis Bad Kissingen bestätigt, erklärt der Schmetterlingsexperte der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe,

Oskar Jungklaus, auf Nachfrage der Redaktion. Doch nicht nur die Region zwischen Rhön, Saale und Lauer ist betroffen. Das Tagfalter-Monitoring des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung , Department Naturschutzforschung, in Halle bekommt derzeit Mitteilungen aus dem gesamten Land darüber, dass es auffallend wenig Tagfalter gibt. Das erklärt die Projektkoordinatorin Elisabeth Kühn auf Anfrage.

Schmetterlinge gehören zu den  gerne gesehenen Insekten in einem Garten.       -  Schmetterlinge gehören zu den  gerne gesehenen Insekten in einem Garten.
Foto: Heike Beudert | Schmetterlinge gehören zu den gerne gesehenen Insekten in einem Garten.

„Es sieht extrem schlecht aus“, sagt Oskar Jungklaus für den Landkreis Bad Kissingen . Selbst in der Rhön beobachte man deutlich weniger Schmetterlinge, obgleich auf den Rhönwiesen „zumindest noch etwas flattert“. Doch in den Tälern sei die Situation ganz schlecht.

Nachtfalter weniger problematisch

Beim Tag der Artenvielfalt hat er jüngst zusammen mit anderen Naturfreunden in der Rhön die Schmetterlinge vermisst, die tagsüber aktiv sind. Bei den Nachtfaltern sei die Situation noch relativ normal. 65 Arten hat Jungklaus gezählt und ist damit halbwegs zufrieden, auch wenn es früher bei solchen Zählungen durchaus bis zu 100 Arten gewesen seien.

Eine positive Überraschung

Bei der Zählung in der Rhön gab es dennoch eine positive Überraschung. Der erst vor wenigen Jahren dort nachgewiesene Baum-Weißling wurde angetroffen. Das hat Oskar Jungklaus zwar gefreut, ist aber angesichts der Gesamtentwicklung trotzdem nur ein schwacher Trost.

Weshalb es bisher in diesem Jahr nur so wenige Tagfalter gibt, kann Oskar Jungklaus nur vermuten. Er geht davon aus, dass die Schmetterlingspopulationen unter dem Hitzesommer 2022 gelitten haben. Denn er er sagt, er könne sich nur 2004, nach dem vorausgegangenen Hitzesommer 2003, an ein ähnlich schlechtes Schmetterlingsjahr erinnern.

Rückgang noch ungeklärt

Auch Elisabeth Kühn vom Tagfalter-Monitoring am Helmholtz-Forschungszentrum in Halle vermutet einen direkten Zusammenhang mit den Klimaveränderungen . Vielleicht habe auch der krasse Wechsel von einem langen, kühlen Frühjahr hin zu plötzlicher Wärme und Trockenheit eine Rolle gespielt.„Aber wir können nur spekulieren.“

In der Rhön etwas besser

Dass Temperatur und Trockenheit einen Einfluss haben, hält Oskar Jungklaus auch deshalb für wahrscheinlich, weil die Situation in der kühleren und feuchteren Mittelgebirgslage der Rhön nicht ganz so dramatisch ist wie in denNiederungen. Elisabeth Kühn hat aus der Eifel die Information erhalten, dass es dort nicht so schlecht aussehe.

Hoffen auf den Juli

Sorge bereitet der Forscherin vor allem die Tatsache, dass schon die Frühlingsfalter nicht so häufig waren. Dass im Juni weniger Schmetterlinge unterwegs sind, sei nicht ungewöhnlich. Sie spricht von einer Junilücke. „Die letzten zwei Monate waren schlecht“, sagt Oskar Jungklaus. Nur im ganz zeitigen Frühjahr habe es im Landkreis Schmetterlinge gegeben, den hübschen Zitronenfalter beispielsweise. Elisabeth Kühn und Oskar Jungklaus hoffen jetzt auf die Sommergeneration der Schmetterlinge. Sie ist ab Juli zu erwarten. Vielleicht beginnt ja zeitnah wieder das Flattern in den Gärten und der Natur. Die Insekten hätten Strategien, solche Schwankungen auszugleichen, ist Oskar Jungklaus optimistisch.

Blühende Gärten sind wichtig

Doch können auch Gartenbesitzer mithelfen, damit die Schmetterlinge weiterhin durch die Lüfte flattern? Ja, meint Oskar Jungklaus. „Blühende Pflanzen sind immer gut“, sagt der Maßbacher; denn so stünden den Insekten auch Nahrungsquellen zur Verfügung. Es sollten vor allem heimische Pflanzen in den Beeten, auf den Balkonen und auf den Wiesen wachsen. Denn das sind Futterpflanzen für die Tierwelt. Er gibt auch einen Tipp eines Bund-Naturschutz-Kollegen weiter: Je weniger der Gärtner macht, desto besser sei das für die Insekten. Ein besonderer Dorn im Auge sind dem Schmetterlinskundler Thuja-Hecken. Die seien für nichts gut.

Verschwinden wird oft nicht bemerkt

Froh ist Oskar Jungklaus, dass es noch Menschen gibt, die das Fehlen der Schmetterlinge in diesem Frühling und Frühsommer überhaupt bemerkt haben. Seine Erfahrung ist eine andere: „Es fällt kaum auf, wenn irgendetwas nicht da ist.“ Es sei ein Problem, dass das Verschwinden oft unbemerkt bleibt.

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