Was Hausärzte angeht, gilt der Landkreis mit 108 Prozent als „überversorgt“. Doch der Schein trügt, zumindest was die Praxen auf dem Land angeht. Denn das Durchschnittsalter der Ärzte, das 2010 bei 56 Jahren lag, beträgt jetzt 58 Jahre. „Es gab Null Zuwachs“, bilanziert der stellvertretende Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbands Rudolf Schikora. Dass Hausärzte keine Nachfolger finden, treibt nicht nur Patienten, sondern auch Bürgermeister um, wie unsere Umfrage in einigen Kommunen ergab.
Als es damals hieß, dass Oerlenbachs Hausarzt Dr. Alfred Hansl in den Ruhestand geht, machte sich Bürgermeister Siegfried Erhard Sorgen. Denn wenn er keinen Nachfolger bekommen hätte, wäre Dr. Horst Michl aus Ebenhausen der einzige Hausarzt in der Großgemeinde gewesen. Doch im Juli 2011 übernahm Dr. Peter Rosenbeiger die Praxis. Auch in Nüdlingen sah eine Zeit lang alles rosig aus: Zu den alteingesessenen Doktores Robert Pfitzmaier und Erdmute Baudach kam eine neue Allgemeinärztin dazu. Allerdings hat Elena Ruch ihre Praxis schon wieder geschlossen.
In der Marktgemeinde Burkardroth gab es bis vor einiger Zeit fünf Hausärzte in vier Praxen. Dr. Bernd Ruhl aus Premich ging 2011 in Ruhestand. Die Ärzte Wolfgang Dachroth in Burkardroth und Rudolf Schikora in Katzenbach haben das Renteneintrittsalter bereits erreicht. Verlässliche Größen in der Ärzteversorgung sind derzeit lediglich Dr. Christian Staab und Dr. Stephan Stoll in der Gemeinschaftspraxis in Wollbach.
Neues Ärztehaus für Burkardroth
Problematisch ist zudem, dass auch die Ärzte in den Nachbarkommunen Steinach, Waldberg und Sandberg, die einen gewissen Patientenstamm aus Burkardroth hatten, allmählich aus Altersgründen die Praxen aufgeben.
„Die Situation bei uns spitzt sich zu“, sagt Bürgermeister Waldemar Bug. Schon wenn ein Arzt 14 Tage im Urlaub ist, gibt es bei den anderen einen Patienten-Stau. „Wir bräuchten eine rasche Regelung“, sagt der Bürgermeister mit Blick auf die große Politik. „Es muss für Ärzte wieder attraktiv werden, sich auf dem Land anzusiedeln.“ Dann erzählt er von dem Projekt Ärztehaus, das die Mediziner Staab und Stoll vor einiger Zeit an ihn herantrugen. Denn sie würden ihre Praxis gern vergrößern und in dem neuen Haus dann vielleicht auch noch Räume für einen Physiotherapeuten ansiedeln.
Das Ärztehaus könnte im Bereich des Kindergartens in Burkardroth entstehen. Die Gemeinde würde das Grundstück kostengünstig zur Verfügung stellen, so der Bürgermeister. Aktuell versucht er Fördertöpfe zum Beispiel bei der Regierung von Unterfranken anzuzapfen. Auch das Land Bayern hat einen Posten im Haushalt, der laut Bug für solche Vorhaben ausgeschöpft werden könnte.
„Bad Bocklet ist schon im Notstand“, signalisiert Bürgermeister Wolfgang Back. Während er sich 2010 noch darüber freute, dass Dr. Winfried Breitenbach mit seiner Praxis in den Laudensack-Komplex umzog und ein weiterer Arzt seine Zusage für das frisch sanierte Haus in der Ortsmitte gegeben hatte, sieht jetzt alles ganz anders aus. Denn der Mediziner sagte kurz vor Weihnachten ab. Er wäre Nachfolger von Badearzt Dietmar Werner geworden, der jetzt zum 1. Januar 2012 in den Ruhestand ging. Schon vor zwei Jahren hatte Werner einen Nachfolger gesucht und gefunden. Der junge Kollege absolvierte inzwischen sogar die Ausbildung zum Badearzt.
Nur ein Hausarzt für Bad Bocklet
Der Mediziner sagte ab, weil seine Familie nicht mit aufs Land ziehen möchte. Jetzt ist guter Rat teuer, denn in absehbarer Zeit werden auch Dr. Joachim Jaitner in Bad Bocklet und Dr. Carmen Stößel in Steinach ihre Hausarztpraxen aus Altersgründen aufgeben. Wenn sich bis dahin kein Nachfolger findet, ist Breitenbach der einzige Mediziner im Staatsbad. „Dann haben wir als Kurort verloren“, befürchtet der Bürgermeister. Da nützt auch alle Werbung für den „Gesundheitsstandort Bad Bocklet“ nichts mehr. Back will jetzt reagieren und gleich jetzt im Januar in verschiedenen Zeitungen für die Haus- und Badearztstelle in Bad Bocklet werben.