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LKR Bad Kissingen
Kriminalstatistik im Landkreis Bad Kissingen
Seit 2016 sind die Straftaten, die die Polizeiinspektionen Bad Brückenau, Bad Kissingen und Hammelburg aufgenommen haben durchgehend rückläufig. So setzte sich der Trend auch im vergangenen Jahr 2019 fort. So sieht es im Detail aus:
Jedes Jahr veröffentlichen die Polizeien eine Kriminalstatistik.  Foto:  Monika Skolimowska/dpa (Symbolbild)       -  Jedes Jahr veröffentlichen die Polizeien eine Kriminalstatistik.  Foto:  Monika Skolimowska/dpa (Symbolbild)
| Jedes Jahr veröffentlichen die Polizeien eine Kriminalstatistik. Foto: Monika Skolimowska/dpa (Symbolbild)
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 17.08.2022 17:30 Uhr

Die drei Polizeiinspektionen des Landkreises - Bad Kissingen, Bad Brückenau und Hammelburg - verkünden in der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2019 eine rückläufige Anzahl an Straftaten . Insgesamt kommt der Landkreis mit 2899 Straftaten auf einen historischen Tiefpunkt. Die Häufigkeitsziffer hat in allen drei Inspektionen des Landkreises, aber auch in Unterfranken und Bayern, abgenommen. Sie beschreibt die Anzahl der Straftaten pro 1000 Einwohner.

Bad Brückenau

Herbert Markert , Leiter der Bad Brückenauer Polizeiinspektion , hat eine gute Nachricht: "Der Gesamtanteil der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren macht also 9,8 Prozent der Gesamtzahl der Tatverdächtigen aus. Das ist mit Abstand der niedrigste Wert der vergangenen Dekade." In 2018 sei die Zahl noch bei 18,7 Prozent gelegen, 2014 bei 20,5 Prozent. "Ich sehe darin die Erfolge sehr guter Jugendarbeit, angefangen in den Elternhäusern über die Schulen und Vereins- und Verbandsaktivitäten."

Jedoch sei zu beachten, dass bei einer so kleinen Gesamtzahl (37 von 623) nur leichte Ausschläge nach oben oder unten deutliche prozentuale Zu- oder Abnahmen verursachen. Die Tatsache, dass die Straftaten in der Gruppe der Heranwachsenden nicht wesentlich angewachsen ist, lässt Markert hoffen, dass die Abnahme der Kriminalität bei Kindern und Jugendlichen nicht einfach auf dem Übergang in die nächste Altersgruppe basiert.

Insgesamt zeige die Kriminalitätsentwicklung nach einem Ausreißer im Jahr 2018 wieder einen nach unten gehenden Verlauf. Mit 623 Straftaten sei annähernd der Tiefststand von 2017 (damals 615 Fälle) erreicht worden. Im Rauschgiftbereich sei aber für das Jahr 2020 eine starke Steigerung zu erwarten: Die Polizei hat viele Fälle, die im Jahr 2019 anfielen, erst im laufenden Jahr erkannt und ausermittelt.

Für Aufmerksamkeit sorgte ein Fall im April: Ein 58-Jähriger soll einen 39-jährigen Besucher mit einem Eisenrohr mehrfach auf den Kopf geschlagen haben. Er war während der Tat mit einem Blutalkoholwert von mindestens 3,34 Promille stark betrunken und deswegen nicht steuerungsfähig. Eine Verurteilung wegen eines versuchten Tötungsdelikts war deswegen nicht möglich.

Das Landesgericht Schweinfurt verurteilte den Täter jedoch wegen Vollrausches zu einer Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren. Außerdem hat eine 29-Jährige eine Vergewaltigung angezeigt. Tatverdächtig ist ihr 26-jähriger damaliger Lebenspartner. Nach einem Einsatz im Januar fuhren die Beamten einen 35-Jährigen zur Dienststelle. Er führte trotz Fesselung einen Fußtritt gegen den Fahrer aus. Die Beamten brachten den Streifenwagen ohne Unfall zum Stehen und fixierten den Beschuldigten.

Bad Kissingen

"Hier lebt es sich sicher: Weniger Straftaten , eine hohe Aufklärungsquote und ein starker Rückgang bei den schweren Diebstählen ." Das ist das Fazit von Stefan Haschke , Leiter der Bad Kissinger Polizeiinspektion . Seien es im Jahr 2018 noch 2061 Fälle, zeigt die Statistik für das abgelaufene Jahr 2019 ein Minus von 15,3 Prozent. Also in absoluten Zahlen eine Abnahme um 315 Fälle auf nunmehr 1746 Straftaten für das Jahr 2019. Rückläufig seien die Zahlen im Jahr 2019 insbesondere in den Bereichen schwerer Diebstahl (- 30,8 Prozent), einfacher Diebstahl (- 17,4 Prozent) und Rauschgiftdelikte (- 25,8 Prozent). Im Jahr 2018 seien die Straftaten im Bereich des schweren Diebstahls und bei den Rauschgiftdelikten noch angestiegen.

Unter den herausragenden Fällen Bad Kissingens war ein Mord: Anfang März stach ein 28-Jähriger in der Fußgängerzone bei einer Auseinandersetzung auf seine Ex-Lebensgefährtin ein. Die 27-Jährige erlag ihren schweren Verletzungen im Krankenhaus. Der Tatverdächtige sitzt zurzeit eine anderweitige Haftstrafe in einer Justizvollzugsanstalt ab. Mittlerweile sind die Ermittlungen abgeschlossen. Die Verhandlung wegen Mordes vor dem Landgericht Schweinfurt soll im Sommer 2020 stattfinden.

Bei einem Einbruch in eine Tankstelle in Maßbach nahm die Polizei einen 40-Jährigen fest. Im Rahmen der folgenden Ermittlungen ordnete die Polizei dem Mann noch weitere Einbrüche in die gleiche Tankstelle zu. Im April versuchten Unbekannte, in Bad Kissingen die Mauer zu einem Juweliergeschäft zu durchbrechen. Der Einbruchsversuch schlug jedoch fehl, und die Täter flüchteten ohne Beute. Die Kripo Schweinfurt übernahm die Ermittlungen, die aber erfolglos verliefen.

Hammelburg

Auch in Hammelburg gibt es weniger Straftaten . Waren es 2017 noch 774 und 2018 noch 674 Strafraten, hat die Polizeiinspektion dort im vergangenen Jahr 2019 nur noch 530 Straftaten registriert. Das entspricht einem Rückgang von gut 20 Prozent. "Das historische Tief in der Kriminalstatistik der PI Hammelburg ist Ausdruck einer sehr guten Sicherheitslage im hiesigen Bereich", findet Christian Pörtner, Dienststellenleiter der Polizei Hammelburg. Der Schwerpunkt der polizeilichen Tätigkeit im Jahr 2020 werde erneut im präventiven Bereich liegen. Basis dafür sind Kontrolltätigkeit und Präsenz.

Aufsehen erregten 2019 diverse Einbrüche: Im Januar ermittelten die Beamten wegen eines Einbruchs. Dieser fand in einem Hammelburger Gewerbegebiet statt. Die Täter waren über die Landkreisgrenze hinaus tätig.In Gauaschach klärten die Ermittler mit der Kripo Schweinfurt eine Diebstahlserie auf. Die Täter hatten mehrere Zigarettenautomaten gesprengt. Im September machten mehrere Polizeidienststellen eine Einbrecherbande dingfest. Diese verübte in Süddeutschland eine Vielzahl von Einbrüchen in Gewerbebetriebe.

Die Brandstiftungsserie, die sich Ende August in Hammelburg ereignete, ist in der Statistik für 2019 noch nicht enthalten. Damals brannten mehrere Autos ab. Es entstand ein Schaden von ca. 250 000 Euro. Die Ermittlungen der Kripo Schweinfurt, die in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Schweinfurt geführt wurden, dauerten bis Ende Mai 2020 an.

Rohheitsdelikte

Als ein Rohheitsdelikt zählen die Fälle, in der eine Körperverletzung oder ein Raub geschieht, beziehungsweise die Freiheit einer Person eingeschränkt wird. So zählen auch Nötigung, Bedrohung oder Misshandlung von Kindern zu den Rohheitsdelikten. Viele Fälle der häuslichen Gewalt oder Gewalt gegen Polizeibedienstete fallen in diese Kategorie. Insgesamt macht diese Deliktgruppe mit 591 Fällen 20 Prozent aller im Landkreis aufgenommenen Straftaten aus. 2018 waren es noch 701 Fälle. Mit gut 80 Prozent sind Körperverletzungen die am meisten begangenen Straftaten in der Gruppe der Rohheitsdelikte. Von diesen 485 Körperverletzungen sind 17,5 Prozent schwere Körperverletzung . In Bad Brückenau nahm die Anzahl der Delikte in dieser Gruppe von 187 auf 150 ab, in Bad Kissingen nahm die Anzahl dieser Delikte von 371 auf 346 ab.

Häusliche Gewalt

Dieser Bereich umfasst Vergehen zwischen Menschen, die in einem Haushalt zusammenleben. Extra ausgebildete Sachbearbeiter sorgen für eine besondere Betreuung der Opfer. Die Straftaten fallen meist in den Bereich "Rohheitsdelikte". In Hammelburg gab es 69 Fälle häuslicher Gewalt, in Bad Brückenau 41 und in Bad Kissingen 82. Die insgesamt 192 Fälle im Landkreis sind 15 weniger als im vergangenen Jahr. Mit fast zwei Drittel der erfassten Delikte machen Körperverletzungen den Großteil aus. Es folgen Beleidigungen, Nötigungen und Bedrohungen. In die Statistik zählt auch der Fall eines 27-Jährigen, der seine Ex-Partnerin wohl aus Eifersucht umbrachte. Ebenso zeigte eine 29-Jährige die Vergewaltigung durch ihren damaligen Lebenspartner an. Von den 142 Tätern waren rund 70 Prozent männlich, Opfer waren zu fast 30 Prozent männlich.

Rauschgiftdelikte

Die Polizei zählt für den Landkreis 234 Fälle von Rauschgiftdelikten für das vergangene Jahr. Das sind um ein Viertel weniger, als im Jahr 2018. In knapp über der Hälfte der Verstöße, handelte es sich um Cannabis. Dies ist auch die Erfahrung der vergangenen Jahre. Bad Kissingen zählt 141 Fälle von Rauschgiftdelikten, was einem Rückgang von etwa 25 Prozent entspricht, nachdem die Zahlen in 2018 um 17 Prozent angestiegen waren. Auch 2017 schon war ein Anstieg zu erkennen. Außerdem stellte die Polizeiinspektion Bad Kissingen ein Rückgang bei den Drogenfahrten fest. 2018 waren es mit 79 Fahrten unter Drogeneinfluss erheblich mehr. Sie waren damit 2018 auf gleicher Höhe mit den Fahrten unter Alkoholeinfluss. 2019 fielen die Fälle der Drogenfahrten auf 39, und die Alkoholfahrten dominieren nun wieder die Fallzahlen.

Diebstahl und Einbrüche

Im Landkreis gab es im vergangenen Jahr 672 Diebstähle , was etwa einem Viertel aller 2899 Delikte entspricht. 2018 zählte noch 801 Fälle. Als schwerer Diebstahl gelten die Vergehen, bei denen die Täter etwas auf- oder in etwas einbrechen. Knapp ein Viertel der Diebstähle des Landkreises (155) sind in diese Kategorie einzuordnen. 20 Fälle davon stellen Wohnungseinbrüche dar. In Bad Brückenau blieben Diebstähle mit 134 Fällen etwa auf Vorjahresniveau. Einer der 30 Ladendiebstähle war ein besonders schwerer Fall von Bandendiebstahl. Es gab fünf Wohnungseinbrüche. In Hammelburg gab es mit 129 Fällen 17 Diebstähle weniger als im Vorjahr und davon nur einen Wohnungseinbruch. In Bad Kissingen schlugen 409 Diebstähle auf. Damit fielen die Straftaten um 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018. Im Falle des schweren Diebstahls ist ein Rückgang von gut 30 Prozent zu verzeichnen. Die Wohnungseinbrüche haben sich jedoch von sieben (2018) auf 14 verdoppelt.

Betrug und Fälschungsdelikte

Von Falschgeld über Enkeltrick bis zur Internetkriminalität, aber auch das Anbieten nicht vorhandener Ware und das Nichtbezahlen bestellter Artikel sowie Urkundenfälschung: All das fällt unter die Vermögens- und Fälschungsdelikte. Im Landkreis gab es vergangenes Jahr 343 Fälle an Vermögens- und Fälschungsdelikten, und damit fast 70 weniger als 2018. Vor allem in Hammelburg halbierten sich die Fälle beinahe. Die Polizeiinspektion Bad Kissingen bemerkt einen Anstieg um gut 50 Prozent bei der Computerkriminalität im Zuständigkeitsbereich. Dieser Begriff umfasst alle Straftaten , die mittels Computer beziehungsweise Internet begangen werden.

Sonderfälle

Vor allem in Sachen Internetkriminalität gibt es Fälle, die die Kriminalstatistik nicht erfasst, weil sich Täter und damit der Tatort außerhalb der Dienststelle befinden. Folgende Zahlen gehören also nicht zu den 2 899 Delikten des Landkreises: Die Beamten der Bad Brückenauer Polizei und der Schweinfurter Kriminalpolizei nahmen vergangenes Jahr 187 Anzeigen über Attacken von außerhalb des Dienstbereiches auf. 120 Mal hatten die Täter Erfolg. Sie erbeuteten Geld und Waren im Wert von rund 113 000 Euro. Sie gaben sich dreimal erfolgreich als Microsoft-Mitarbeiter aus und erbeuteten damit insgesamt gut 7600 Euro. In Bad Kissingen bearbeitete die Polizeiinspektion 113 Anzeigen mit Tatort Ausland oder ungeklärt, in Hammelburg rund 100. Die Polizei setzt hier auf weitere Präventionsarbeit.

Gewalt gegen die Polizei

In den Rohheitsdelikten, aber auch in der Beleidigung und Sachbeschädigung sind auch die Fälle enthalten, bei denen Tatverdächtige die Polizeibeamten bei ihren Einsätzen angehen. Im gesamten Landkreis haben die Beamten davon 54 Fälle aufgenommen. Fast 60 Prozent der Angriffe fallen in die Kategorie Beleidigung und Bedrohung. Andere Vergehen sind Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte oder Nötigung im Straßenverkehr. In Hammelburg und Bad Kissingen war in der Mehrzahl der Fälle vor allem Alkohol-, manchmal Drogenkonsum im Spiel. Ernsthaft verletzt wurde kein Polizist . In Bad Brückenau stand nur ein Drittel der Täter unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen.

Sexuelle Straftaten

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gehen von sexueller Belästigung über Vergewaltigung bis zu exhibitionistischen Handlungen. Im Landkreis gab es insgesamt 62 Fälle. Darunter waren sechs Fälle der Vergewaltigung, 20 Mal sexueller Missbrauch. In Bad Kissingen waren unter den 15 Opfern von sexuellem Missbrauch elf Kinder. In Bad Brückenau zählt die Polizei sieben Fälle der Verbreitung pornografischer Schriften, darunter vier Fälle von Kinderpornografie .

 
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