Der Oktober ist im Pastoralen Raum Bad Kissingen ein Monat des Gebets, in dem verschiedene Formen der Anbetung erprobt werden. Es ist ein Projekt, um sowohl mit der vertrauten Form der Ewigen Anbetung (Eucharistische Anbetung) als auch mit neuen Angeboten für Gebet und Gottesdienst Menschen mit Glauben und Gott in Berührung zu bringen. Unterstützt wird dieses experimentelle Projekt vom Bistum Würzburg .
Seit der Ankündigung im Pfarrbrief regt sich jedoch Widerstand gegen den Monat des Gebets. Unter anderem wurden an Kirchen und Friedhöfen Trauerschleifen angebracht, die das Ende der Tage der Ewigen Anbetung betrauern. Zudem sind laut Pfarrer Gerd Greier Informationen über den Monat des Gebets aus den in den Kirchen ausliegenden Pfarrbriefen herausgerissen worden.
Grenzen wurden überschritten
In Arnshausen kam es zudem zu einem Zwischenfall, den das Team des Pastoralen Raums Bad Kissingen nicht unkommentiert hinnehmen möchte. Auf Anregung von Bischof Franz Jung wurde eine Stellungnahme auf der Homepage veröffentlicht
Was ist passiert? "Eine kleine, uns gut bekannte Gruppe von Mitchristen, hat während des Gottesdienstes 'Getanztes Gebet' die versammelte Gemeinschaft ausgelacht, bewusst mit Rosenkranzgebet dagegen gebetet und den Gottesdienst lautstark und in unangemessener Weiser respektlos unterbrochen", heißt es in der Stellungnahme. Mit dieser Störung seien Grenzen überschritten worden.
Missbrauch des Gebets
"Wir dulden keine Störungen von Gottesdiensten und werden, falls dies erneut vorkommt, den betreffenden Personen Platzverweise aussprechen", wird in der Stellungnahme angekündigt. Weiter heißt es: "Gegen etwas oder jemanden zu beten, ist für uns ein Missbrauch des Gebets, respektlos und keineswegs christlich. Wir respektieren traditionelle Gebetsformen und erwarten denselben Respekt für neue. Katholisch sein bedeutet, Vielfalt und Weite zu leben. Ausgrenzung ist sektiererisch."
Zum Thema "Tanzen" zitiert die Stellungnahme den heiligen Kirchenlehrer Augustinus: "Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge. Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen."
Soll die Ewige Anbetung aufgegeben werden?
Unsere Redaktion versuchte, Vertreter dieser Gruppe zu kontaktieren. Ein persönliches Gespräch wurde abgelehnt, jedoch erhielten wir einen Leserbrief, aus dem Zitate jedoch nur anonym erfolgen sollen. Der Name der Verfasserin oder des Verfassers ist der Redaktion bekannt.
In dem Brief wird die Sorge geäußert, dass die Ewige Anbetung "schleichend für immer verschwinden" soll. Zitiert wird dabei Pfarrer Greier, der im Pfarrbrief schrieb: "Dadurch verabschieden wir uns von den ursprünglichen Tagen der Ewigen Anbetung."
Der Redaktion sagt Pfarrer Greier: "Bisher waren die Tage der Ewigen Anbetung im Pastoralen Raum auf die Monate September und November verteilt. Um keine Gemeinde zu bevorzugen oder zu benachteiligen, haben wir beschlossen, den Oktober als 'Monat des Gebets' zu wählen." Unabhängig davon sei die Ewige Anbetung im Pastoralen Raum Bad Kissingen sogar erweitert worden. Niemand wolle die Ewige Anbetung beziehungsweise die Eucharistische Anbetung abschaffen.
Kann Tanz auch Gebet sein?
In dem Brief wird kritisiert, dass viele der neuen Konzepte liturgisch nicht haltbar seien: "So handelt es sich, z.B., beim 'getanzten Gebet', definitiv nicht um Anbetung." Weiter wird bemängelt, dass Angebote wie das Morgenlob, ein Lobpreisgottesdienst, die Kinderkirche oder eine Nacht der Lichter "keine Formen der Ewigen Anbetung" seien.
Dazu stellt Pfarrer Greier klar: "Es gibt viele verschiedene Gebetsformen. Die Höchstform ist die Eucharistie und die Ewige Anbetung, aber es ist nicht die einzige Art der Anbetung. Deswegen haben wir es Monat des Gebets und nicht 'Monat der Ewigen Anbetung' genannt. Wir haben das Angebot erweitert, und die Ewige Anbetung ist eine Form davon."
Weiter erläutert er: "Es gibt unterschiedliche Zugänge zum Gebet. Manche Menschen beten gerne Psalmen, andere bevorzugen den Rosenkranz. Jeder muss seinen eigenen Weg und Zugang finden. Die Angebote im Oktober zeigen verschiedene Möglichkeiten auf."
Die Anbetung Gottes ausschließlich auf die Eucharistische Anbetung, wie sie in der Ewigen Anbetung praktiziert wird, zu reduzieren, sei eine "Verengung des Glaubens". Entscheidend sei die innere Haltung des Menschen, die durch verschiedene Gebetsformen Ausdruck finde.
Kritik am Wandel in der Kirche
Weitere Kritikpunkte betreffen den Wandel in der Kirche seit dem zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965) insgesamt, unter anderem die Aussetzung des Allerheiligsten durch Laien. Hierzu sagt Pfarrer Greier: "Eine Aussetzung durch Laien ist nicht weniger wert als durch geweihte Personen wie Diakone und Priester. Jesus ist nicht zu 100 Prozent da, wenn ein Priester die Aussetzung vornimmt, und nur zu 50 Prozent bei einer nicht geweihten Person. Wie klein macht man Gott und den Menschen mit solchen Gedanken?"
Und weiter: "Seit 1974 gibt es im Bistum Würzburg Kommunionhelfer und -helferinnen, die das Recht haben, den Herrn auszusetzen. Sie dürfe nur nicht den Segen mit der Monstranz erteilen, was Priestern vorbehalten bleibt."
Auch die von Pfarrer Greier betonte Vielfalt wird im Leserbrief mithilfe von Bibelstellen kritisiert. So wird das Lukas-Evangelium zitiert: "Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen." (Lk 16,13) "So können wir nicht vielfältig sein", heißt es in dem Brief.
Abschließend betont Pfarrer Greier: "Wir sollten uns nicht gegenseitig den Glauben absprechen. Ich kann den Glauben des anderen nicht sehen." Vielmehr wünscht er sich Offenheit für neue Formen und die Erkenntnis, dass dadurch Menschen zum Glauben geführt werden können.
Denn letztlich gehe es darum, die Menschen mit Jesus Christus in Verbindung zu bringen und nicht um die Frage, welche die richtige Anbetungsform sei.
Kritik an der Lichtillumination
Das Taizégebet in Haard wurde auch von Kritikern des "Monat des Gebets" besucht. Zu Störungen kam es nicht, im persönlichen Gespräch im Anschluss wurde die oben aufgeführten Punkte verdeutlicht und ergänzend betont, dass andere Gebetsformen als die Eucharistische Anbetung toleriert werden, jedoch nicht im Gotteshaus. Die Kirche müsse als ein Gott geweihter Ort heilig und rein bleiben. Die Lichtillumination erinnere viel eher an ein Rotlichtmilieu, denn ein Gotteshaus.
Begriffsdefinitionen
- Anbetung ist eine religiöse Praxis, bei der Gläubige Gott verehren. Sie kann in verschiedenen Formen stattfinden, darunter Gebet, Gesang, Rituale oder stille Meditation, und dient dazu, die Beziehung zu Gott zu vertiefen und seine Heiligkeit anzuerkennen.
- Die Eucharistische Anbetung ist eine Form des katholischen Gebets, bei der das Allerheiligste Sakrament, das eucharistische Brot, in dem Christus gegenwärtig ist, in einer Monstranz auf dem Altar sichtbar gemacht wird. Dieser Vorgang, auch "Aussetzung" genannt, ermöglicht es den Gläubigen, das Sakrament zu verehren
- Ewige Anbetung ist eine Eucharistische Anbetung, die im Bistum Würzburg an jedem Tag des Jahres in einer anderen Gemeinde stattfinden soll, um eine lückenlose Anbetung zu gewährleisten. Oft wird der Begriff Ewige Anbetung allgemein für eine Eucharistische Anbetung verwendet, auch wenn sie nicht im zeitlichen Rahmen der Gebetordnung liegt.
- Das Allerheiligste Sakrament bezeichnet in der katholischen Kirche die Eucharistie, insbesondere die geweihte Hostie, die als Leib Christi verehrt wird. Es steht im Zentrum der Anbetung und wird während der Eucharistiefeier konsekriert sowie in der Monstranz zur Anbetung ausgesetzt.
- Die Eucharistiefeier (Danksagung) ist der zentrale Gottesdienst der katholischen Kirche, in dem das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern gefeiert wird. Dabei werden Brot und Wein in der Wandlung in Leib und Blut Christi verwandelt. Die Gläubigen haben durch den Empfang der Eucharistie (Kommunion) Anteil am Opfer Christi, seinem Tod und seiner Auferstehung.
- Laien in der Kirche sind alle getauften Christinnen und Christen, die keine Weihe zum Priester oder Diakon empfangen haben. Sie sind integraler Bestandteil der Kirche und übernehmen Aufgaben in der Seelsorge, Liturgie und Verwaltung, ohne jedoch sakramentale Handlungen wie die Eucharistiefeier vornehmen zu können. Laien engagieren sich oft als Lektoren, Kommunionhelfer oder in der Gemeindearbeit.