
Die Menschen kommen am Dienstag dieser Woche aus den verschiedensten Gründen auf den Marktplatz, um ihr selbst gefördertes Wasser untersuchen zu lassen. Das eigene Wasser, meist in eine handelsübliche Sprudelflasche abgefüllt, haben sie alle dabei. "Ein halber Liter ist für eine komplette Analyse völlig ausreichend", sagt Milan Toups vom Verein VSR-Gewässerschutz aus Geldern in Nordrhein-Westfalen.
Verein testet seit 40 Jahren
Der Verein bezeichnet sich selbst als gemeinnützige Umweltorganisation und testet seit über 40 Jahren in ganz Deutschland das regionale Grundwasser. Bis zu 10.000 Proben werden jährlich im Labormobil abgegeben.
Die Hammelburgerin Brigitte Bußmann ist ebenfalls mit einer gefüllten Flasche gekommen. "Unser Garten liegt in der Nähe der Saale und wird häufig vom Hochwasser überflutet. Wir gießen mit dem Wasser unser Gemüse und wollen deshalb wissen, ob unser Brunnenwasser sauber ist", sagt sie.
Ergebnis per Post
Zwei bis drei Wochen müssen die Brunnenbesitzer warten, bis das Wassergutachten per Post bei ihnen eintrifft. Wurden bedenkliche Werte gefunden, werden darin auch Ratschläge erteilt, wofür das Wasser nicht genutzt werden sollte: etwa zum Kochen oder Händewaschen, zum Gießen oder Tränken von Tieren, für das Planschbecken, den Gartenteich oder den eigenen Swimmingpool.

19 Euro kostet die günstigste Variante - die sogenannte Gießwasseranalyse -, bei der Nitratgehalt, pH-Wert, Leitfähigkeit und der Eisengehalt ermittelt werden. Für die große Kombi-Wasseranalyse einschließlich der Bestimmung von Schwermetallen verlangen die Mitarbeiter des Labormobils 138 Euro.
Coliforme Keime
Die Ergebnisse seiner Analysen für die einzelnen Landkreise fasst der Verein aus seiner Internetseite zusammen. Bei Wasseruntersuchungen im Kreis Bad Kissingen fand der VSR-Gewässerschutz zwischen 2018 und 2023 in 40,6 Prozent der untersuchten Brunnen sogenannte coliforme Keime.
Coliforme Bakterien dienen als Verschmutzungsindikator für menschliches Trinkwasser. Werden die in der Trinkwasserverordnung festgesetzten Werte überschritten, muss der Brunnen mit Chlor oder Ozon behandelt werden.
Jede fünfte Probe aus dem Landkreis Bad Kissingen überschritt den Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter, 2,4 Prozent der Tests ergaben sogar Werte über 100 Milligramm. "In ländlichen Regionen ist das Grundwasser häufig mit Nitrat belastet", erklärt Toups. Meist sei die Überdüngung der intensiv bewirtschafteten Ackerflächen der Grund.
Kinder spielen mit Brunnenwasser
Sandra Lutz aus Diebach hat eine Wasserprobe mitgebracht, weil sie sich Sorgen um die Gesundheit ihres Nachwuchses macht. "Die Kinder spielen manchmal mit unserem Brunnenwasser", sagt sie und will deshalb ganz genau wissen, ob das gesundheitlich bedenklich ist.
Auch Karl Heilmann aus Untererthal nutzt das Nass aus seinem 14 Meter tiefen Brunnen zum Gießen oder als Trinkwasser für seine Hühner und Schweine. Ein Test vor "langer Zeit" habe keine Auffälligkeiten gezeigt, aber man wisse ja nicht, ob sich das in der Zwischenzeit geändert hat.
Gefahr durch Abwasserleitungen
Und ändern kann sich die Qualität des Brunnenwassers jederzeit. "Eine oft unterschätzte Gefahr sind undichte oder gebrochene Abwasserleitungen, die das Grundwasser verschmutzen können", erklärt Frank Sombrowski, der mit seinem Kollegen Milan Toups an diesem Tag die Wasserproben einsammelt.

Catrin Lummel-Stockmann nutzt das Wasser aus dem Brunnen für ihren Betrieb. Die Fuchsstädter Firma arbeitet in der Entsorgung, bietet einen Containerdienst sowie Abbruch- und Erdarbeiten an. Klar, dass auf dem Betriebsgelände viel Staub aufgewirbelt wird. Deshalb habe die Gemeinde die Auflage erteilt, diesen Staub durch regelmäßige Bedüsung mit Wasser zu binden, berichtet die Geschäftsführerin.
Weil diese Maßnahme auf Dauer viel Geld kostet und zudem wertvolles Trinkwasser verschwenden würde, hat die Firma Stockmann auf ihrem Betriebsgelände einen 91 Meter tiefen Brunnen bohren lassen.
In ein bis zwei Jahren wieder in der Region
Nach zwei Stunden und etwa 40 eingesammelten Proben klappen Toups und Sombrowski die Läden ihres Labormobils herunter und fahren zur nächsten Station nach Schweinfurt. Im Landkreis Bad Kissingen, so erklärt der 24-jährige Milan Toups, wird das Labormobil in ein bis zwei Jahren wieder Station machen, in Hammelburg vermutlich erst in vier Jahren.
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