Jedes Jahr im Sommer geraten Heuballen in Brand und nicht immer gelingt es, das Feuer rechtzeitig von den Scheunen fernzuhalten. Dass scheinbar trockenes Heu sich selbst entzündet, überrascht Laien und ist für Landwirte eine große Gefahr.
Wachsam sein
„Wenn das Heu frisch eingebracht ist, schlafen wir nicht gut“, berichten Anja und Diethard Wagenbrenner (Oberthulba) von ihrer derzeitigen Situation. Vor allem, da bei Kollegen erst kürzlich Heu in Brand geriet. „Wir sind besonders wachsam und messen regelmäßig die Temperatur in den Ballen.“
Betreten Wagenbrenners ihr Heulager versuchen sie, als Erstes festzustellen, ob „etwas zu riechen“ ist. „Lange bevor sich das Heu entzündet, riecht es modrig“, beschreibt es Wagenbrenner. Es sei ein merkwürdig muffig und stickiger Geruch, der auffalle.
Temperaturen bis 200 Grad
Warum kann Heu, das offensichtlich trocken ist, eigentlich in Brand geraten? Wolfgang Klein vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erklärt: „Wenn das Heu mit einem zu hohen Wassergehalt in die Scheune eingebracht wurde, beginnen biologische Prozesse, die zu einer Erwärmung im Heustock oder Heuballen führen. Es können im Inneren des Heustocks Temperaturen von bis zu 200 Grad Celsius entstehen.“
Natürlich fährt kein Landwirt wissentlich feuchtes Heu ein, beziehungsweise wirft die Ballenpresse an, wenn das Heu nicht ausreichend trocken ist.
„Man kann noch so gut trocknen und immer wieder kommt es vor, dass in einem Ballen nach dem Pressen Stellen nicht ganz optimal sind“, weiß Wagenbrenner aus Erfahrung. Es komme auf den Zeitpunkt der Mahd an.
Landwirt reagierte schnell
Der erste Schnitt erfolgte im Frühjahr und wurde zu Silage. Vier Wochen später folge der zweite Schnitt für Heu. In diesem Jahr beobachte er ein Phänomen, dass er bisher noch nicht kannte. Die Heuballen ließ Wagenbrenner, der Vorsicht willen, zwei Tage länger auf der Wiese sitzen. Kaum in der Scheune, knickten Ballen seitlich ein, als wenn sie in sich zusammenfallen würden.
Wagenbrenner wurde hellhörig, er besorgte sich eine Messsonde und räumte die Ballen so auf Paletten um, dass sie luftig und mit möglichst wenig Druck lagern können.
„Das Gras war zu jung, der Eiweißgehalt zu hoch“, erklärt sich Wagenbrenner die umgeknickten Heuballen. Dass sich im Inneren der Ballen Mikroorganismen zu schaffen machten, zeigt sich schon beim Blick von außen, leicht gräulich wurde es in Richtung Ballenmitte.
„Mit der Temperatur ist aber alles in Ordnung.“ Wagenbrenner schaut erleichtert auf das Display an der Messsonde. 25,7 Grad im Inneren des Heuballens seien optimal. Bei Temperaturen zwischen 45 und 60 Grad werde es bedenklich und ab 60/70 Grad brandgefährlich.
„Wegen des Luftabschlusses entsteht oftmals nicht gleich ein offenes Feuer, welches dann aber beim Ausräumen des Heulagers entfacht wird“, erklärt Klein.
„Wenn so hohe Temperaturen gemessen werden, muss erst die Feuerwehr gerufen werden. Keinesfalls sollte man allein beginnen, die Ballen aus der Scheune zu fahren“, weiß Wagenbrenner. „Auch wenn es riecht, würde ich immer erst die Feuerwehr alarmieren.“ Ist die Feuerwehr vor Ort, könne ein Feuer schnell und effektiv gelöscht werden und ein größerer Scheunenbrand möglicherweise verhindert werden. Diese Vorgehensweise hält auch Tiemo Stürzenberger, der Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Oberthulba für sinnvoll und richtig.
Drei Monate lang kontrollieren
Die regelmäßige Überwachung mit einer Heumesssonde, die dem Landwirt über die Innentemperatur eines Heuballens Auskunft gibt und die dazugehörigen schriftliche Dokumentationen, sollte idealerweise drei Monate fortgeführt werden, lautet die Empfehlung des Amtes.
Außerdem gebe es mittlerweile auch moderne Pressen, die Sensoren eingebaut haben, die die Feuchte des Heus während des Pressvorgangs an den Fahrer übermitteln. „Beim Einholen des Erntegutes sollte das Heu eine maximale Feuchte von 16 Prozent haben“, so Klein.
Außentemperatur hat keinen Einfluss
Inwieweit Hitze für Heubrände ausschlaggebend sein könnte, winkt Klein ab. „Wenn das Erntegut trocken ist, spielen hohe Außentemperaturen beim Einlagern für weitere Lagerung keine entscheidende Rolle.“
Die regelmäßige Überwachung des Heus sei im Eigeninteresse eines jeden Landwirt, der hochwertiges Futter benötige, bestätigt auch Georg Scheuring, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes .
Normale Brandmelder sind keine Lösung
Mit einem einfachen Brandmelder für Wohnräume könne eine Scheune nicht überwacht werden. „Aufgrund der Staubentwicklung, ist das nicht möglich“, erklärt Tiemo Stürzenberger. Für landwirtschaftliche Betriebe gebe es spezielle Anlagen, die allerdings in Anschaffung und Wartung kostenintensiv seien.
„Man ist schon angespannt“, beschreiben Wagenbrenners die Wochen rund um die Heumahd. Schließlich gelte es nicht nur das Futter fürs Vieh, sondern den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb mit Stall, Scheune, Wohnhaus und Viehbestand sowie die unmittelbare Nachbarschaft zu schützen.
Das könnte Sie auch interessieren: