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Kosten für Klärschlamm-Entsorgung liegen auf dem Tisch
Gesetzliche Vorgaben erfordern schnelles Handeln bei der Entsorgung des kommunalen Klärschlammes. Nun sind die Gemeinderäte gefragt, weitere Schritte zu beschließen. Auf die Kommunen kommen hohe Investitionen zu.
In Trübenbrunn könnte zukünftig der Klärschlamm aus mehreren Rhönallianz-Gemeinden gepresst werden. Foto: Archiv/Julia Raab       -  In Trübenbrunn könnte zukünftig der Klärschlamm aus mehreren Rhönallianz-Gemeinden gepresst werden. Foto: Archiv/Julia Raab
| In Trübenbrunn könnte zukünftig der Klärschlamm aus mehreren Rhönallianz-Gemeinden gepresst werden. Foto: Archiv/Julia Raab
Julia Raab
 |  aktualisiert: 16.08.2022 22:25 Uhr

Es ist ja nicht so, dass das Thema neu wäre. Für die Gemeinderäte der acht Rhönallianz-Kommunen kommen nun aber konkrete Möglichkeiten - und vor allem konkrete Zahlen auf den Tisch. Die Rede ist von einer gemeinsamen Klärschlamm-Entsorgung im Altlandkreis Bad Brückenau.

Dafür erstellte das Ingenieurbüro Hossfeld und Fischer aus Bad Kissingen für die Rhönallianz eine Studie, um die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen. Die acht Bürgermeister konnten sich bereits im Vorfeld, bei Lenkungstreffen im Februar und Juli im vergangenen Jahr, ein Bild davon machen. Zwei Möglichkeiten schlossen sie bereits im Vorfeld aus.

Dabei handelt es sich einerseits um eine dezentrale Entwässerung in den jeweiligen Anlagen. Sie sei ungünstig, "weil die Teichanlagen nicht dazu in der Lage sind, das beim Entwässerungsprozess anfallenden und hochbelastete Filtratwasser zu behandeln", erklärt der Ingenieur den Gremien.

Zentrale Aufbereitung

Andererseits schwebte der Rhönallianz bereits 2016 vor, eigenen Strom durch die gewonnenen Gase des Gärprozesses zu erzeugen. Mithilfe eines eigenen Blockkraftwerkes und der Sanierung des Faulturms. Auch das Szenario betrachtet die Studie genau - und belegt es mit Zahlen.

Dieses Szenario sei in mancher Hinsicht vermutlich das klimafreundlichste, kommentierte Hoßfeld. Allerdings wären "erhebliche Umbauten auf allen Kläranlagen nötig, um den Klärschlamm nach Trübenbrunn zu liefern, der das Gas enthält." Voraussichtliche Kosten in Höhe von sechs bis acht Millionen Euro brachten die Bürgermeister schließlich dazu, die Idee zu verwerfen.

Zur Debatte für die kommenden Stadtrat- und Gemeinderatssitzungen steht nun die zentrale Aufbereitung des Klärschlammes in Trübenbrunn. Für die beteiligten Gemeinden bedeute das nicht unerhebliche Investitionen. "Vor allem betrifft das die Teichkläranlagen in Motten, Speicherz, Untergeiersnest und Geroda", sagt Hoßfeld.

Umrüstung Trübenbrunn

Hier müssten in jedem Fall Rechen-Sandfanganlagen zur Entnahme von Störstoffen errichtet werden. Darüber hinaus sei bei manchen Anlagen noch eine Anpassung der Mischwasserbehandlung notwendig. Dies komme beispielsweise auf Geroda zu. Ab 280 000 Euro aufwärts für eine Fanganlage und ab 400 000 Euro für die Mischwasserbehandlung müsse die Gemeinde rechnen.

In Trübenbrunn selbst kommt eine neue Entwässerungsmaschine sowie ein Zwischenspeicher für den angelieferten Schlamm inklusive der Messeinrichtung hinzu. Der entwässerte Schlamm soll auf einer Lagerfläche separat zwischengelagert werden. Von Trübenbrunn aus entsorgt dann ein externer Dienstleister das Abfallprodukt und fährt es zur Verbrennung. Diese Aufrüstung kostet rund 1,16 Millionen Euro.

Oberleichtersbach und Wildflecken hingegen sind autark, was die Behandlung des Klärschlammes angeht. Entwässert wird in Oberleichtersbach bereits nach neuer Technik mit einer Schneckenpresse. "Zu überlegen wäre allerdings, ob der Schlamm aus Modlos auch in Trübenbrunn aufbereitet wird", gibt Hoßfeld zu bedenken.

Förderung möglich

In der geplanten Kläranlage in Oberbach soll ebenfalls der Schlamm selbst entwässert werden. In Riedenberg ist noch eine andere Entscheidung vorrangig. Hier steht zunächst zur Debatte, wohin künftig das Abwasser der Gemeinde fließt. Die Entsorgung gemeinsam mit dem Trübenbrunner Klärschlamm sei aber in allen Fällen berücksichtigt.

Was die Investitionskosten betrifft, so präferieren die Bürgermeister eine Aufteilung einerseits nach der jährlich anfallenden Schlammmenge in den Gemeinden. Andererseits berücksichtigt die Rechnung, dass Trübenbrunn den Großteil der Kosten der Schlammentwässerung übernimmt. Die Verteilung der jährlichen Betriebskosten erfolgt dann über die Schlammmengen.

Schnelles Handeln

Für eine Förderung kommt die RZWas 2021 in Frage, allerdings sind die Kommunen selbst in der Pflicht, den Antrag stellen. Dies spiele laut Ingenieur Hoßfeld vor allem für die Kommunen eine Rolle, die eine Rechen- und Sandfänge oder weitere Aufrüstungen benötigen. Die Anträge dafür müssten bis Ende 2024 gestellt werden.

Rhönallianz-Vorsitzender Jochen Vogel ( CSU ) erinnerte an die Dringlichkeit: "Manche Allianzen haben nach uns mit dem Thema begonnen und sind schon viel weiter als wir." Die Kostenprognose müsse rasch in eine Kostenschätzung überführt werden, damit die Planung in Trübenbrunn beginnen kann. In den nächsten Gemeinderatssitzungen sollen die Gremien darüber entscheiden.

INFOKASTEN

Warum eine gemeinsame Klärschlamm-Entsorgung?

Hintergrund 2017 trat eine novellierte Klärschlammverordnung in Kraft. Ziel ist es, ab 2029 das Phosphat aus dem Klärschlamm komplett rückzugewinnen. Bis spätestens Ende 2023 müssen alle Klärschlammerzeuger einen Bericht über die geplanten Maßnahmen bei der zuständigen Behörde vorlegen. Aufbringen auf die Landwirtschaft soll wegen der Schadstoffe eingeschränkt werden. Die Entsorgung des Schlammes ist seitdem besonders teuer.

1,16 Million Euro Investitionskosten sind für die Aufrüstung in der Kläranlage in Trübenbrunn nötig.

 
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