Es ist eine Kooperation, die beiden Seiten nutzt: Der Landkreis Bad Kissingen und die Universität der Bundeswehr München haben einen Vertrag unterschrieben, der den Aufbau und den Betrieb eines eigenen Datennetzes im Landkreis Bad Kissingen regelt.
„Wir ergänzen uns da prima“, freut sich Prof. Dr. Wolfgang Hommel, Leitender Direktor des Forschungsinstituts Code an der Bundeswehr-Uni. Die Initiative kam von Hartmut Vierle. Der Informatiker ist im Landratsamt für Digitalisierung, Breitband und Mobilfunk zuständig.
Antennen in der gesamten Region
Vierle baut seit einiger Zeit ein eigenes Datennetz auf: Insgesamt 19 sogenannter Gateways, also Antennen mit Verstärkern, hat er dafür bereits installiert, je einen auf der Wasserkuppe und dem Heidelstein sowie 17 im Landkreis Bad Kissingen, etwa auf Hochbehältern oder anderen öffentlichen Gebäuden.
Weitere 50 Gateways hat Vierle nach eigenen Worten bereits bestellt. Damit will er ein Datennetz über den gesamten Kreis spannen.
Bundeswehr-Uni wertet die Daten aus
Die Gateways sind einfache Mobilfunkantennen, die entweder über einen Internetanschluss oder mit einer eigenen Sim-Karte ausgestattet sind. Den Aufbau übernimmt Vierle, die Auswertung der Daten und die Betreuung der Software managt die Bundeswehr-Uni.
Dort passt das Datennetz gut in die aktuelle Forschung: Laut Prof. Hommel wurde mitten in der Pandemie ein deutscher Aufbau- und Resilienzplan beschlossen, der auch die Bereiche Digitalisierung und Datensicherheit umfasse.
Forschungsgruppe kann mit realen Daten arbeiten
„Wir sind gerade in einer Phase, in der die Forschung mit der Praxis verbunden werden soll“, berichtet Hommel. Statt mit Laborwerten könne sein Institut nun mit realen Daten aus dem Landkreis Bad Kissingen arbeiten.
Als Forschungsschwerpunkt soll nun zunächst ein Hochwassermanagement aufgebaut werden. Dazu hat Breitband-Beauftragter Hartmut Vierle bereits zehn Ultraschallsensoren an Saale und Sinn aufgebaut, weitere 20 sollen bis an die Lauer und die Thulba folgen.
Batterie hält mehrere Jahre
Ein Sensor koste gerade einmal 80 Euro, die Batterie halte drei bis fünf Jahre, und dank des Funknetzes seien auch keine Datenkabel notwendig. „Die Sensoren arbeiten völlig autark“, betont Vierle.
Entwarnung gibt Vierle auf Nachfrage zum Thema Sicherheit: Zum einen sei die Strahlungsleistung extrem gering. Es würden auch nur ganz kleine Datenpakete und die in Abständen von 15 Minuten übertragen.
Nicht zum Abhören geeignet
Audio- oder gar Video-Daten könne das einfache Datennetz gar nicht verarbeiten. „Es muss also keiner Sorge haben, dass er abgehört wird“, betont Vierle. Das bestätigt auch Informatik-Professor Klaus Buchenrieder von der Bundeswehr-Uni. Zudem würden auch nie irgendwelche personenbezogenen Daten erhoben .
Warnung vor Hochwasser
„Leider kann aus einem kleinen Rinnsal schnell ein reißender Fluss werden“, sagt Landrat Thomas Bold und begrüßt den Aufbau eines Hochwassermanagements im Landkreis.
In seiner Heimatgemeinde Wartmannsroth hätten die Bürgerinnen und Bürger in Dittlofsroda und Windheim erlebt, wie schnell ein Hochwasser zuschlagen kann.
Von Parkleitsystem bis Wasseruhren
Zudem sehen Bold und Vierle jede Menge weitere Anwendungsgebiete: Wenn eine Gemeinde etwa den Wasserstand eines Hochbehälters überwachen will, müssten in Zukunft keine Datenkabel mehr verlegt werden. „Das spart sehr viel Geld“, weiß Bold aus eigener Erfahrung.
Aber auch viele andere Anwendungen seien denkbar, etwa die Erhebung von Daten für ein Parkleitsystem, für den öffentlichen Nahverkehr, als Grundlage für einen effizienteren Winterdienst oder auch das Ablesen von Funkwasserzählern.
Entscheidung zur Nutzung fällt vor Ort
Wobei in den einzelnen Kommunen entschieden werden müsse, ob das zum Einsatz kommt. Etliche Kommunen hätten bereits Wasserzähler, die Messdaten automatisch übertragen, andere, wie etwa Zeitlos, hätten sich aber auch dagegen entschieden.
Zudem können auch Privatpersonen das Netz jederzeit nutzen und sogar durch weitere Gateways erweitern. Durch eine Open-Source-Lösung würden jeder Bürgerin und jedem Bürger die Daten zur Verfügung stehen. Trotzdem habe der Datenschutz oberste Priorität.
Hier finden Sie einen Bericht zur Erdfunkstelle Fuchsstadt: