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Landkreis Bad Kissingen
Es gibt immer mehr ältere Menschen bei sinkenden Einwohnerzahlen: 8 Fakten zum Landkreis Bad Kissingen
Der Landkreis altert und schrumpft. Doch welche Kommunen sind besonders betroffen, wie ist der bayernweite Vergleich, sind wir der älteste Landkreis? Und was sind die Hintergründe? Ein Überblick.
Rentnerparadies Bad Kissingen und lädlich geprägtes Umland, dazu eine landesweit steigende Sterberate – die prägensten Gründe für Überalterung und Schrumpfen der Bevölkerung.       -  Rentnerparadies Bad Kissingen und lädlich geprägtes Umland – die prägensten Gründe für Überalterung und Schrumpfen der Bevölkerung.
Foto: Ellen Mützel
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 02.08.2024 02:44 Uhr

Die Bevölkerung im Landkreis wird im Durchschnitt älter, außerdem schrumpft die Zahl leicht. Das zeigen auch die Zahlen, die das Bayerische Landesamt für Statistik errechnet hat. Hier sind acht Fakten zu unserer Bevölkerungsentwicklung: 

 

1. Bevölkerungsentwicklung

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1.1 Der Landkreis hat 2042 so wenige Einwohner wie in den vergangenen 40 Jahren noch nicht

  • Im Jahr 2002 lebten im Landkreis rund 109.400 Menschen, diese Zahl sank auf 104.600 Einwohner im Jahr 2022.
  • Bis 2042 wird das Tief von 2013/2014 wieder erreicht (102.400).

Cordula Kuhlmann aus dem Regionalmanagement im Landkreis Bad Kissingen weiß: In ganz Bayern weisen – außer München, Ingolstadt, Regensburg und der Landkreis Freising – alle kreisfreien Städte und Landkreise einen sogenannten Sterbeüberschuss auf.

„Insofern handelt es sich hier nicht um einen Trend, der nur den Landkreis Bad Kissingen betrifft, sondern ist gesamtgesellschaftlich begründet.“ In Bad Kissingen ist der Sterbeüberschuss trotz großer Wanderungsbewegungen in den Landkreis sehr hoch. 

Vom Landesamt für Statistik heißt es: "Der Rückgang in den Jahren vor 2013 erklärt sich damit, dass die mindestens seit dem Jahr 2002 zu verzeichnenden Überschüsse an Sterbefällen nicht durch die Zuwanderung ausgeglichen werden konnten, da der Wanderungssaldo in diesen Jahren sehr niedrig bzw. sogar negativ war."

In den Jahren 2014 bis 2017 gab es aufgrund von Schutzsuchenden insbesondere aus Syrien und im Jahr 2022 aufgrund der Schutzsuchenden aus der Ukraine einen erhöhten Wanderungssaldo, der sich entsprechend auch in der Entwicklung der Einwohnerzahlen niedergeschlagen hat.

1.2 Landkreis Bad Kissingen verliert, Bayern gewinnt

  • Die Einwohnerzahl verändert sich von 2022 bis 2042 im Landkreis Bad Kissingen um -2,1 Prozent.
  • In ganz Unterfranken sind es -0,5 Prozent. In Bayern hingegen steigt die Zahl um +4,6 Prozent. 

„Dies lässt sich mit dem grundsätzlich höheren Durchschnittsalter der Einwohner und einem höheren Anteil älterer Menschen im Landkreis erklären“, sagt Kuhlmann. Der Hintergrund: „Traditionell werden Bäderorte gerne als Altersruhesitze gewählt.“

Das Statistische Bundesamt hat zudem Zahlen, die zeigen: Ländliche Gegenden sind im Schnitt älter. Und eine ältere Bevölkerung zieht neben einer höheren Sterberate eine geringere Geburtenrate nach sich, weil junge Menschen fehlen. 

 

1.3 Der Landkreis ist unterfrankenweit etwa im Mittel, was die Veränderung der Bevölkerung angeht

  • Mit einer Veränderung von -2,1 Prozent Einwohnern liegt Bad Kissingen unterfrankenweit im Mittel (Platz 4 von 9).
  • Am meisten verliert Rhön-Grabfeld (-4,3 Prozent), am meisten gewinnt Kitzingen (+3,5 Prozent). 

„Frühere Prognosen von 2010 sahen für den Landkreis Bad Kissingen noch einen Verlust in Höhe von rund elf Prozent“, sagt Kuhlmann. Dies habe sich deutlich erholt, vor allem durch gesamtgesellschaftliche Effekte. Dazu gehören etwa Wanderungsbewegungen.

Sie vermutet aber ebenfalls „die vielfältigen Anstrengungen des Landkreises im Standortmarketing und Schaffung von attraktiven Wohn-, Lebens- und Arbeitsbedingungen“ als Anziehungsfaktor. 

Im unterfränkischen Vergleich erreicht der Landkreis mit 11,5 Prozent den höchsten Wert des Zuwachses durch Wanderungsbewegungen, was wiederum die Verluste durch die Altersstruktur ausgleicht.

 

1.4 Fuchsstadt gewinnt, Geroda verliert

Prognosen des Demographiespiegels 2019 bis 2039 vom Bayerischen Landesamt für Statistik zeigen: Manche Kommunen gewinnen, andere verlieren Einwohner. So ist Fuchsstadt die einzige Gemeinde, der ein Wachstum von +2,5 bis +7,5 Prozent vorausgesagt wird. Die Kommunen Maßbach, Ramsthal, Riedenberg, Thundorf und Wildflecken werden eine Veränderung von -7,5 bis -10 Prozent erleben, Geroda sogar von mehr als -10 Prozent

 

2. Altersstruktur

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2.1  Der Landkreis hat überdurchschnittlich viele alte und unterdurchschnittlich viele junge Menschen

Im Jahr 2022 machen …

  • die unter 25-Jährigen 22 Prozent der Gesamtbevölkerung im Landkreis aus. In Unterfranken sind es 28 Prozent, in Bayern 27 Prozent.
  • die 25- bis 60-Jährigen 44 Prozent der Gesamtbevölkerung im Landkreis aus. In Unterfranken sind es 48 Prozent, in Bayern 49 Prozent.
  • die über 60-Jährigen mit  34 Prozent der Gesamtbevölkerung im Landkreis aus. In Unterfranken und Bayern sind es 23 Prozent.

 

2.2 Die Verteilung der älteren und jüngeren Bevölkerung verstärkt sich im Landkreis bis 2042

Im Jahr 2042 wird in Bad Kissingen ...

  • die Zahl der unter 25-Jährigen um -3,0 Prozent sinken
  • die Zahl der 25 bis 60-Jährigen um -9,9 Prozent sinken
  • die Zahl der über 60-Jährigen um +8,7 Prozent steigen

Damit sinkt die Zahl der Erwerbstätigen, die Zahl der älteren Menschen, die nicht arbeiten und später gegebenenfalls Pflege benötigen, steigt. „Grundsätzlich sollte es Ziel jeder Region sein, agil und anpassungsfähig ihre Angebote stetig zu überprüfen und zu gestalten“, sagt Kuhlmann.

Der Landkreis verfolge schon lange einen Ansatz, der zwei Punkten Rechnung tragen soll: Zum einen ist dafür Sorge zu tragen, dass die älter werdenden Menschen gut versorgt werden und ein Umfeld vorfinden, das zu ihren Bedarfen passt. Zum andern aber auch die Belange jüngerer Menschen und die Attraktivität der Region für Familien und Arbeitnehmer stetig zu stärken und auszubauen.

 

2.3 Mehr Menschen im erwerbsfähigen Alter müssen sich um die im nichterwerbsfähigen Alter kümmern

Der Alten- und Jugendquotient gibt eine grobe Schätzung ab, wie viele Personen im nicht-erwerbsfähigen Alter auf Menschen im erwerbsfähigen Alter kommen. Der Gesamtquotient ist die Summe der beiden Zahlen und gibt an, wie viele Personen im nichterwerbsfähigen Alter auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter kommen.

  • Altenquotient: Im Jahr 2022 kamen im Landkreis 45 über 65-Jährige auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter. Bis 2042 steigt diese Verteilung auf 61.
  • Jugendquotient: Im Jahr 2022 kamen im Landkreis 31 unter 19-Jährige auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter. Bis 2042 steigt diese Verteilung auf 34.
  • Gesamtquotient: Im Jahr 2022 kamen im Landkreis 77 Menschen im nichterwerbsfähigen Alter auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter. Bis 2042 steigt diese Verteilung auf 95.

Im Landkreis Bad Kissingen wird die Anzahl der Personen im nichterwerbsfähigen Alter im Verhältnis zu den Menschen im erwerbsfähigen Alter steigen. Kuhlmann dazu: „Dies bedeutet, dass sich weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter um mehr Menschen im nicht erwerbsfähigen Alter kümmern werden müssen – wirtschaftlich und sozial.“

 

2.4. Der Altersdurchschnitt im Bad Kissingen ist der höchste in Unterfranken – und Platz 3 bayernweit

  • Das Durchschnittsalter liegt 2022 in Bad Kissingen 2022 bei 46,8 Jahren.
  • In Unterfranken sind es 45,1 Jahre und in Bayern 44.
  • Im Jahr 2042 steigt das Durchschnittsalter in Bad Kissingen auf 48,7 Jahre.
  • In Unterfranken steigt es auf 46,8 Jahre und in Bayern auf 45,4

Weil weniger Kinder als früher geboren werden, steigt das Durchschnittsalter aller Personen im Freistaat von 44 Jahren (2022) auf voraussichtlich 45,4 Jahre (2042) an. Alle kreisfreien Städte und Landkreise werden im Schnitt älter.

Bad Kissingen wird 2042 mit 48,7 Jahren der älteste Landkreis in Unterfranken sein. Damit liegt er bayernweit nach Kronach (49,8 Jahre) und Kulmbach (48,9 Jahre) auf Platz 3. München wird 2042 mit 42,1 Jahren den geringsten Altersdurchschnitt haben. 

 

Fazit: Landkreis sieht Chancen

Kuhlmann dazu: „Grundsätzlich ist von einer Bewertung in besser oder schlechter erstmal abzusehen, sondern in jeder Entwicklung können auch Chancen erkannt werden, die es zu nutzen gilt.“

So habe sich der Landkreis mittlerweile zu einer überregionalen Vorzeigeregion in innovativen, vorausschauenden Projekten, Netzwerken und Maßnahmen entwickelt. Zuwanderung und Studierende in die Region zurückzuholen, sei an vielen Stellen bereits gelungen. 

„Grundsätzlich ist dies jedoch eine partnerschaftliche Aufgabe der Kommunen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen und nicht des Landkreises allein.“ Hierfür arbeitet der Landkreis in verschiedenen Netzwerken, Projekten und Aktion mit diesen Partnern zusammen.

Projektbeispiele sind:

  • DeinHaus4.0 Unterfranken (für alle Generationen, Pflegeschüler und junge Bauleute)
  • Jugendfilmprojekte
  • Projekt „Barrierefreie Kommune“
  • Projekt „Jugendbeteiligung in kommunalen Gremien“
  • Pflegestützpunkt
  • JobBlogger / Jobmesse
  • Aller.Land (Kulturprojekt)
  • LEADER-Förderung
  • Bildungskommune
  • Neubau Campus Hammelburg & Campus BBZ Münnerstadt
  • Akademie Barbara Stamm

 

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