
Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer hätten ihre helle Freude gehabt, wenn sie die neun „Busch-Köche“ bei der Off-Road-Messe am Sonntag dabei erlebt hätten, wie sie ihre Herdflammen entfachten. Denn wer weiß heutzutage noch, wie man mit Magnesiumsteinen Funken schlägt? Die Steinzeit ist ja längst passé, aber die Kissinger „Großwildjägerinnen“ müssen einiges Wissen herübergerettet haben, denn sie waren kurz nach dem Start des Koch-Wettbewerbs die Ersten, bei denen der Funke auf die Holzspäne übersprang. Und dann ging's zur Sache: Für alle galt es, aus einem Schwabbel-Tintenfisch und einem Brocken Zebrafleisch, zusammen mit Gemüse und Früchten, ein delikates Menü zu erstellen – und das in eineinhalb Stunden.
Neben den Kissinger Großwild-Frauen Astrid und Tanja Schmitt sowie Sabrina Wiedamann traten drei Männer aus Großenbrach zum Wettkochen an. Danny Döbel, Markus Bauer und Frank Kugel experimentierten wie in ihrem Labor L & S: Ihre Flamme zündelten sie zunächst an Holzwolle und die loderte auch gleich lichterloh (Starkoch Ralf Zacherl: „Nur ein Strohfeuer?“). Doch um 11.42 Uhr hatten sie Holz nachgelegt, die Glut war gerettet. Da hobelte die Bamberger Sky-Cook-Familie Schneider-Köpke (Stefan, Kai und Marina) noch emsig Späne für ihr Herdfeuerchen zurecht. Schließlich wurde die Muurikka aufs Feuerchen gehievt. Die Schwierigkeit bei dieser finnischen Spezial-Grillplatte: Man muss den passenden Hitzegrad erreichen, damit Fleisch und Fisch gar werden, aber auch nicht anbrennen.
Jetzt hieß es für die drei Teams erst mal etwas Gemüse putzen und schneiden, sowie den wabbelnden Oktopus für die Vorspeise in überschaubare Einheiten zu zerlegen. Zudem musste das Zebra schon in dünne Scheiben geschnitten werden, denn auch die Hauptspeise sollte später – oder gleichzeitig? – in der selben Lappland-Pfanne schmoren. Hier wurde also gezupft, dort gesäbelt, hier gerieben, dort geschält, hier ausgeschnitten und dort drapiert. Alle wieselten durcheinander: Schüssel hierhin, Teller dorthin. Ist alles geschnitten? Wo ist der Kochlöffel? Sind schon Gewürze drin? Hoffentlich brennt nichts an! Mit der Zeit roch es überall zum Gotterbarmen gut. Auch so manchem Zuschauer lief das Wasser schon im Mund zusammen. Schließlich ließen Zacherl und die Hobbyköche auch hie und da mal ein Versucherl über den Tresen gehen.
Die Jurymitglieder hatten es leichter. Sie spazierten umher, beäugten die exotischen Zutaten, inspizierten das Grillgut und stellten schlaue Fragen. Oberbürgermeister Kay Blankenburg gab sich als Hobbykoch eher neugierig und interessiert. Meisterkoch Marcel Berckner machte sich still und heimlich so seine fachspezifischen Gedanken. Die Szene beherrschten voll und ganz Moderator Holger Laschka und der berühmte Fernsehkoch, der ziemlich viel über die Beschaffenheit von Keniabohnen, Rambutan, Zierkürbis und Pfeffer zum Besten gab und physikalisch hintergründig zu erklären wusste, warum Fisch am besten mit Weißwein angegossen wird. Ein Star zum Anfassen, der auch mal über den Holzzaun hinweg mit den Zuschauern ein Scherzchen wagte.
Die Buschköche kamen derweil gut voran. Freilich mussten sie auf bestimmte Kriterien achten. Vor allem die Zeiten galt es einzuhalten: Um 13 Uhr sollte die Vorspeise, um 13.20 Uhr das Hauptmenü serviert werden. Denn alle wussten: Pro zusätzliche Minute würde es einen Strafpunkt geben. Zudem gab es Noten auf die Sauberkeit in der Küche, auf die Teamarbeit, das Anrichten der Speisen und darauf, wie sich die Speisen beim Essen anfühlen – was im Kochjargon „Sensorik“ heißt.
Schließlich waren alle pünktlich und jonglierten ihre Menüteller flugs von der Pfanne weg zur Jury auf die Bühne. Jetzt waren die drei Punkterichter dran. Das hatten sie jetzt davon: Sie mussten auf der erhöhten Bühne vor aller Augen mit der Gabel ein Böhnchen zupfen, ein Fieselchen Rambutan vernaschen, an einem Oktopussi naschen, später ein, allerhöchstens zwei Streifchen Zebra verkosten. Alles um Gottes willen nicht zu schnell, denn sonst könnte man meinen, die Herren hätten Hunger und wollten das gute Essen einfach nur verschlingen.
Dann steckten die drei Juroren eifrig die Köpfe über ihren Bewertungsbögen zusammen, sahen sich zwischendurch fragend an, runzelten die Stirn, gestikulierten. Irgendwann plötzlich waren sie sich einig: Die Großwildjägerinnen waren die Besten, gefolgt von den Labor-Brutzlern und den Sky Cooks aus Bamberg.