Ina Ritter ist nicht zu übersehen. Der groß gewachsene Enddreißigerin in der weißen Berufskleidung des Maler- und Verputzerhandwerks sieht man bei ihrem täglichen Heimweg vom Arbeitgeber in der Au hin zur altstädtischen Wohnung den Stolz einer leidenschaftlichen Berufstätigkeit an. Und wer sich bisher darunter noch nichts vorstellen konnte, dem wird eine kurzzeitige Präsentation im Ausstellungsraum des Deutschordensschlosses Aufschluss darüber geben, welche Perlen es in dem Berufsstand über das Bauhandwerk hinaus noch gibt. Einmal eben Leidenschaft . Ina Ritter ist in Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern geboren, in Berlin aufgewachsen und bereits seit 15 Jahren in Münnerstadt zu Hause. 2007 wurde sie als Kreisbeste (Rhön-Grabfeld) in das Gesellenleben entlassen. Es war eine Umschulung, denn im ersten Beruf lernte Ina Ritter das Bäckerhandwerk, das sie sechs Jahre ausübte. Mit Kuchen möchte sie heute nicht mehr punkten, zu sehr hat Ina Ritter von Kind an die Malerei elektrisiert und die lebt sie aus. Sie wird geholt, wenn es Wohnräume auszumalen gilt, dabei schafft sie mit Themenvorgaben gleich eine inhaltliche Dichte.
Die Interessenten lässt sie das in einer Bildermappe spüren, jedoch vor allem durch ihre Erzählungen . Die kleine Ausstellung, die noch bis kommenden Freitag von 10 bis 15 Uhr zu sehen ist - die Tage vorher ist um 17.30 Uhr Schluss, wird selbst von Ina Ritter betreut.
Während der Öffnungszeit wird sie einen Lampenschirm fertigen, so wie die anderen Objekte hergestellt wurden. Zur Verwendung kommen dabei entweder Kunststoffrahmen oder Einmachgläser, je nachdem, ob die Objekte Lampenschirme für den Tisch oder für die Decke werden sollen. Die Hülle bildet eine Putzmasse, in diese die sehr kreative Handwerkerin mit Glas, Steinen und Schalen Kreationen schafft, die so überhaupt nicht üblich sind. Es ist ein gekonnt farbiges Miteinander, die einem Plan folgen. Glasperlen zielen zu Schnecken- oder Muschelhäusern hin oder umwandern sie. Abschlüsse aus ausgesuchten Kalk-, Basalt- oder Sandsteinen gewinnen durch Ina Ritters Formgebung eine Leichtigkeit in der Putzmasse, welches das schwere Material sonst nicht so erahnen lässt.
Doch das Malen lässt sie nicht los und sie sagt auch von sich, dass "ich immer neue Maltechniken für mich erfinde". In der Ausstellung selbst gibt es ein Bild, welches auf ihre Berufung hinweist. "2005 habe ich mir in der Backstube einen Spreißel in den Daumen gerammt. Unter heftigen Schmerzen habe ich das Bild begonnen und mir dann vorgenommen, meinen Berufstraum zu verwirklichen. Jetzt, 14 Jahre später, habe ich es endlich fertigbekommen".
Die spätere Berufung nach einer anderen Lehrzeit, sei auch wohl wegen des Gesellschaftsbildes erfolgt, dass der Beruf des Malers und Verputzers nur etwas für Männer sei. Das ist vorbei, sagt Jürgen Bruckmüller . Obwohl Ina Ritter derzeit die einzige weibliche Mitarbeiterin sei, ist die Tätigkeit von Frauen in der Branche längst üblich.
Ina Ritters Ausstellung im Deutschordensschloss zeigt auch ganz deutlich, dass Menschen ihr Talent nicht verstecken sollten.