„Wer es in Hammelburg schafft, der schafft es überall“, kündigte kulturbunt-Vorstandsmitglied Martina Bay Max Uthoff an. Sie erinnerte das Publikum, dass auf Einladung von kulturbunt schon die Creme de la Creme des deutschen Kabaretthimmels im Saalestädtchen gastierte, von Urban Priol über Volker Pispers und Vince Ebert bis zu Klaus von Wagner: „Und danach starteten sie so richtig durch.“
Uthoff ist auf dem Weg in den Kabarett-Olymp. Im Februar übernimmt er mit von Wagner Die Anstalt von Priol und Markus Barwasser. Kulturbunt hatte wieder mal den richtigen Riecher und engagierte ihn, als er noch als Geheimtipp galt.
Ein Anwalt geht ins Gericht
„Servus Hammelburg“, rief Max Uthoff und stürmte die Bühne im vollbesetzten Pfarrzentrum mit dem Steinbrückschen Stinkefinger. Er wirkte wie den 1920-er Jahren entsprungen. Schmal ist er, groß, trägt superflotte Stirn-Föhnwelle, einen schicken hellgrauen Anzug, weißes Hemd und schwarze Krawatte. Erfolgreiche Anwalts-Kluft, so könnte er jederzeit wieder in München praktizieren, wo er immer noch als Rechtsanwalt eingetragen ist. Messerscharf ist sein Verstand. Von ihm würde man sich gerne im Falle eines Falles vor Gericht vertreten lassen.
Ins Gericht ging er mit vielen: Mit Facebook („Nirgends erfahren sie schneller, dass der Nachbar über Ihnen seit zwei Wochen tot in der Wohnung liegt.“), mit Franz-Peter Tebartz-van Elst („Der Mann, der uns den Glauben nahm. Er wäre der perfekte Nachfolger von Tine Wittler. Wenn einer weiß, wie man in Häuser mit 6000 Euro Bidets einrichtet, dann er.“)
Widerspruch mit Charme
Elegant und scharfzüngig ist er Gott und der Welt auf der Spur, denn „Schweigen ist Wörtermord“. Tiefgründig denkt das Publikum über Uthoffs Frage nach, von wem dieses Zitat stammt. Handke, Benn? Nein, Pumuckl. Uthoff wütet nicht auf der Bühne, er ziseliert die Widersprüche radikal und unverhohlen und serviert sie mit Charme und Süffisanz. Zuweilen nimmt die Mischung den Atem. Das Publikum kommt ins Grübeln, aber auch ins Glucksen.
Gauck bezeichnete er als Sprechblasenakrobatiker und Toröffner zum Dadaismus. Seehofer attestierte er die Vitalität eines bekifften Hamsters, der am Ideen-Tourette-Syndrom leide und es verstanden habe, die Politik vom Sinn zu befreien.
Europa habe viel damit zu tun, dass sie von einem Rindvieh (Zeus) flachgelegt wurde. Momentan finde ein bizarres Schauspiel statt, befeuert von den Kampfpressen von Spiegel-online bis zum „größten Drecksblatt“. Und die Griechen zahlen die Zeche: „Versechsfacht hat sich die Selbstmordrate in Griechenland, um 22 Prozent die Schwangerschaftsabgänge, weil kein Geld mehr für Vorsorgeuntersuchungen da ist.“ Ach ja. Und wollen wir wirklich Südkorea den Rang bei der Pisa-Studie ablaufen, wo den Kindern das Wissen immer noch eingeprügelt wird?
Das sind nur ein paar Auszüge von Uthoffs genialen Gedankenreihen, die gesellschaftliche Strömungen aufdeckten zwischen menschlicher Wahrnehmung und Glauben, Bewusstsein und Altersvorsorge, Sport, Macht und Politik. „Der Mensch muss desillusioniert und beschäftigt werden, damit er nicht nachdenkt.“
Jubelnder Beifall des Publikums und der süßbittere Nachgeschmack, ein kleines bedeutungsloses „Gottesteilchen“ zu sein im großen magischen Vieleck der undurchsichtigen Weltbedürfnisse.