
Sonst sahen sie sich fast jeden Tag, oft schob die Tochter den Rollstuhl der Mutter bei Ausflügen in die Stadt. Seit Herbst ging das immer seltener. "Für meine Mutter ist es fürchterlich, dass sie nicht raus kann", sagt Jutta Müting aus Bad Kissingen .
Seit Juli wohnt ihre 94-jährige Mutter in einem Pflegeheim in Bad Kissingen . Die einzige Möglichkeit, sie zu besuchen, läuft über einen negativen Corona-Test. Der ist aufwendig zu organisieren. Seitdem es im Tattersall in Bad Kissingen nicht mehr die Möglichkeit gibt, einen Schnelltest zu machen, ist es wieder schwieriger geworden, einen Test zu erhalten.
Belastend sei das für Heimbewohner und für Angehörige. Der normale Bürger komme nur mit viel Aufwand an die erforderlichen Tests, findet Müting. Beim Bürgertelefon des Landratsamtes sei es schwer, jemanden zu erreichen. "Entweder es ist besetzt oder es geht keiner ran."
Termin mit dem Pflegeheim abstimmen
Jedes Treffen muss im Vorfeld gut mit dem Pflegeheim abgestimmt und organisiert sein. Denn der Antigen-Schnelltest darf nicht älter als 48 Stunden sein, beim PCR-Test sind es 72 Stunden. Das Ergebnis muss schriftlich vorliegen und den Pflegenden im Heim vorgelegt werden.
Die Mitarbeiter im Pflegeheim schaffen es nicht, auch die Besucher zu testen. Das Personal sei sehr freundlich, findet Müting. "Die können aber auch nicht mehr tun. Sie haben ihre Vorgaben."
Das letzte Mal hat sie ihre Mutter an Neujahr gesehen, davor zwei Tage in der Weihnachtszeit .
Treffen auf der Terrasse
Ihre Mutter saß im Rollstuhl auf der Terrasse, eingehüllt in Decken, und sie stand mit Abstand draußen im Kalten. "Wir rufen uns dann zu", sagt Müting. Die Verständigung sei schwierig. Ihre Mutter hört schlecht, deshalb ist telefonieren keine wirkliche Option. Andere Heimbewohner sieht Müting bei den Treffen nicht, da die Treffen separat stattfinden.
Das letzte Treffen ist fast drei Wochen her. Müting will ihre Mutter endlich wiedersehen. Sie wird sich bei der PCR-Teststrecke in Oerlenbach testen lassen. Es ist ihr erster Test dort. Der erste Termin, den sie zunächst ausgemacht hatte, passte nicht mit dem Terminplan des Pflegeheims überein, deshalb habe sie die Testung verschoben.
Testungen im Tattersall erwünscht
Müting wünscht sich, dass die Testungen im Tattersall weitergeführt werden. Sie hat damit gute Erfahrungen gemacht: "Die Testung ging problemlos. Ich habe zehn bis zwanzig Minuten gewartet und dann gab es das Ergebnis." Bezahlen musste sie nichts.
Diese Möglichkeit der Testung bot der Landkreis allerdings nur bis zum 8. Januar an.
Dort kann man an jedem Werktag auf dem Marktplatz kostenlos einen Schnelltest machen lassen und somit auch spontan ältere Verwandte besuchen und auch pflegen. Möglich ist dieser "Service" durch zahlreiche Freiwillige.
Zu den Pflegeheimen: die Bediensteten machen einen grandiosen Job und ich kann das gejammer dieser Frau nicht nachvollziehen. Sie kann ihre Mutter ja nach hause holen, dann können sie machen, was sie wollen und können reden und sich sehen so oft sie wollen. Ob man das haben möchte, muss jeder selbst entscheiden. Meine Angehörigen werden (noch) zu hause versorgt und selbst da sagen die beiden Damen zuweilen, dass sie auf Besuch verzichten wollen. So manches Gejammer halte ich für Gefasel auf ganz hohem Niveau. So wie es den Deutschen am liebsten ist.