Die Erdkröten wandern wieder. Wie jedes Jahr machen sich die fortpflanzungswilligen Amphibien auf den Weg in ihre heimischen Laichgewässer. Den wandernden Erdkröten - sie legen oft mehrere Kilometer in ihr Heimatgewässer zurück - droht nicht nur Gefahr durch natürliche Fressfeinde wie etwa Graureiher. Am gefährlichsten ist ihr Weg über den Asphalt.
Selbst bei Tempo 50 haben die Kröten kaum eine Chance, auch wenn sie nicht direkt getroffen werden. Der Luftdruck von vorbeifahrenden Autos allein kann den Tod bedeuten.
Schutzzäune werden aufgebaut
Um hier Abhilfe zu schaffen müssen jährlich sogenannte Krötenschutzzäune aufgebaut werden, die zweimal täglich abgesammelt werden.
Die Arbeiten und Materialkosten für diese Schutzmaßnahmen werden über Fördergelder des Freistaates Bayern, den sogenannten Landschaftspflege und Naturparkrichtlinien (LNPR) finanziert. Die Organisation der Finanzhilfen übernimmt der Landschaftspflegeverband Bad Kissingen . Der Landkreis erhält daraus zwischen 70 und 90 Prozent Förderung.
Ehrenamtliche Helfer
Die Arbeiten selbst werden von ehrenamtlichen Helfern des Bund Naturschutzes Bayern e.V. und der Pfadfinder durchgeführt. Seit Gründung des Verbandes vor 30 Jahren wurden jährlich Anträge zum Krötenschutz gestellt. Allein in den letzten drei Jahren konnten die ehrenamtlichen Helfer so über 15 000 Erdkröten sicher in die Laichgewässer befördern.
Natürlich hören die Gefahren für die Tiere im Gewässer nicht auf. So warten zum Beispiel Raubfische auf den Laich bzw. die daraus entstehenden Kaulquappen der Erdkröten. Aber auch ausgewachsene Kröten sind auf dem Speiseplan. Im Basaltsee "Tintenfass" in den Schwarzen Bergen arbeiten Landschaftspflegeverband, die Ortsgruppe Bad Kissingen der Wasserwacht und der Bund Naturschutz jährlich daran, die dort ansässigen Geburtshelferkröten vor dem Aussterben zu bewahren.
Die Geburtshelferkröte ist die seltenste aller bayerischen Amphibienarten und kommt ausschließlich im nördlichen Unterfranken vor. Die Art zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Männchen um den befruchteten Laich kümmern: nach der Befruchtung an Land wickeln sie die Laichschnüre um ihre Hinterbeine und schützen sie so 20 bis 45 Tage bis zum Schlupf. Erst dann bringt das Männchen sie zu einem geeigneten Gewässer .
Mit Netz abgesperrt
Das "Tintenfass" ist der letzte Lebensraum dieser hoch gefährdeten Art im Landkreis Bad Kissingen , die besonnte und strukturreiche Bereiche in Gewässernähe mit vielen Versteckmöglichkeiten bevorzugt. Der Rückgang der Art im "Tintenfass" ist hauptsächlich auf Hechte zurückzuführen. Als letzter Rettungsversuch wird der seichte Flachwasserbereich des Tintenfasses jährlich mit einem Netz abgesperrt, um eine einigermaßen sichere Kinderstube für die Amphibien zu schaffen.
Auch die Pflege der weiteren vielfältigen Biotope im Landkreis Bad Kissingen liegt in den Händen des Landschaftspflegeverbandes.
"Wir sind in der wunderbaren Situation, dass wir über eine reichhaltige Naturausstattung verfügen", so Landrat Thomas Bold . "Auf unseren Hängen haben sich durch jahrhundertelange Bewirtschaftung wertvolle Trockenrasen gebildet, auf welchen besonders viele verschiedene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten vorkommen." Um die abwechslungsreiche Landschaft zu erhalten, werden Landschaftspflegemaßnahmen durchgeführt. Dies kann Mahd, Beweidung, Entbuschung oder das Anlegen von Streuobstwiesen bedeuten. Überlässt man die Gebiete sich selbst, würden sie innerhalb kürzester Zeit wieder verbuschen.
Das bedeutet den Verlust der Lebensräume und der attraktiven Naherholungsgebiete im Landkreis, denn auch der Mensch schätzt die wunderschönen Hanglagen und Wacholderheiden im Landkreis Bad Kissingen und Umgebung. red