Das Projekt hatte zeitweilig auf der Kippe gestanden, doch nun ist der Lückenschluss geschafft. Nach den Häuserbüchern für Speicherz und Motten hat nun auch Kothen eine umfangreiche Sammlung über die alten Häuser , ihre Bewohner und Familien . Der Heimatforscher Matthias Elm ließ nicht locker und konnte im Laufe des Jahres fast alle Fotos zu den 137 alten Hausnummern beschaffen.
Die Menschen kamen mit dem Handwerk. Ganz besonders verknüpft ist dies mit der Eisenverhüttung, obwohl diese bereits um 1780 in Kothen ein Ende fand. Lange zuvor war der Kothener Eisenhammer "die wichtigste Eisenverhüttung des Stifts Fulda gewesen", berichtet Matthias Elm. Schon vor dem 30-jährigen Krieg habe es Hinweise auf Kothen als das "Zentrum der Eisenverhüttung" gegeben.
Laut Verordnung des Fürstabts Johann Friedrich aus dem Jahre 1621 "musste alles Alteisen aus dem Stift Fulda in Kothen weiterverarbeitet werden".
Die erste urkundliche Erwähnung fällt laut einer Urkunde des fuldischen Historikers Friedrich Schannat in das Jahr 1127. Aus wahrscheinlich einem großen Gutshof wuchs durch Teilung ein kleiner Weiler. "Erst um 1500 entwickelte sich der Ort sehr schnell weiter", so Elm. Aus Einzelgehöften wurde ein Dorf. Eine Kirche wurde gebaut, ein Friedhof angelegt. "Laut der Viehbedeliste von 1510 hatten die Kothener das meiste Vieh in der Gegend". Das Türkensteuerregister von 1605 weist Kothen sogar als "eines der reichsten Dörfer der Ämter Motten und Brückenau aus. Das Durchschnittsvermögen war weit höher als in anderen Orten", weiß Matthias Elm. Durch die Eisenverhüttung und die folgende Ansiedelung von Handwerkern, wie Holzfäller, Köhler oder Fuhrleute, erlebte Kothen einen Aufschwung. Dieser fällt zusammen mit einem überregionalen Bevölkerungswachstum in der Zeit. Um 1750 waren die Folgen des 30-jährigen Krieges überwunden, auch die Kindersterblichkeit ging zurück. Vom fuldischen Fürstabt bekamen Familien Land gegen einen Erbzins verliehen, Menschen siedelten sich in Kothen an. Der Trend sorgte um 1840 jedoch für eine verstärkte Auswanderung in die USA, da die Ländereien diese hohe Bevölkerungszahl nicht mehr ernähren konnten.Das war eine für ärmere Gegenden wie die Rhön typische Entwicklung, berichtet Elm.
Das Kothener Häuserbuch beinhaltet auch den Weiler Dörrenberg. Auf den Ruinen der in den 1680er Jahren aufgegebenen Glashütte baute der Kothener Jäger um 1722 ein Haus für seinen Hilfsjäger. Bis zur Absiedelung 1938 wurden dort nur noch sieben weitere Häuser errichtet. Verwaltungstechnisch gehörte Dörrenberg zu Kothen , die Bewohner orientierten sich jedoch nach Altglashütten; dort gingen sie in die Kirche, die Kinder zur Schule.
Viele Zeitzeugnisse
Die Wallfahrtskirche auf dem Maria Ehrenberg steht in der Liste der Hausnummern an Stelle 99. Das Areal im Staatswald, ab 1913 erhielt die Kirchenstiftung Maria Ehrenberg das Baurecht für das Grundstück, auf dem die Kapelle steht, sowie für den Bereich der Treppenanlage und den Marienborn. Die Pflege und Betreuung der Kirche liegt schon immer in Kothener Hand.
Im Häuserbuch finden sich neben den Geburts- und Sterbedaten Angaben zu den Eltern, Familienstand und Beruf. In den Kapiteln über die Auswanderung und die Kriegsgefallenen wird den ehemaligen Kothenern ein Gesicht gegeben und ihr Andenken bewahrt.
Im Kothener Häuserbuch zeigt der Autor neben den alten Häuserbilden Fotos der Bewohner, ihren Nachbarn und Freunden. Ereignisse wie Getreideernte, Faschingsumzug oder Feuerwehrfeste sind sowohl in Schwarz-Weiß als auch in Farbe lebendige Zeitzeugnisse.
Seit 20 Jahren betreibt Matthias Elm Familien- und Heimatgeschichte. Aus den Archiven sammelte er stets parallel zu anderen Buchprojekten Daten über Kothen , die er nun im Häuserbuch bündelte. Hilfreich war sein heimatgeschichtliches Wissen sowie die Publikationserfahrungen . Auch konnte er auf bereits altbekannte Quellen und Mithelfer zurückgreifen. So malte für dieses Häuserbuch Herbert Schneider aus Haselbach das Titelbild sowie einige weitere. Karl Hahn aus Bad Brückenau hat sich ebenfalls intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und mit einem ansprechenden Layout aus den urkundlichen Daten ein Häuserbuch gestaltet, in dem man sicher gerne schmökert.