Bad Kissingen
Kurstädte als Trendsetter
Peter Weidisch und Fred Kaspar haben die 14 Vorträge eines Symposiums zu einem Tagungsband zusammengefasst.
Kurorte waren und sind bis heute vor allem Orte, die den Menschen Neues vermitteln, Impulse geben, Orientierung ermöglichen, gesund an Leib und Seele machen können. Dies war im Kern das Ergebnis des dreitägigen Symposiums "Kurort und Modernität", das vor drei Jahren im Rahmen der transnationalen Bewerbung "Great Spas of Europe" um die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes in Bad Kissingen organisiert wurde. Die Vorträge der 14 Referenten sind nun in einem reich bebilderten Tagungsband zusammengefasst, den dessen Herausgeber Peter Weidisch und Fred Kaspar jetzt vorstellten.
Kurorte waren seit jeher "Inseln des Glücks", Orte der Muße, abseits des Alltagsgeschehens, an dem die Urlauber genügend Abstand und Zeit hatten, über ihr Leben, die Gesellschaft und deren Entwicklung nachzudenken, ergänzte Fred Kaspar, Mitarbeiter der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, als einer der damaligen Referenten im Pressegspräch. Sogar Otto von Bismarck habe in Bad Kissingen die nötige Ruhe gehabt, die Grundsätze seiner Sozialgesetzgebung und anderer Reformen auszuarbeiten, verwies deshalb Oberbürgermeister Kay Blankenburg auf die mehrmaligen Kuraufenthalte des deutschen Reichskanzlers.
Der von der Stadt Bad Kissingen gemeinsam mit dem Würzburger Verlag Ferdinand Schöningh jetzt veröffentlichte großformatige Tagungsband "Kurort und Modernität" (340 Seiten, 68 Euro) ist nach "Kurgärten - Ein historischer Überblick" und "Das königliche Logierhaus in Bad Kissingen" schon das dritte Buch in Zusammenarbeit beider Herausgeber, jeweils unterstützt von der Bad Kissinger Historikerin Birgit Schmalz. Das Layout stammt von der Werbeagentur Mikado (Bad Kissingen).
Alle 14 Kapitel beschreiben in historischer Rückschau wichtige Impulse, die von Kurorten und Staatsbädern ausgehend, das Leben der damaligen Gesellschaft maßgeblich beeinflussten und deren Modernisierung förderten. Die Autoren behandeln dabei unterschiedlichste Aspekte wie die Weiterentwicklung der Medizin, die politische Bedeutung der Kurorte, deren Infrastruktur und Architektur, das Angebot von Kultur und Sport bis hin zum Wandel des Tourismus in den heutigen Gesundheits- und Wellnessurlaub.
So wurde die Entwicklung von der historischen Trinkkur zur modernen Schulmedizin nicht zuletzt durch die Forschungsarbeit mancher in Kurorten tätigen Mediziner mit nationaler, wenn nicht gar internationaler Anerkennung, maßgeblich beeinflusst. "Heute heißt in Kurorten das Thema Entschleunigung", machte Weidisch im Pressegespräch auf den neuerlichen Wandel in moderner Zeit aufmerksam und gab damit dem Oberbürgermeister das passende Stichwort: "Psychosomatik funktioniert nur mit Entschleunigung."
Die Neuzeit sei allerdings nicht mit dem 19. Jahrhundert vergleichbar, versuchte Kaspar den Blick auf das 21. Jahrhundert. Heute steht die Prävention im Vordergrund: "Die Therme ist ein Basic für den modernen Kurort." Aber auch mit der Offroad-Messe habe Bad Kissingen den Anschluss an die Moderne gehalten, war Weidisch überzeugt. "Wir arbeiten in dem Spagat, das historisch Tradierte in die moderne Zeit zu überführen." Das sah OB Blankenburg ebenso: "Wir müssen das, was Bad Kissingen in der Vergangenheit ausgemacht hat, in die Zukunft bringen, aber gleichzeitig bewahren."
Ihre Funktion als Impulsgeber mögen die deutschen Kurorte in der Neuzeit etwas aus den Augen verloren haben. Deshalb empfahl Kaspar auch dem Staatsbad Bad Kissingen: "Kurorte müssen heute aus den Bedürfnissen heraus neue Trends organisch entwickeln." Dass dies gelingen kann, ist Weidisch überzeugt: "Kurorte haben durchaus Potenzial, auch heute noch Stätten der Modernität zu sein."
"Kurort und Modernität", Band 11 der Reihe Sonderpublikationen des Stadtarchivs Bad Kissingen, Herausgeber Peter Weidisch und Fred Kaspar, Verlag Ferdinand Schöningh, 340 Seiten, 68 Euro, ISBN 978-3-87717-859-1
Kurorte waren seit jeher "Inseln des Glücks", Orte der Muße, abseits des Alltagsgeschehens, an dem die Urlauber genügend Abstand und Zeit hatten, über ihr Leben, die Gesellschaft und deren Entwicklung nachzudenken, ergänzte Fred Kaspar, Mitarbeiter der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, als einer der damaligen Referenten im Pressegspräch. Sogar Otto von Bismarck habe in Bad Kissingen die nötige Ruhe gehabt, die Grundsätze seiner Sozialgesetzgebung und anderer Reformen auszuarbeiten, verwies deshalb Oberbürgermeister Kay Blankenburg auf die mehrmaligen Kuraufenthalte des deutschen Reichskanzlers.
Der von der Stadt Bad Kissingen gemeinsam mit dem Würzburger Verlag Ferdinand Schöningh jetzt veröffentlichte großformatige Tagungsband "Kurort und Modernität" (340 Seiten, 68 Euro) ist nach "Kurgärten - Ein historischer Überblick" und "Das königliche Logierhaus in Bad Kissingen" schon das dritte Buch in Zusammenarbeit beider Herausgeber, jeweils unterstützt von der Bad Kissinger Historikerin Birgit Schmalz. Das Layout stammt von der Werbeagentur Mikado (Bad Kissingen).
14 Kapitel
Alle 14 Kapitel beschreiben in historischer Rückschau wichtige Impulse, die von Kurorten und Staatsbädern ausgehend, das Leben der damaligen Gesellschaft maßgeblich beeinflussten und deren Modernisierung förderten. Die Autoren behandeln dabei unterschiedlichste Aspekte wie die Weiterentwicklung der Medizin, die politische Bedeutung der Kurorte, deren Infrastruktur und Architektur, das Angebot von Kultur und Sport bis hin zum Wandel des Tourismus in den heutigen Gesundheits- und Wellnessurlaub.
So wurde die Entwicklung von der historischen Trinkkur zur modernen Schulmedizin nicht zuletzt durch die Forschungsarbeit mancher in Kurorten tätigen Mediziner mit nationaler, wenn nicht gar internationaler Anerkennung, maßgeblich beeinflusst. "Heute heißt in Kurorten das Thema Entschleunigung", machte Weidisch im Pressegespräch auf den neuerlichen Wandel in moderner Zeit aufmerksam und gab damit dem Oberbürgermeister das passende Stichwort: "Psychosomatik funktioniert nur mit Entschleunigung."
Die Neuzeit sei allerdings nicht mit dem 19. Jahrhundert vergleichbar, versuchte Kaspar den Blick auf das 21. Jahrhundert. Heute steht die Prävention im Vordergrund: "Die Therme ist ein Basic für den modernen Kurort." Aber auch mit der Offroad-Messe habe Bad Kissingen den Anschluss an die Moderne gehalten, war Weidisch überzeugt. "Wir arbeiten in dem Spagat, das historisch Tradierte in die moderne Zeit zu überführen." Das sah OB Blankenburg ebenso: "Wir müssen das, was Bad Kissingen in der Vergangenheit ausgemacht hat, in die Zukunft bringen, aber gleichzeitig bewahren."
Ihre Funktion als Impulsgeber mögen die deutschen Kurorte in der Neuzeit etwas aus den Augen verloren haben. Deshalb empfahl Kaspar auch dem Staatsbad Bad Kissingen: "Kurorte müssen heute aus den Bedürfnissen heraus neue Trends organisch entwickeln." Dass dies gelingen kann, ist Weidisch überzeugt: "Kurorte haben durchaus Potenzial, auch heute noch Stätten der Modernität zu sein."
"Kurort und Modernität", Band 11 der Reihe Sonderpublikationen des Stadtarchivs Bad Kissingen, Herausgeber Peter Weidisch und Fred Kaspar, Verlag Ferdinand Schöningh, 340 Seiten, 68 Euro, ISBN 978-3-87717-859-1
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