Bei der Studienfahrt des Kreiskulturreferats nach Berlin und Potsdam war einer der Ziele das Schloss Cecilienhof in Potsdam, weil die letzte Kronprinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen Cecilie in mehrfacher Hinsicht mit Bad Kissingen verbunden war.
Prinzessin Cecilie Auguste Marie von Mecklenburg-Schwerin wurde 1886 im Schweriner Schloss als Tochter von Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg und Großfürstin Anastasia Michailowna Romanowa geboren. Sie war also mütterlicherseits eine Romanow und hat als Kind längere Zeit in St. Petersburg gelebt, weswegen sie neben Englisch und Französisch auch fließend Russisch konnte.
Die Ehe mit dem preußischen Kronprinzen Wilhelm war nicht wie sonst in Fürstenhäusern üblich von den Familien eingefädelt, sie lernte den Kronprinzen auf einem Ball kennen. Wilhelm und Cecilie verlobten sich 1904 im Jagdschloss der Großherzöge von Mecklenburg. Ein Jahr später wurde sie mit dem deutschen Kronprinzen Wilhelm in Berlin verheiratet. Die Eheschließung war eines der spektakulärsten Ereignisse des Jahres, das mit einem aufwendig geschmückten Festzug vom Brandenburger Tor bis zum Berliner Stadtschloss gefeiert wurde.
Zur Hochzeit des Kronprinzen gaben die preußischen Städte ein aufwändiges Tafelgeschirr in reinem Silber bei dem Bildhauer Ignatius Taschner, geboren 1871 in Bad Kissingen, in Auftrag. Damit ist der erste Bezug zwischen dem Kronprinzenpaar und Bad Kissingen geknüpft.
Das Tafelgeschirr, heute nur das Kronprinzensilber genannt, sollte 50 Gedecke umfassen. Die Auftragssumme betrug 82 100 Goldmark, in Euro heute einen Millionenbetrag. Bis zu seinem Tod 1913 arbeitete Taschner an dem Auftrag. Die schwarz hergestellten Kopien wurden von der Familie Taschner nach dem Tod des Künstlers verkauft.
Durch die Revolution 1918 war auch die Karriere des Kronprinzen Wilhelm beendet. Nach dem Exil in Holland durfte er nach seiner Abdankung 1923 nach Deutschland zurückkehren. Doch die Ehe mit Cecilie scheiterte.
Ein großes Hochzeitsgeschenk hatte das Kronprinzenpaar noch entgegennehmen können, das Schloss Cecilienhof am Ufer des Jungfernsees in Potsdam. Die Pläne stammen vom Architekten Paul Schultze-Naumburg (1869 bis 1959). Schultze-Naumburg ist auch durch zwei Bauten in Bad Kissingen bekannt, die heute unter Denkmalschutz stehen: ein Sanatorium für Dr. Edgar Apolanth und das „Neue Schloss“ an der Ecke Spitalgasse/Maxstraße.
Kronprinzessin Cecilie lebte ab 1933 im Schloss Cecilienhof und musste sich im Februar 1945 in Sicherheit bringen. Sie floh mit der Familie ihres Sohnes Louis Ferdinand nach Bad Kissingen, wo sie bis 1952 lebte, anfangs in einem Dachzimmer im „Hotel Fürstenhof“, genauer in der Villa Marbachweg 1.
Das Unterkommen im Fürstenhof war kein Zufall, schließlich war der Hotelbesitzer Dr. Paul Sotier mit Kaiser Wilhelm gut bekannt, auf seinem Grabstein im Kapellenfriedhof ist er sogar als dessen Leibarzt bezeichnet.
Aufgrund der guten Beziehungen zur Familie Sotier kam Kronprinzessin Cecilie immer wieder zum Kur. Nach dem Tod von Dr. Sotier 1950 wurde Elisabeth Sotier mit ihrer Mutter Anna Inhaberin des renommierten Hotels Fürstenhof.
1954 war Kronprinzessin Cecilie wieder zur Kur in Bad Kissingen, natürlich im Fürstenhof, genauer in der Villa, die Elisabeth Sotier persönlich bewohnte. Nach einem Bericht in der Heimatzeitung ist Kronprinzessin Cecilie am 4. Mai schwer erkrankt (Schlaganfall). Ihr Sohn Prinz Louis Ferdinand und sein Bruder Friedrich wurden an das Krankenbett gerufen. Sie starb am 6. Mai 1954 an den Folgen einer Lungenentzündung – als Sterbeort ist der Marbachweg 1 beurkundet.
Der neue Chef des Hauses Hohenzollern Prinz Louis Ferdinand blieb übrigens Bad Kissingen immer verbunden. 1946 hatte er mit dem US-Kommandanten Potter den „Bad Kissingen Cosmopolitan Club“, den ersten deutsch-amerikanischen Freundschaftsclub gegründet.