
Seit Jahren sagen die Statistiker für den Bäd e rlandkreis voraus, dass seine Bevölkerung schrumpfen und gleichzeitig der Anteil der älteren Einwohner steigen wird. Vor acht Jahren prognostizierten die Experten des Statistischen Landesamtes noch, dass der Kreis Bad Kissingen mehr als zehn Prozent verlieren und im Jahr 2031 nur noch rund 93 000 Einwohner haben wird. Die aktuellsten Vorausberechnungen fallen positiver aus. "Der Trend bleibt, aber eben nicht mehr ganz so stark. Trotzdem müssen wir damit umgehen", sagt Cordula Kuhlmann, Regionalmanagerin am Landratsamt. Für sie liefern die Zahlen wichtige Hinweise, "welche Projekte wir bei unserem Seniorenpolitischen Gesamtkonzept intensivieren müssen".
Bei den aktuellen Berechnungen geht das Statistische Landesamt davon aus, dass die Bevölkerung Bayerns wächst, wozu Zuziehende aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland beitragen, ebenso wie der Anstieg der Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren. Vom Bevölkerungszuwachs profitieren die größeren Städte und Metropolregionen. Ländliche Regionen dagegen "werden in ihrer Bevölkerungszahl schrumpfen und der schon heute höhere Anteil älterer Menschen wird noch deutlich zunehmen", schreibt das Landesamt im demografischen Profil für den Landkreis Bad Kissingen (Stand: 2018).
Menschen wollen Beratung
Demnach verliert der Landkreis im Zeitraum von 2017 bis 2037 rund 6 Prozent seiner Einwohner (siehe Grafik). Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung steigt von 46,4 auf 49,6 Jahre, der Anteil der über 60-Jährigen nimmt zu von 32,6 auf 38,9 Prozent, gleichzeitig geht der Anteil der erwerbstätigen Personen von 53,1 auf 46,2 Prozent zurück.
Um auf die Bedürfnisse einer älter werdenden Bevölkerung einzugehen, hat der Kreis ein Seniorenpolitisches Gesamtkonzept (SGK) beschlossen. Regionalmanagerin Kuhlmann sowie Antje Rink von der Koordinierungsstelle für Seniorenfragen haben im Kreisausschuss am Montag einen Zwischenbericht gegeben, was in den vergangenen Jahren umgesetzt worden ist und was demnächst ansteht.
Der Schwerpunkt liege insbesondere in Beratungs- und Netzwerkleistungen. Es wurden Broschüren entwickelt wie Senioren- und Demenzwegweiser, Selbsthilfegruppen ins Leben gerufen, ein landkreisweites Netzwerk der Seniorenbeauftragten initiiert und Fachtagungen und Vorträge organisiert zu Themen wie Pflege und seniorengerechtes Wohnen. "Es ist mit einem steigenden Anteil an Menschen über 75 Jahre zu rechnen", sagt Kuhlmann. Vor allem Beratungsangebote dazu, wie man sein Leben möglichst lange selbstbestimmt gestalten kann, werden stark nachgefragt. Veranstaltungsreihen zu Themen wie "Pflegefall, was nun?" und "Zuhause daheim" seien oft überlaufen. "Da besteht ein großer Infobedarf", bestätigt Rink.
Zur Seniorenpolitik gehört auch der Fachkräftebedarf. Eine sinkende Zahl an Berufstätigen steht einer wachsenden Zahl Senioren gegenüber. "Das ist ein Bereich, an dem wir arbeiten müssen", betont Kuhlmann. Der Landkreis begegne dieser Entwicklung mit Projekten wie der Standortkampagne, dem Jobblogger , aber auch der neuen Jobmesse , die die Wirtschaftsjunioren organisiert hatten.
Pflegestützpunkt kommt 2020
Ein größeres Projekt will der Landkreis im kommenden Jahr umsetzen. Geplant ist, einen zentralen Pflegestützpunkt in Bad Kissingen einzurichten. Derzeit werde das Betriebskonzept erarbeitet und der Einrichtungsantrag vorbereitet. "Ich denke, dass es realistisch ist, den Pflegestützpunkt im nächsten halben Jahr zum Laufen zu bringen", kommentierte Landrat Thomas Bold ( CSU ). Offene Sprechzeiten, Außensprechstunden, Hausbesuche sowie Sprechstunden nach Terminvereinbarung gehören sind vorgesehen. Angedacht ist außerdem, Angebote der Krankenkassen, der Fachstellen für pflegende Angehörige und des Bezirks als Sitz der Sozialverwaltung mit zu integrieren. Ebenso soll die Wohnberatung "Dein Haus 4.0" von Landkreis und Zentrum für Telemedizin im Pflegestützpunkt vertreten sein.