
Wie soll der öffentliche Nahverkehr im Landkreis Bad Kissingen in den nächsten Jahren ausschauen? Mit der Frage hat sich der Wirtschafts- und Umweltausschuss des Kreistags in seiner jüngsten Sitzung beschäftigt. Der Landkreis als für den ÖPNV zuständiger Aufgabenträger ist verpflichtet, regelmäßig seinen Nahverkehrsplan weiterzuentwickeln und aktuell zu halten. Die Fortschreibung läuft und die Planer haben einen ersten Zwischenstand vorgestellt. "Der Nahverkehrsplan ist der Masterplan für eine Region, was den ÖPNV der nächsten Jahre angeht", sagt Dieter Stepner vom nordhessischen Planungsbüro Kobra Nahverkehrsservice.
Wie er erläutert, ist die Ausstattung mit Haltestellen gut und die Taktung erfüllt die offiziellen Grenzwerte in den meisten Fällen. Der Verkehrsplaner schlägt vor, die Linienhierarchie im Landkreis neuzuordnen - losgelöst von der Schülerbeförderung. "Der Schulbusverkehr käme on top dazu", sagt Stepner. Das sei zwar teurer, biete aber den Vorteil, die Regelbusse direkter planen zu können und so die Fahrtzeiten zu verkürzen. Ebenfalls eine Zusatzaufgabe: "Für Auszubildende von Betrieben in der Peripherie braucht es Sonderlösungen", erklärt er. Ein Azubi-Shuttle, wie er gerade im Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld eingerichtet wird, sei denkbar.
Schnellere Hauptverbindungen
Im Hauptliniennetz sollen Busse von 5 bis 19 Uhr im Stundentakt zwischen den zentralen Ortschaften und Bahnhöfen verkehren. In Hauptverkehrszeiten sei eine höhere Taktung denkbar. Für das Nebennetz denkt Stepner an einen Zweistundentakt ebenfalls in der Zeit von 5 bis 19 Uhr. Die Linienführung hat einen Kompromiss abzubilden: Das Nebennetz soll möglichst viele Haltestellen bieten, gleichzeitig darf sich die Fahrtzeit nicht zu sehr erhöhen. Beim Ergänzungsnetz regen die Planer an, keine festen Buslinien einzusetzen, sondern kleine Bedarfsbusse. Aufgabe des Ergänzungsnetzes ist es, die Fläche zu erschließen. Die Busse sollen ebenfalls im zwei Stundentakt von 5 bis 19 Uhr unterwegs sein, aber eben nicht alle möglichen Haltestellen anfahren, sondern nur die, für die sich vorab mindestens ein Passagier anmeldet. Wesentliche Nachteil beim Bedarfsverkehr sind, dass das System erst potenziellen Fahrgästen erklärt werden muss und dass es möglicherweise schwierig wird, lokale Betreiber zu finden. Als Vorteile nennt Stepner geringere Betriebskosten zudem können Verbindungen zustande kommen, die ein Linienverkehr nicht abdeckt. Mit Sondergenehmigung sei sogar eine Beförderung von der Haltestelle bis zur Haustüre möglich. Als Beispiel für ein erfolgreiches Bedarfssystem führt Stepner das Anrufsammeltaxi im hessischen Waldeck-Frankenberg an. Dort hätten sich die Fahrgastzahlen seit 1998 verzehnfacht auf heute 318 000 Fahrgäste.
Auszubildende zur Arbeit bringen
Die Kreisräte diskutierten anschließend auch über die zu erwartenden Kosten. Sandro Kirchner ( CSU ) wies darauf hin, dass der ÖPNV ein wichtiger Standortfaktor ist. "Wir müssen attraktive Angebote schaffen, um eine entsprechende Nachfrage zu bekommen", sagte er. Landrat Thomas Bold ( CSU ) meinte, "dass am Ende nicht alles umsetzbar" sein wird. Er sprach sich dafür aus, die Idee des Azubi-Shuttlebusses weiter zu verfolgen. "Wir sollten da eine Lösung bis zum Beginn des nächsten Ausbildungsjahres finden", sagte Bold. Flexible Busformen halte er für den richtigen Weg, um so Fahrgäste aus der Fläche auf die schnellen Hauptlinien zu bringen. Der Wirtschaftsausschuss beauftragte das Planungsbüro einstimmig, den Bedarfsverkehr im Ergänzungsnetz sowie Lösungen für ein Azubi-Shuttle weiter zu prüfen.