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Bad Kissingen
Landkreis Bad Kissingen: Kaum Aussicht auf Glasfasernetz
Weniger als zehn Prozent aller Haushalte im Kreis Bad Kissingen haben Zugang zu Glasfaser. Besonders den abgelegenen Orten droht es, beim Ausbau abgehängt zu werden.
Je entlegener und kleiner ein Ort ist, umso weniger lohnt es sich für Unternehmen, die Menschen dort ans Glasfasernetz anzuschließen.       -  Je entlegener und kleiner ein Ort ist, umso weniger lohnt es sich für Unternehmen, die Menschen dort ans Glasfasernetz anzuschließen.
Foto: Gundolf Renze - stock.adobe (Symbolbild) | Je entlegener und kleiner ein Ort ist, umso weniger lohnt es sich für Unternehmen, die Menschen dort ans Glasfasernetz anzuschließen.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 13.11.2022 02:30 Uhr

Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, eine leistungsfähige Internetverbindung zu haben. Arbeiten im Homeoffice, die Kinder verfolgen parallel dazu den Schulunterricht von zuhause aus. An Videokonferenzen teilnehmen, Filme auf dem Smart-TV streamen, Computerspiele im Internet zocken. Damit all das funktioniert, müssen große Datenmengen bewegt werden. Die Anforderungen der modernen Informationsgesellschaft an die Datennetze steigen. Ziel der Bundesregierung ist es, Gigabit-Netze flächendeckend bis 2025 auszubauen. Gigabit-Netze haben eine Mindestgeschwindigkeit von 1 Gigabit pro Sekunde; erreicht wird dies über Glasfaserkabel .

Bis auf einzelne Stellen ist der Landkreis Bad Kissingen beim Glasfaserausbau bisher noch ein unberührter, weißer Fleck. Nicht einmal zehn Prozent aller Haushalte haben laut Breitbandatlas der Bundesnetzagentur und nach Angaben der Kommunen Zugang zu Glasfaser.

Zeitlofs ist Spitzenreiter

Spitzenreiter bei der Glasfaserabdeckung ist aktuell Zeitlofs. Mindestens 212 von 925 Haushalten (22,9 Prozent) sind über die Stadtwerke Hammelburg ans Glasfasernetz angeschlossen. Hinzu kommen einzelne Anschlüsse der Telekom , schätzt Tobias Fritzmann aus dem Zeitlofser Rathaus. 2015 wurden die ersten Glasfaserkabel verlegt, 2018 kam der Markt bei einem Förderprogramm zum Zug. Der Ausbau wurde mit bisher 1,5 Millionen Euro Steuergeldern gefördert.

Bisher ist der Markt darauf angewiesen, dass das Glasfasernetz bezuschusst wird. Aktuell hat kein Anbieter ein Interesse, den Ausbau in der abgelegenen kleinen Gemeinde eigenwirtschaftlich anzugehen. Langfristig sollen aber dennoch alle Zeitlofser Zugang zu Glasfaser bekommen. "Wir werden im Hinblick auf die Bayerische Gigabitrichtlinie noch heuer eine Markterkundung durchführen", sagt Fritzmann.

Zuschüsse gleichen Rosinenpickerei aus

Das große Problem ist, dass der Ausbau in kleinen, zersiedelten Dörfern kaum lukrativ für die Telekommunikationsanbieter ist. Wer abgelegen wohnt, hat erstmal Pech in Sachen Gigabit-Netz. Das spüren auch die Menschen in Wartmannsroth. "Die Gemeinde ist bestrebt, den Glasfaserausbau flächendeckend umzusetzen", sagt Celine Schaupp für das Rathaus.

Weil sich kein Unternehmen dafür interessiert, die 1000 Haushalte in zehn Ortsteilen anzuschließen, versucht es die Gemeinde über Förderprogramme. Mit Erfolg: Bis Ende 2023 soll die Hälfte aller Haushalte Glasfaser haben. 3,3 Millionen Euro Fördermittel sind in Wartmannsroth bis dahin ins Glasfasernetz geflossen.

Ausbau lohnt sich nur in der Stadt

Auch das mit 3800 Haushalten deutlich größere Münnerstadt hat mit der Problematik zu kämpfen. Der Ausbau lohnt sich nur zentral, die Menschen in den Stadtteilen haben das Nachsehen. Bis 2025 will die Telekom die Kernstadt erschließen, berichtet Bürgermeister Michael Kastl (CSU). "Die zehn Stadtteile sind hiervon leider nicht betroffen", bedauert er. Er plant, die Stadtteile, wenn möglich über ein Förderprogramm zu versorgen. Er strebt "eine gleichwertige Glasfaserversorgung aller Bürger an, unabhängig davon, auf welchem Stadtteil sie wohnen."

Eine solche Rosinenpickerei, also dass die Unternehmen nur lukrative Bereiche ausbauen und unrentable Orte links liegen lassen, plant die Große Kreisstadt zu unterbinden. Bad Kissingen will den Glasfaserausbau deshalb in die eigene Hand nehmen und über die Stadtwerke alle 13.000 Haushalte bis 2026 mit Glasfaser versorgen. "Damit ist die Gleichbehandlung aller Bürgerinnen und Bürger - unabhängig vom Wohnort - gewährleistet", betont Rathaussprecher Thomas Hack .

Daten zum Glasfaserausbau im Landkreis Bad Kissingen

Unsere Redaktion hat bei allen 26 Kommunen im Landkreis abgefragt, wie weit ihre Bürger mit Glasfaser versorgt sind. 19 Rathäuser haben uns geantwortet, sieben (Geroda, Schondra, Motten, Riedenberg, Oberleichtersbach, Rannungen und Thundorf) nicht. Der Ausbaustatus ist oft nicht bekannt: Acht von 20 Kommunen konnten keine Auskunft geben, wie viele Haushalte einen Glasfaseranschluss haben.

In der Regel hat bis auf an Rathäusern, in Schulen, in neuen Baugebieten oder bei Straßensanierungen bisher kaum ein flächendeckender Ausbau stattgefunden. Weniger als zehn Prozent aller Haushalte im Landkreis haben Zugang zu Glasfaser. Damit hinkt der Landkreis dem Durchschnitt hinterher: Laut Breitbandatlas haben im ländlichen Raum in Deutschland rund 22,9 Prozent der Haushalte Zugang zu Glasfaser.

 
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  • M. G.
    Die jenigen die bereits einen 30 Mbit/S oder 50 Mbit/s DSL-Anschluss haben müssen sich auch nicht beklagen, diese Bandbreite ist für viele Dienste über das Internet ausreichend. In zahlreichen Gemeinden wird immer noch das DSL über das alte Kupferkabelnetz geschaltet. Übertragungsgeschwindigkeiten von max. 10 Mbit/s Downstream und 1Mbit/s Upstream sind in den AGB'sals Normal deklariert. Diese Haushalte können nur von einem schnellen Internet träumen. Ein Ausbau bzw. Austausch des Übertragungsmedium's Kupfer für DSL-Anschlüssen größer 30 Mbit/s auf der letzten Meile wird bislang von der Telekom vielerorts abgelehnt, obwohl die Telekom ein monatliches Überlassungsgeld von den Wettbewerbern erhält und mit diesen Mitteln auch den Ausbau der letzen Meile finanzieren sollte. Was nützen geförderte Infrastrukturen wenn am Ende keine Kupferzuleitung ausgetauscht wird.
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  • f. p.
    Ich bin mir nicht sicher, aber ich gehe schon davon aus, dass wenn die Stadtwerke, das städtische Tochterunternehmen, unter der Marke "Kissconnect" den Glasfaserausbau für alle Haushalte in der Kissinger Innenstadt durchführen will, könnte sich dies künftig auf den Strom und Gaspreis für den Kissinger Bürger negativ auswirken.

    Jeder Hausbesitzer sollte bedenken, dass der Anschluss nur bis zum Haus gelegt wird und von da an, muss der Hausbesitzer auf seine Kosten die Kupferleitungen in seinem Haus durch Glasfaserleitungen ersetzen und das kann beim Haus oder Mietwohnungen ordentlich Geld kosten. Will ein Mieter diese Leitung ,muss der Vermieter die Kosten dafür bezahlen.

    Für Firmen hat Glasfaser sicherlich Vorteile. Für den Normalnutzer in Bad Kisingen reicht eine 50Mbit/s Versorgung mehr als aus. Wer dennoch mehr Leitung möchte kann in Bad Kissingen und seinen Ortsteilen bis zu 200 Mbit/s buchen. Mehr aber braucht wirklich kein normaler Haushalt.
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  • B. F.
    ausserdem bleibt den Menschen dort einiges erspart. Bei uns buddelt die Deutsch Glasfaser schon mehr als 1 Jahr die Strassen auf....nicht nur einmal.....ein Chaos, da werden sogar Hofeinfahrten aufgegraben ohne die Anwohner davon zu informieren
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  • H. H.
    Das ist doch nur ein Hype! Keiner braucht Glasfaser! Keiner braucht Gigabit! Und man sieht doch auch dass diesen Irrsinn keiner mehr finanzieren will.
    30 oder 50 Mbit reichen auch um nen Film zu schauen .. und MEHR...wer braucht das?
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    @HeilHK: Nicht Jedem reicht eine Motorsäge um im Wald Holz zu machen ....
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  • M. S.
    Es gibt genügend Firmen und Privatpersonen, die auf einen möglichst großen Upstream angewiesen sind. Beim etablierten DSL ist dieser asymmetrisch, d.h. bei 50 Mbit/s vielleicht um 10 Mbit/s. Wer von zuhause aus arbeitet und darauf angewiesen ist, große Dateien ins Internet zu platzieren weiß, was solch ein schmaler Upload bedeuten kann.

    Von daher: es gibt genügend Gründe für Glasfaser. Der wichtigste davon ist die Attraktivität des ländlichen Raums gegenüber der Stadt wieder zu steigern.
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