Als das Königliche Kurhausbad in der Prinzregentenstraße 1927 seine Türen öffnete, war es mit 100 Badekabinen das größte Badehaus in Europa. Nach der Schließung 2014 stand es einige Zeit leer. Inzwischen ist es mit dem ehemals Königlichen Logierhaus (besser bekannt als Neumannflügel) für 56,9 Millionen Euro umgebaut worden: zur Dienststelle des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Die ehemaligen Badekabinen im Erd- und Obergeschoss dienen jetzt als Büros, zu denen die Öffentlichkeit keinen Zugang mehr hat.
Ein Jammer, könnte man meinen - schließlich ist das Kurhausbad eines von 40 Einzelelementen, die in Bad Kissingen zum offiziellen Unesco-Welterbe gehören. Komplett ausgesperrt ist die Öffentlichkeit aus dem Welterbegebäude allerdings nicht. Einige Bereiche werden künftig öffentlich zugänglich sein - quasi als kleines Museum.
Wer am Haupteingang durch die alte, hölzerne Drehtüre ins Innere geht, gelangt ins Foyer. Die prachtvolle Empfangshalle ist geschmückt mit Terrakottafliesen der Nymphenburger Porzellanmanufaktur sowie malerischen Buntglasfenstern im Treppenhaus. Zudem ist im Foyer ein Architekturmodell von Max Littmann ausgestellt, das das Ensemble Kurhausbad und Neumannflügel so zeigt, wie es Littmann geplant hat - auch wenn die echten Gebäude im Detail von der Vorlage abweichen.
Blick ins historische Dampfbad
Besonders interessant wird das Untergeschoss des Kurhausbades. Dieter Lauter, von der Inneren Verwaltung des LGL in Bad Kissingen führt durch die noch nicht komplett fertigen Räume. "Wir werden hier einen Bereich haben, an dem sich die Bevölkerung später Heilwasser holen kann", erklärt er. Die Theke mit dem Ausschank der Kissinger Heilquellen schließt unmittelbar ans Treppenhaus an.
Wer von dort aus in den Nordflügel geht, erreicht eine große Glasfront, durch die später die Heilwasserabfüllanlage zu sehen ist. Die Anlage steht noch im Krugmagazin, soll aber nächstes Jahr ins Kurhausbad umziehen. "Derzeit werden Installationsarbeiten für die Steuerungstechnik ausgeführt", berichtet Christian Rast von der bayerischen Staatsbäderverwaltung. In der Anlage wird das Bad Kissinger Bitterwasser hergestellt und abgefüllt. Besucher sollen dabei durch die Glasfront zuschauen können, informiert Rast.
BItterwasserabfüllung im Kurhausbad
Früher wurde mit der Anlage Heil- und Bitterwasser in Flaschen abgefüllt und deutschlandweit verkauft. 2001 hat die Staatsbad GmbH den Vertrieb wegen zu geringer Nachfrage eingestellt, die Anlage lief nur noch in geringem Umfang, um Bitterwasser zu abzufüllen. Bei Bitterwasser handelt es sich um ein anerkanntes Arzneimittel. Damit die arzneimittelrechtlichen Lizenzen nicht verfallen, muss es regelmäßig hergestellt werden. Das Kissinger Bitterwasser geht auf eine Rezeptur des berühmten Chemikers Justus von Liebig zurück. Dafür wird Rakoczywasser mit Magnesium und Calciumsulfat angereichert. Es wird zur Behandlung von Verdauungsstörungen eingesetzt und eignet sich auch zur Darmreinigung vor einer Spiegelung.
Kurparkresort Hotelinvestor bei Gastronomie mitbeteiligen
Im Südflügel im Untergeschoss befindet sich das historische irisch-römische Dampfbad mit bemalten Fliesen von Villeroy und Boch, ebenso sowie die hölzernen Trennwände der Ruheräume und Umkleidekabinen. "Die Räumlichkeiten wurden unter architektonischen und denkmalpflegerischen Aspekten saniert und in die heutige Zeit transformiert", sagt Rast. Die alte Badeabteilung soll später einmal von der Gastronomie mitgenutzt werden. "Die Räume werden vollständig für den Besucherverkehr erlebbar", sagt der Mann vom Zentrum Staatsbäder. Einen Pächter für die Gastronomie gibt es nach wie vor nicht. Hier wird auf den Hotelneubau auf dem ehemaligen Steigenberger-Areal gewartet. "Es wird angestrebt, gemeinsam mit dem Hotelinvestor eine Nutzung zu realisieren", sagt Rast.
Das Steigenberger Areal schließt an das Kurhausbad und den Neumannflügel an. Hier soll das Kurparkresort entstehen, ein Hotel im Vier-Sterne- oder Vier-Sterne-Superior-Standard mit bis zu 140 Zimmern sowie einem separaten Bereich für Seniorenwohnungen und Pflegeeinrichtungen.