
Mit Aktualisierung und Fortschreibung des im Regionalplan Main-Rhön enthaltenen Kapitels „Gewinnung und Sicherung von Bodenschätzen“ – dazu gehören vor allem Sand und Kies, aber auch Basalt sowie Kalk- und Sandstein – befasste sich kürzlich der Regionale Planungsausschuss unter Vorsitz von Landrat Thomas Bold (CSU). Stimmberechtigte Mitglieder dieses Ausschusses sind neben dem Vorsitzenden weitere 24 Vertreter der kreisangehörigen Gemeinden, der kreisfreien Städte und der vier Landkreise Bad Kissingen , Rhön-Grabfeld, Haßberge und Schweinfurt sowie der Stadt Schweinfurt .
Die heimischen Bodenschätze bilden wichtige Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Die Sicherung der Versorgung mit oberflächennahen Rohstoffen sowie die Ordnung und Koordinierung der Rohstoffversorgung sind von öffentlichem Interesse, weshalb Rohstoffgewinnungsstellen frühzeitig gesucht und im Regionalplan des Bayerischen Landesentwicklungsprogramms ausgewiesen werden müssen.
Bei der Überarbeitung des Bodenschätze-Kapitels werden die bisherigen Abbaufortschritte sowie Erkenntnisse über Rohstoffqualität und -verfügbarkeit neuer Flächen geprüft. Beim Kalkstein geht es aktuell um die Weiterführung bestehender Abbauorte und Sicherung künftig benötigter Flächen. Bei Sand und Kies müssen neue Gewinnungsstellen gefunden werden, da hierfür einerseits hohe Nachfrage besteht, andererseits aber die bisherigen Abbaugebiete weitestgehend ausgeschöpft sind, wie die Ausschussmitglieder erfuhren. Deshalb muss vor allem hierfür der Regionalplan für die nächsten 20 Jahre fortgeschrieben und neue Gewinnungsflächen bedarfsgerecht ausgewiesen werden.
Ortsnahe Versorgung
Über die wirtschaftliche Bedeutung der Bodenschätze informierte Stephanie Gillhuber vom Bayerischen Industrieverband Baustoffe , Steine, Erden. Demnach werden allein für den Bau von nur einem Kilometer Bundesstraße 87 000 Tonnen benötigt. Doch auch für Alltagsprodukte wie Zahnpasta werden sie gebraucht. Bei der Gewinnung steht nach Gillhubers Aussage die „dezentrale, ortsnahe Versorgung im Vordergrund, um lange Transportwege zu vermeiden“.
Voraussetzung für die Fortschreibung des Regionalplans ist die Ermittlung künftigen Bedarfs. Über die Methodik und einzelnen Schritte des weiteren Vorgehens berichtete Anja Gebhardt vom Landesamt für Umwelt. Aus der Summe aller verfügbaren Informationen verfasst anschließend die Regierung von Unterfranken den Fachbeitrag zur Fortschreibung des Regionalplans, wie Sandra Weber von der Abteilung Raumordnung. Landes- und Regionalplanung den Mitgliedern des Planungsausschusses erklärte. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, war sie sich bewusst. „Die Ausweisung neuer Gewinnungsstellen in der Region Main-Rhön wird immer schwieriger.“ Zunehmender Widerstand in den Kommunen sei spürbar. Es gebe schon genug Baggerseen als Folge der Rekultivierung solcher Rohstoffgewinnungsflächen, sei oft zu hören, weshalb Gemeinden sich gegen weitere Eingriffe in die Natur wehren. Deshalb werde man versuchen, „die Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild zu minimieren“, versprach sie den versammelten Bürgermeistern und Kreisräten.
Der Bedarf ist groß
Auch in der nachfolgenden Diskussion wurde der Widerstand mancher Gemeinden deutlich. „Wie viel Rohstoff-Ausbeute verträgt eine Gemeinde oder Landschaft“, gab Bürgermeister Bernhard Ruß ( SPD , Sand am Main) zu bedenken. „Grenzen dürfen nicht überschritten werden. Wir haben schon genug Wasserflächen.“ Damit sagte er allerdings Regierungsvertreterin Weber nichts Neues: „Wir wissen, dass manche Gemeinden schon über Gebühr beansprucht werden.“
Bürgermeister Christian Keller (CSU, Grafenrheinfeld) bezweifelte die Durchsetzbarkeit neuer Gewinnungsstellen aufgrund zu erwartenden „Widerstands in der Bevölkerung, im Gemeinderat und bei unseren Landwirten“. Doch Sachgebietsleiter Oliver Weidlich wies darauf hin, dass „bei allem Verständnis für die Kommunen auch der Bedarf an Rohstoffen befriedigt werden muss“. Dies bestätigte Sandra Weber mit Zahlen: Allein an Sand und Kies wurde ein Jahresbedarf von 465 000 Tonnen pro Jahr festgestellt. Dies entspricht einem jährlichen Flächenbedarf von fast sieben Hektar, mit dazugehörigen Abstandsflächen sogar von knapp 13 Hektar.
Fragen vorab klären
Trotz ihrer Bedenken gaben abschließend auch die kritischen Ausschussmitglieder ihre Zustimmung zum vorgeschlagenen Fortgang nach ausdrücklicher Versicherung der Regierungsvertreter , dass „offensichtliche Nutzungskonflikte und Fragen vorab geklärt und örtliche Belange und Interessen betroffener Kommunen frühzeitig ermittelt werden“. Zudem erklärte Weber ihre Bereitschaft zu frühzeitigen Einzelgesprächen mit Gemeinden und ihren Ratsgremien. Erst wenn der jetzt zu fertigende Textentwurf für dieses Regionalplan-Kapitel vom Planungsausschuss in einer weiteren Sitzung beschlossen ist, soll das öffentliche Beteiligungsverfahren eingeleitet werden, das auch dann noch Gemeinden die weitere Mitwirkung ermöglicht.
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