Seit 500 Jahren sorgt sich die Kurstadt um das gesundheitliche Wohl ihrer Gäste. Doch wie steht es um die Gesundheitsförderung der eigenen Bürger ? Sollten Stadt und Gesundheitsregion Bad Kissingen nicht mit gutem Beispiel aktiv vorangehen? Ein erster Schritt ist getan: Seit sieben Jahren ist Bad Kissingen Mitglied im sogenannten "Gesunde-Städte-Netzwerk", einem Zusammenschluss von 85 deutschen Städten und Gemeinden aus allen 16 Bundesländern.
Aufgabe des Netzwerks ist "die Suche nach effektiven Wegen der Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung und Prävention - auch dort, wo Bundes- und Landesgesetze nichts vorschreiben oder in der Anwendung schwächeln". Mit seinem diesjährigen Symposium in Nürnberg wurde zugleich des 30-jährigen Bestehens gedacht. Doch für Daniela Volkmuth, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion Bad Kissingen mit Büro im Rhön-Saale-Gründerzentrum, und die städtische Wirtschaftsförderin Svenja Melchert sowie für Stadtrat Sigismund von Dobschütz ( Freie Wähler ) als offiziellem Vertreter der Stadt, gab es nichts zu feiern.
Vorträge und Fachforen
Statt Gala-Empfang und Festansprachen zum Jubiläum war das dreitägige Symposium gut ausgefüllt. Das Thema: "Kommunale Gesundheitsförderung als Beitrag zur Verminderung sozialer Ungleichheit". Es gab Vorträge namhafter Wissenschaftler, eine kommunalpolitischen Gesprächsrunde mit Referatsleitern aus den Ressorts Gesundheit und Umwelt, sechs parallel laufende Fachforen sowie die ebenfalls in Arbeitsgruppen und Plenarveranstaltungen aufgeteilte Mitgliederversammlung.
Der Wille allein reicht nicht
Hilfreiche Tipps aus anderen Kommunen und Anregungen zur erfolgreichen Umsetzung eigener Projektideen fand Gesundheitsregion-Managerin Daniela Volkmuth zum Beispiel im Fachforum "Gesunde Städte partizipativ entwickeln: Welche Kompetenzen braucht es?" Die Erfahrung der Praktiker zeige, dass nicht allein der Wille politischer Gremien zur Gesundheitsförderung aller Bürger ausreicht. Voraussetzung zum Erreichen der Zielsetzung "Gesundheit für alle" ist die Zusammenarbeit mit allen in der Stadt vertretenen Gesundheitsinitiativen und Selbsthilfegruppen, die allerdings bei ihrer jeweiligen Arbeit von kommunaler Verwaltung und politischen Gremien strategisch, konzeptionell und finanziell unterstützt und begleitet werden müssen. Volkmuth: "Wichtige Voraussetzung für das Gelingen ist die Wertschätzung dieser Fachleute in ihren jeweiligen Initiativen und Gruppen." Doch in vielen Kommunen mangele es immer noch an der erforderlichen Vernetzung der meist ehrenamtlichen Gruppenleiter, bedauerte ein Referent. Deshalb sei eine städtische Koordinationsstelle notwendig. "Doch ein Koordinator ohne Kompetenz ist dasselbe wie keiner."
Prävention in Lebenswirklichkeit
Ein Thema des diesjährigen Netzwerk-Symposiums war das im Sommer 2015 verabschiedete Bundesgesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention, mit dem die Grundlagen für eine Zusammenarbeit von Sozialversicherungsträgern, Ländern und Kommunen in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung für alle Altersgruppen und in allen Lebensbereichen verbessert werden soll. Prävention und Gesundheitsförderung muss dort greifen, wo die Einwohner leben, lernen und arbeiten - ob in der Kita, der Schule, am Arbeitsplatz oder im Pflegeheim. Doch die von Bund, Ländern und Krankenkassen in einem Fonds für entsprechende Projekte vorhandenen Mittel würden nicht wie erwartet abgerufen, war im Symposium zu hören.
Daniela Volkmuth und Svenja Melchert wollen nun als Team für die Stadt Bad Kissingen und die ganze Gesundheitsregion aktiv werden. "Ein erstes Projekt ist in Vorbereitung", kündigten beide an, wollten aber über Inhalte noch nichts verraten. Eines wurde auf dem Symposium während der Berichte anderer Netzwerk-Mitglieder deutlich: Bad Kissingen - nicht das Staatsbad, sondern die Kommune - steht auf dem Weg zur "Gesunden Stadt" und der aktiven Gesundheitsförderung seiner Bürger noch ganz am Anfang. Eine langfristige Zusammenarbeit mit ortsansässigen Initiativen und Institutionen, Firmen und Kliniken zur Erarbeitung präventiver Gesundheitsprojekte wäre für ein Weiterkommen nötig.