Bad Kissingen
Krimis in Kurorten
Wer Kurorte wie Bad Kissingen besucht, kann nicht nur Heilwasser schlürfen und in Moorbädern verharren. Er erlebt zuweilen auch Krimiabenteuer.
Das zumindest will das Buch "Mörderische Prachtbäder" glauben machen.
Der Band umfasst elf Krimi-Kurzgeschichten von elf Autoren. Sie spielen in elf Bäderorten in Bayern, Thüringen, Sachsen und Tschechien, dem "grünen Kurherzen Mitteleuropas", wie es der Rückentext bezeichnet.
In Bad Brückenau zum Beispiel kommt ein Autor, dem eigentlich nichts fehlt "außer ein paar neuen Ideen für Drehbücher", einem Komplott seines Agenten zuvor. In Bad Kissingen scannt eine ausgebrannte SEK-Beamtin die Prachtbauten ständig nach günstigen Schusslinien und optimalen Positionen für Scharfschützen. Überhaupt: Die architektonischen und sonstigen Sehenswürdigkeiten nehmen in den Erzählungen einen breiten Raum ein. Die Kulisse drängt in den Vordergrund.
Schließlich will das Buch dem Leser nicht nur elf Krimis, sondern zusätzlich 125 Freizeittipps bieten. Nach jeder Geschichte folgt ein Anhang mit Erläuterungen zu den Sehenswürdigkeiten, die im Text zuvor erwähnt und mit einer Nummerierung versehen wurden.
Wenn bis zu drei Verweise gleichzeitig auf einer Seite auftauchen, können die Texte ihren wahren Charakter nicht verhehlen: Sie wurden geschrieben, um eine Checkliste mit den Sehenswürdigkeiten des jeweiligen Kurorts abzuhaken. Das klingt dann bemüht, wenn es ein Autor nicht geschickt zu verpacken vermag. Und richtig ärgerlich sind Passagen wie diese: ",Und gleich in der Nähe, da ist die evangelische Kirche.‘ ,Ich bin aber katholisch.‘ ,Eine katholische Kirche haben wir selbstverständlich auch.‘"
Wo die Texte einmal vergessen, in Kriminalgeschichten gehüllte Touristentipps sein zu müssen, finden sich sprachlich durchaus kreative Bilder: "Ich sah meine rot lackierten Fingernägel, die blutroten Mäuler von zehn weißen Maden."
Einige Autoren wagen trotz allem zuweilen sogar einen spöttischen oder lakonischen Blick auf das selbstbezügliche und sich selbst sehr ernst nehmende Kur- und Wellnessgebaren und seine Klientel. Das Moorbad erscheint dann als das, was es ist: "glitschiger Dreck". "Senioren in beigen Popelinehosen" bevölkern Bad Bocklet.
Bei elf Autoren und elf Geschichten ist für Abwechslung automatisch gesorgt, die aber letztlich niemandem wehtun wird - nicht den Besuchern und nicht den Bewohnern. Damit wird das Buch seine Zielgruppe unterhalten: den Patienten, der im Zug seinen Kuraufenthalt plant und Anregungen für Besichtigungstouren sucht, oder den Kurgast, der sich zwischen zwei Anwendungen die Wartezeit vertreiben möchte. Dann wird das Buch sicher ebenso in der notorischen Gruppe Leser finden, welche heimattümliche Wonnen durchfahren, sobald sie auf regionale Bezüge stößt.
Wer dagegen Wellness auf wirklich unwiderstehliche Weise auseinandergenommen wissen will, sollte nicht zu dem Buch, sondern zu Track 5 des Albums "1968" von Rainald Grebe und der Kapelle der Versöhnung greifen. Im Song Wellnesshotel heißt es zum Beispiel: "Ich sah Trümmerfrauen mit Schokolade im Gesicht. Unter Adenauer gab es so was nicht. Ich stand in diesem Wellnesshotel und ich hatte das Gefühl, 60 Jahre Frieden sind zu viel."
Der Band "Mörderische Prachtbäder", herausgegeben von Friederike Schmöe und Petra Steps, ist im Gmeiner-Verlag erschienen. Auf 281 Seiten sind "11 Wellness-Krimis mit 125 Freizeittipps" zu finden.
Der Band umfasst elf Krimi-Kurzgeschichten von elf Autoren. Sie spielen in elf Bäderorten in Bayern, Thüringen, Sachsen und Tschechien, dem "grünen Kurherzen Mitteleuropas", wie es der Rückentext bezeichnet.
In Bad Brückenau zum Beispiel kommt ein Autor, dem eigentlich nichts fehlt "außer ein paar neuen Ideen für Drehbücher", einem Komplott seines Agenten zuvor. In Bad Kissingen scannt eine ausgebrannte SEK-Beamtin die Prachtbauten ständig nach günstigen Schusslinien und optimalen Positionen für Scharfschützen. Überhaupt: Die architektonischen und sonstigen Sehenswürdigkeiten nehmen in den Erzählungen einen breiten Raum ein. Die Kulisse drängt in den Vordergrund.
Schließlich will das Buch dem Leser nicht nur elf Krimis, sondern zusätzlich 125 Freizeittipps bieten. Nach jeder Geschichte folgt ein Anhang mit Erläuterungen zu den Sehenswürdigkeiten, die im Text zuvor erwähnt und mit einer Nummerierung versehen wurden.
Wenn bis zu drei Verweise gleichzeitig auf einer Seite auftauchen, können die Texte ihren wahren Charakter nicht verhehlen: Sie wurden geschrieben, um eine Checkliste mit den Sehenswürdigkeiten des jeweiligen Kurorts abzuhaken. Das klingt dann bemüht, wenn es ein Autor nicht geschickt zu verpacken vermag. Und richtig ärgerlich sind Passagen wie diese: ",Und gleich in der Nähe, da ist die evangelische Kirche.‘ ,Ich bin aber katholisch.‘ ,Eine katholische Kirche haben wir selbstverständlich auch.‘"
Wo die Texte einmal vergessen, in Kriminalgeschichten gehüllte Touristentipps sein zu müssen, finden sich sprachlich durchaus kreative Bilder: "Ich sah meine rot lackierten Fingernägel, die blutroten Mäuler von zehn weißen Maden."
Einige Autoren wagen trotz allem zuweilen sogar einen spöttischen oder lakonischen Blick auf das selbstbezügliche und sich selbst sehr ernst nehmende Kur- und Wellnessgebaren und seine Klientel. Das Moorbad erscheint dann als das, was es ist: "glitschiger Dreck". "Senioren in beigen Popelinehosen" bevölkern Bad Bocklet.
Bei elf Autoren und elf Geschichten ist für Abwechslung automatisch gesorgt, die aber letztlich niemandem wehtun wird - nicht den Besuchern und nicht den Bewohnern. Damit wird das Buch seine Zielgruppe unterhalten: den Patienten, der im Zug seinen Kuraufenthalt plant und Anregungen für Besichtigungstouren sucht, oder den Kurgast, der sich zwischen zwei Anwendungen die Wartezeit vertreiben möchte. Dann wird das Buch sicher ebenso in der notorischen Gruppe Leser finden, welche heimattümliche Wonnen durchfahren, sobald sie auf regionale Bezüge stößt.
Wer dagegen Wellness auf wirklich unwiderstehliche Weise auseinandergenommen wissen will, sollte nicht zu dem Buch, sondern zu Track 5 des Albums "1968" von Rainald Grebe und der Kapelle der Versöhnung greifen. Im Song Wellnesshotel heißt es zum Beispiel: "Ich sah Trümmerfrauen mit Schokolade im Gesicht. Unter Adenauer gab es so was nicht. Ich stand in diesem Wellnesshotel und ich hatte das Gefühl, 60 Jahre Frieden sind zu viel."
Der Band "Mörderische Prachtbäder", herausgegeben von Friederike Schmöe und Petra Steps, ist im Gmeiner-Verlag erschienen. Auf 281 Seiten sind "11 Wellness-Krimis mit 125 Freizeittipps" zu finden.
Themen & Autoren / Autorinnen
