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Bad Kissingen
Längerer Weg zur Medizin
Zu Beginn des Jahres 2019 hat sich der Apothekendienst geändert. Es gibt nun Tage, an denen keine einzige Kissinger Apotheke Notdienst hat.
Zum 1. Januar 2019 haben sich die Notdienste geändert. In der Kurstadt Bad Kissingen sind seitdem in einigen Nächten im Monat alle Apotheken vor Ort zu. Zur Notdienst-Apotheke muss man   dann auch mal nach Nüdlingen, Bad Bocklet  oder auch Münnerstadt fahren.Kerstin Väth       -  Zum 1. Januar 2019 haben sich die Notdienste geändert. In der Kurstadt Bad Kissingen sind seitdem in einigen Nächten im Monat alle Apotheken vor Ort zu. Zur Notdienst-Apotheke muss man   dann auch mal nach Nüdlingen, Bad Bocklet  oder auch Münnerstadt fahren.Kerstin Väth
| Zum 1. Januar 2019 haben sich die Notdienste geändert. In der Kurstadt Bad Kissingen sind seitdem in einigen Nächten im Monat alle Apotheken vor Ort zu.
Kerstin Väth
 |  aktualisiert: 18.08.2022 11:05 Uhr

Auf dem Land kennt man das: Für bestimmte Gänge wie etwa den Besuch beim Facharzt muss man weite Wege zurück legen. Wehe dem, der da nicht mobil ist. Wer nachts oder am Wochenende krank wird und dringend ein Medikament benötigt, muss seit diesem Jahr manchmal einen weiteren Weg zur Notdienst-Apotheke zurücklegen. Denn Kurstadt hin oder her - nicht immer hat eine Apotheke in Bad Kissingen geöffnet. Am Samstag, 9. Februar, bis Sonntagfrüh beispielsweise hatten die Apotheken in Münnerstadt, Burkardroth und Euerdorf Notdienst.

Katharina Stumpf, Rechtsassessorin der Bayerischen Landesapothekerkammer, die den Notdienstplan organisiert, versichert auf Anfrage dieser Zeitung, dass "die Belange gerade der älteren Bevölkerung vor Ort für unsere Einteilung eines der beiden maßgeblichen Kriterien zur Notdiensteinteilung darstellen". Trotzdem handele es sich um eine Interessensabwägung zwischen den Arbeitsschutzinteressen des Apothekenpersonals als weiteren wichtigen Belang und dem Interesse der Bevölkerung an der Arzneimittelversorgung. Je mehr dienstbereite Apotheken es gebe, umso geringer sei die Belastung des Apothekenpersonals der einzelnen Apotheken.

In keinem Fall dürfe die Notdienstregelung dazu führen, dass sich die Bevölkerung außerhalb der allgemeinen Öffnungszeiten "nicht mehr in zumutbarer Weise mit Arzneimitteln versorgen könne". Zumutbar ist laut Rechtssprechung aber eine Entfernung zur nächsten dienstbereiten Apotheke von rund 15 Kilometern. Das hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit als Rechtsaufsicht der Bayerischen Landesapothekerkammer 2011 mitgeteilt und das wurde auch in mehreren Urteilen bestätigt.

Zusammenlegung

Die Bayerische Landesapothekerkammer hat nun unter Berücksichtigung der einschlägigen Rechtsprechung und der örtlichen Lage der Apotheken Dienstkreise ab 1. Januar 2019 zusammengelegt. Denn: In den vergangenen zehn Jahren haben in Bad Kissingen vier Apotheken geschlossen und zwei neu eröffnet. Die letzte Schließung war 2016. Damit hat die Notdienstbelastung für die verbleibenden Apotheken in den letzten Jahren spürbar zugenommen.

In Bad Kissingen befinden sich nach aktuellem Stand noch acht Apotheken - es waren einmal elf -, sodass an acht von zwölf Tagen eine Apotheke in Bad Kissingen dienstbereit ist. An den restlichen vier Tagen sind (unter anderem) jeweils Apotheken in Nüdlingen (4,90 Kilometer Entfernung von Bad Kissingen), Bad Bocklet (7,90 km), Oberthulba (10,60 km), Euerdorf (10,90 km), Münnerstadt (12,50 km) und Burkardroth (13,20 km) dienstbereit. Die angegebenen Entfernungen halten sich damit im Rahmen der vom Bundesverwaltungsgericht und dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit angegebenen Kilometer-Grenzen. "Dadurch ist sichergestellt, dass die für die Patienten zurückzulegende Strecke während des Notdienstes nach den oben genannten Vorgaben zumutbar ist", schreibt Stumpf.

Hoher Einsatz bleibt

Ohne die Einbindung der im Umkreis liegenden Apotheken hätte jede Apotheke in Kissingen alle acht Tage Dienst, nunmehr alle zwölf Tage. Dies stelle durchaus nach wie vor einen hohen Einsatz der Apotheken vor Ort zur Versorgung der Bevölkerung mit notwendigen Arzneimitteln dar. "Wir bitten um Verständnis, dass wir die derzeitige Notdienst-Einteilung bei diesen Entfernungen nach Abwägung der Interessen der Bevölkerung und der der Apotheken auch für ältere Patienten für zumutbar halten", schreibt sie.

Im Monat Februar hatte beispielsweise an zwei Samstagen ab Nachmittag und an acht Werktagen keine Kissinger Apotheke Notdienst. In den letzten Jahren musste jede Bad Kissinger Apotheke alle acht Tage Notdienst leisten. "Das stellt vor allem für kleinere Apotheken eine enorme Belastung dar, denn ganz abgesehen von den Personalkosten wird es immer schwieriger, einen Apotheker zu finden, der diesen Dienst übernimmt", erläutert Günter Merkl von der Ludwig-Apotheke auf Nachfrage dieser Zeitung.

Merkl zählt auch die Gründe auf: In den letzten Jahren sei es vor allem für kleinere Apotheken immer schwerer, einen jungen Nachfolger zu finden. Und auch der Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln mache den Apotheken das (Über)Leben sehr schwer. Denn die Apotheken müssen sich an Vorschriften halten, die für ausländische Versandapotheken nicht gelten. So sind in Deutschland alle Endpreise gleich, Apotheken bekommen für jedes Arzneimittel, egal wie teuer es ist, eine festgelegte Pauschale. Weder die Apotheke darf vom Hersteller dieser Medikamente Rabatte bekommen, noch darf sie dem Endverbraucher Rabatte gewähren.

Die Apotheken haben auch per Gesetz den Auftrag, dass immer eine Apotheke eines bestimmten Gebiets 24 Stunden geöffnet sein muss. Dabei muss ein Apotheker anwesend sein. "Die Kosten eines Apotheken-Notdienstes übersteigen zudem in der Regel bei weitem die Einnahmen", erläutert Merkl die Hintergründe.

Deshalb werde seit 1.1.2019 der rechtlich vorgegebene Rahmen von 15 Kilometern genützt, der Notdienstkreis der Kissinger Apotheken wurde erweitert. "Alle beteiligten Apotheken stimmten dieser Neuerung aus den angeführten Gründen zu und sind der festen Überzeugung, weiterhin einen wichtigen Beitrag zu leisten, auch in der Nacht oder an Sonn- und Feiertagen bereit zu stehen."

 
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  • Funkenstern
    Ich halte diese Regelung für ein Relikt aus alten Zeiten.
    Man hat Kliniken, welche eine Apottheke führen oder führen können. Auch aus der Personaldecke heraus, und beileibe denke ich, dass das ganze relativ überbewertet wird.
    Ich habe bis jetzt noch keine Nachtapotheke gebraucht, ich werde bald 60 und ich denke, dass das was ich brauche, sich in meinem Schrrank befindet. Somit halte ich das ganze Konglomerat für überflüssig. Die ganze Sache könnte meiner Meinung nach anders ablaufen: Wenn jemand wirklich soooo dringend ein Medikament braucht, könnte das durch einen finanzierten Notdienst zugestellt werden. Eine Kosten-NutzenRechnung hierzu wäre eine interessante Darstellung.
    Wahrscheinlich will diese niemand sehen.
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