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Bad Kissingen
Kurzarbeit prägt den Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön
Die Unsicherheiten und Auswirkungen des Corona-Virus ließen die Arbeitslosigkeit in der Region Main-Rhön ansteigen. Noch nie haben so viele Betriebe in der Region wie derzeit Bedarf für Kurzarbeit angezeigt.
Noch nie haben so viele Betriebe in der Region wie derzeit Bedarf für Kurzarbeit angezeigt. Insgesamt bezogen sich die Anzeigen auf 52 800 Personen. Symbolfoto: Jens Büttner/dpa       -  Noch nie haben so viele Betriebe in der Region wie derzeit Bedarf für Kurzarbeit angezeigt. Insgesamt bezogen sich die Anzeigen auf 52 800 Personen. Symbolfoto: Jens Büttner/dpa
| Noch nie haben so viele Betriebe in der Region wie derzeit Bedarf für Kurzarbeit angezeigt. Insgesamt bezogen sich die Anzeigen auf 52 800 Personen. Symbolfoto: Jens Büttner/dpa
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.08.2022 17:50 Uhr

Im Zuge der Corona-Krise hatte sich im Mai die Arbeitslosigkeit am regionalen Arbeitsmarkt Main-Rhön leicht um 0,1 Prozentpunkte erhöht. Die Arbeitslosenquote stieg von 3,7 Prozent im April auf 3,8 Prozent im Mai. Im Jahr 2010 war diese Quote in einem Mai letztmalig höher (4,5 Prozent). Im Berichtsmonat Mai waren 9591 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 467 Personen mehr als im Vormonat (5,1 Prozent), berichtet die Bundesagentur für Arbeit in Schweinfurt.

"Der regionale Arbeitsmarkt steht durch die Corona-Pandemie stark unter Spannung. Der 'Lockdown' hinterließ deutliche Spuren in fast allen Bereichen der Wirtschaft. Der Konsum wurde momentan enorm ausgebremst. Importe und Exporte brachen ein. Investitionen wurden aufgrund des Corona-Virus zurückgefahren. All dies wirkte sich stark auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit aus. Mithilfe des Kurzarbeitergeldes bauen wir vielen Unternehmen eine Brücke, ihre Mitarbeitenden zu halten und damit die Arbeitslosigkeit für die Menschen zu vermeiden", erläutert Walter Seit, der stellvertretende Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die Situation.

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Arbeitslosigkeit einen Anstieg von 2462 Personen. Dies entsprach einem Zuwachs von rund einem Drittel. Die Arbeitslosenquote lag im Mai 2019 bei 2,9 Prozent. Stark betroffen war die Personengruppe der älteren Menschen (50 Jahre und älter) mit einem Plus von 614 Personen (20,7 Prozent) sowie die Personengruppe der ausländischen Bürger mit einem Plus von 590 Personen (43,2 Prozent).

Die Ursache für die deutlich rückläufige Entwicklung am Arbeitsmarkt war sowohl das Mehr an Zugängen in Arbeitslosigkeit und die wenigen Abgänge aus der Arbeitslosigkeit . So sanken die Abgänge in Erwerbstätigkeit um 246 Personen (28,1 Prozent) auf 628, während gleichzeitig die Zugänge aus Erwerbstätigkeit von 244 Personen (30,0 Prozent) auf 1.057 im Vergleich zum Vorjahresmonat anstiegen.

Unterbeschäftigungsquote auf 4,8 Prozent angestiegen

Die Arbeitsmarktstatistik erfasst zudem die Unterbeschäftigung. Diese beinhaltet neben den arbeitslosen Menschen beispielsweise auch Personen in Weiterbildungen sowie Selbstständige, die mit einem Gründungszuschuss gefördert werden und daher nicht als arbeitslos gelten. 12.260 Menschen waren im Mai von Unterbeschäftigung betroffen. Hier gab es im Vergleich zum Vormonat ein Plus von 453 Personen. Die Unterbeschäftigungsquote war mit 4,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte und im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte angestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat war eine Erhöhung von 1953 Personen zu verzeichnen. Die Unterbeschäftigung wuchs im Vergleich zum Vorjahresmonat weniger stark als die Arbeitslosigkeit . Die Unterbeschäftigung verzeichnete ein Plus von 18,9 Prozent, die Arbeitslosigkeit stieg im gleichen Zeitraum um 34,5 Prozent. "Viele Menschen befinden sich nach wie vor in arbeitspolitischen Maßnahmen. Allerdings bringt die aktuelle Situation mit sich, dass wir deutlich weniger Arbeitslosen den Eintritt in eine Fördermaßnahme anbieten konnten. Die Teilnehmerzahlen gingen im Vergleich zum Vorjahresmonat, um 509 Personen auf 2669 Personen, zurück. Viele bestehende Bildungsmaßnahmen werden erfreulicherweise auf alternativen Wegen fortgesetzt bzw. nur ausgesetzt, aber nicht abgebrochen", so Seit.

Unternehmen setzten bislang stärker auf Kurzarbeit

Noch nie haben so viele Betriebe in der Region Main-Rhön wie derzeit Bedarf für Kurzarbeit angezeigt. Bereits jetzt ist für deutlich mehr Beschäftigte Kurzarbeit beantragt worden als während der Finanzkrise. Damals, für das gesamte Jahr 2009, zeigten 350 Betriebe für 25.500 Arbeitnehmer Kurzarbeit an. Seit Anfang dieses Jahres gingen von Betrieben im Arbeitsagenturbezirk Schweinfurt 4036 Kurzarbeitsanzeigen ein (Stand: 12. Mai). Dies entsprach rund einem Drittel der 10.955 Unternehmen in der Region. Eine Anzeige wird oft auch vorsorglich und für mehr Mitarbeitende gestellt. Insgesamt bezogen sich die Anzeigen auf 52.800 Personen. Für neun von zehn Personen die in den Branchen Gastgewerbe, Kunst sowie Unterhaltung und Erholung beschäftigt sind, wurde Kurzarbeit angezeigt. Ebenfalls stark betroffen waren, mit fünf von zehn Beschäftigten, die Branchen Erbringung von sonstigen Dienstleistungen (insbesondere Friseure, Wäschereien, Bäder, Saunen, Gebäudereinigung und die Sicherheitsbranche ) sowie der Handel und die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen. Das verarbeitende Gewerbe, die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, das Grundstücks- und Wohnungswesen waren mit drei von zehn Arbeitnehmern bei den Anzeigen zu Kurzarbeit vertreten. "Um die massiv gestiegenen Anzeigen und Anträge auf Kurzarbeitergeld schnell zu bearbeiten, haben wir das Personal in diesem Bereich verzehnfacht. Viele Unternehmen haben aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage vorsorglich Kurzarbeit angezeigt, um diese im Bedarfsfall schnell umsetzen zu können. Dies zeigt das vorausschauende Denken unserer Unternehmer", betont Seit.

Stark rückläufiger Stellenbestand

Im Zuge der Corona-Krise war die Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin verhalten. Die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter nahmen bis zum Stichtag 534 neue Suchanfragen nach Arbeitskräften von Arbeitgebern an. Das waren 107 Stellenzugänge oder 25,1 Prozent mehr als im Vormonat allerdings 151 Stellen oder 22,0 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. "Anders als damals in der Wirtschaftskrise 2009, verzeichnen wir aktuell durch die einschneidenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, wie Reisebeschränkungen, ein Verbot von Veranstaltungen, die Schließung von Schulen, Universitäten, Hotels, Gaststätten und die Stilllegung von Dienstleistungsbetrieben einen Stelleneinbruch über alle Branchen hinweg. Dabei ist das Gastgewerbe mit einem Minus von 77,5 Prozent neu gemeldeter Stellen im Vergleich zum Vorjahr besonders stark betroffen. Auch die Zeitarbeit mit einem Minus von 45,7 Prozent sowie das verarbeitende Gewerbe mit einem Minus von 20,9 Prozent melden deutlich weniger Stellen", so Seit. Mit einem Rückgang bei den Stellenzugängen ging auch eine schlechtere Entwicklung des Stellenbestandes einher. Der Stellenbestand mit 3639 Arbeitsangeboten sank im Vergleich zum Vormonat um 243 Stellen (minus 6,2 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren dies 1.349 Stellen weniger (minus 27,0 Prozent).

Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt zeigte sich bisher wenig beeinflusst von der Pandemie

Auch während der Corona-Pandemie ging es auf dem regionalen Ausbildungsmarkt weiter, jedoch mit geringerem Tempo.

Deutliche Verschlechterung

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer war im Mai, gegenüber dem historischen Tiefststand im Vormonat, um 0,4 Punkte gestiegen. Mit 93,8 Punkten weist der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ( IAB ) aber noch immer auf eine deutliche Verschlechterung des Arbeitsmarkts in den nächsten Monaten hin. "Der Einbruch am Arbeitsmarkt setzt sich fort, wenngleich nicht mehr mit derselben Dramatik wie in den letzten zwei Monaten. Die Talsohle ist noch nicht erreicht. Die Wirtschaftskrise führt dazu, dass deutlich mehr Beschäftigungsverhältnisse beendet werden. Dennoch sei der Arbeitsmarkt vor der Covid-19-Pandemie wesentlich robuster geworden. Derselbe Schock hätte vor 20 Jahren die Beschäftigung ins Bodenlose stürzen lassen. Das ist trotz der immensen Verwerfungen jetzt nicht zu erwarten. Kritisch sei aber die eingebrochene Einstellungsbereitschaft: Bei geringer Kapazitätsauslastung und immenser Unsicherheit sacken die Neueinstellungen ab. Das trifft vor allem Arbeitslose und Berufseinsteiger", so ein Experte des IAB-Forschungsbereichs "Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen". "Wegen der Corona-Krise sind tausende Firmen in unserer Region in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Kurzarbeit wird zwar viele Jobs retten, aber dennoch erwarten wir in den nächsten Monaten eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit . Gerade in dieser Zeit ist eine fundierte Beratung, sowohl von arbeitslos gewordenen Menschen wie auch von den Arbeitnehmern in den Betrieben notwendig, um über zukunftssichernde Qualifizierungen in Arbeit zukommen sowie diese langfristig zu halten. Hierfür stehen Berater in den Agenturen für Arbeit den Menschen und den Betrieben in unserer Region zur Seite", erläutert Seit.

 
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