Was haben Kunst und Gesundheit miteinander zu tun? In 21 bayerischen Städten wird diese Frage ab 12. April beantwortet. Der Auftakt findet in Bad Kissingen statt.
Ab 10. April hat sich Bad Kissingen Kunst im wahrsten Sinn des Wortes auf die Fahnen geschrieben. Dann laden mehrere Künstler der Kurstadt zu einer bunten Schau von 27 Fahnen auf die Ludwigsbrücke ein (ab 11 Uhr). Das Ereignis ist gleichzeitig Auftakt zu einer Reihe von weiteren Kunst-Events unter dem Motto „Heile [?] Welt“, die im Rahmen des bayernweiten Festivals „kunst & gesund“ vom 12. April bis 30. Juni in der Kurstadt präsentiert werden.
Netzwerk bayerischer Kommunen
Was hat Kunst mit Gesundheit zu tun? Kann Kunst das Zusammenleben in unseren Städten harmonisieren und dem Einzelnen dort zu mehr Lebensqualität, ja vielleicht zu guter Gesundheit verhelfen? Fragen, die auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Dennoch werden sie von STADTKULTUR, einem Netzwerk von 53 bayerischen Kommunen, schon länger diskutiert. Und zwar mindestens seit 2016, als sich zahlreiche Netzwerk-Vertreter aus ganz Bayern zur Tagung „Kultur und Gesundheit in der Stadt“ in Bad Kissingen trafen und beschlossen, dieses komplexe Thema alsbald praktisch anzupacken.
Eröffnung in Ba Kissingen
Zwei Jahre später geht STADTKULTUR nun mit dem Event „kunst & gesund“ thematisch in die Vollen. Eröffnet wird die große bayerische Kunst-Session, an der sich 21 Städte mit 106 Veranstaltungen beteiligen, natürlich in Bad Kissingen. Die Stadt gab hierzu eine anspruchsvolle Bühnen-Performance für den Regentenbau in Auftrag: Die japanische Choreografin und Performerin Minako Seki und der Komponist für neue Musik und Cellist Willem Schulz versuchen am 12. April, mit ihrem Werk das „sensible Chaos“ Wasser darzustellen. Dabei geht es darum, musikalisch, tänzerisch und multimedial das Wasser als Quelle des Lebens und der Heilung zu vermitteln, aber auch als bedrohte Ressource, die es zu schützen gilt (19 Uhr, Eintritt frei).
Ausstellungen in der Oberen Saline
Am 18. April präsentiert die Arbeitsgemeinschaft Bildende Kunst Bad Kissingen ART97688 gleich zwei interessante Ausstellungen im Innenhof („Outside“) und in der Orangerie („Dynamik und Natur“) der Oberen Saline. Denn diese von Licht durchfluteten Ausstellungsräume sind wie gemacht für die ausgestellten Exponate von Eva und Wolfgang Feichtinger, Lothar Gärtner, René Greiner, Ulrike Heim, Romana Kochanowski, Wiltrud und Wolfgang Kuhfuss, Heidi Lauter, Alexander Ruppert und Silvia Pfister-Stanjek. In den Arbeiten geht es um die Natur und den Menschen einerseits, aber auch um die hiesigen Heilwässer und deren Wirkungen auf Einheimische und Gäste. Dazu widmen sich Künstler der Natur auch in Worten, geben der Kunst sozusagen eine „soziale Konsequenz“, wie es im Veranstaltungsprogramm heißt.
Empathie und Mitgefühl, aber auch Leid und Leidenschaft sind Themen der Ausstellung von Wiltrud und Wolfgang Kuhfuss sowie Malte Meinck, vom 14. April bis 3. Juni, in der evangelischen Kirche. „The Secret Life of Plants“ hat Carlo Catoni beobachtet und gibt in seinem Atelier vom 2. bis 30. Juni Einblicke in seine Arbeiten. Von Gewalt und Zerstörung handelt die Ausstellung „Die Seele brennt“, die von mehreren Künstlern der ART97688 am 10. Juni in der Herz-Jesu Stadtpfarrkirche beginnt. Die heilsamen Kräfte der Natur wird man spüren, wenn man sich am 12. April um 15 Uhr auf die Naturbühne im „Wald für die Seele“ begibt.
Menschen ohne Masken
Romana Kochanowski lädt vom 22. Juni bis 10. Juli zur zur Betrachtung des „ungeschminkten Menschen ohne Maske“ in ihr Atelier ein. Eva Feichtinger und Reinhold Gröger bleiben „hautnah“ dran am Menschen, wenn sie am 30. Juni im Kunstraum S17 zeigen, wie der Mensch sich abschottet, sich einen Schutzpanzer zulegt und zugleich ein Gefühl von Ohnmacht entsteht. Bei der Kunstaktion am 15. Juli kommen schließlich auch die Kinder auf ihre Kosten. Das Motto dabei könnte lauten „Verletzlichkeit heilen“.
Der Städtische Kulturreferent Peter Weidisch nennt das Programm der Künstler-Arge ein „ambitioniertes Gesamtpaket“, mit dem man aber sicher „punkten“ könne. Bad Kissingen zeige sich als Kulturstadt, die mit „modernen Themen“ aufwartet. Interessant findet Weidisch, dass die Künstler in verschiedenartigen Räumen ausstellen. Zum einen ist so die gesamte Stadt einbezogen. Zum andern erreiche man vielleicht im freien Raum der Ludwigsbrücke oder in den Kirchen eben auch Menschen mit dem Thema Kunst, die sonst keine Ateliers besuchen würden, sagt Weidisch.
Zur Diskussion anregen
Seiner Ansicht nach ist bei den ausgestellten Themen für jeden etwas dabei. Die Exponate sprächen wahrscheinlich jeden Betrachter ganz individuell an. „Genau das regt danach zur Diskussion mit anderen an.“ Spannend ist das Projekt für Weidisch auch deshalb, weil die Stadt sozusagen zum Ausstellungsort wird und Passanten hie und da direkt mit Kunst konfrontiert werden, wie zum Beispiel dann, wenn auf der Ludwigsbrücke „Kunst von der Fahne weht“.