Bad Kissingen
Kopfüber am Trapez zum Stompgalopp
Die jungen Musiker von Kisspercussiva und die jungen Artisten vom Circus Luna lassen bei ihrem Aufeinandertreffen nichts vermissen außer eines: Langeweile!
"Kisspercussiva trifft Circus Luna" - zwei Gruppen, die jede für sich schon ein abendfüllendes Programm auf die Beine stellen können. Da konnte man sich am Samstagabend im restlos ausverkauften Kurtheater auf einiges gefasst machen. Und es war auch gut, wenn man es tat. Denn Thomas Friedrich, der Leiter der Perkussionsgruppe der Städtischen Musikschule, und Circusdirektor Peter Bethäuser hatten alles aufgeboten, was ihre Gruppen im Augenblick so drauf haben.
Da gab es manches Bewährtes und viel Neues. Immer wieder beliebt sind die Stomps - also eine Musik die nur aus Rhythmus und ein paar Klangfarben besteht - und manchmal sogar ein bisschen Melodie - und erzeugt mit allem, auf das man draufhauen kann. Pascal Fries, Simon Fries, Kevin Gerschütz, Loris Jelinek und Philipp Kamolz hatten dieses Mal bei ihren vier Intermezzi fünf "Musikinstrumente" in die Mangel genommen: Mülltonnen, Eimer, Werkzeugkästen, Aluminiumspülen (die kann man auch als Waschbrett einsetzen) und natürlich die berühmten Aluleitern.
Kisspercussiva war natürlich das eine oder andere Mal alleine zu hören, etwa mit dem berühmten Xylophongalopp "Erinnerungen an Zirkus Renz". Jascha Heilmann-Bauer war hier der Solist, ein würdiger Nachfolger von Christian Dippl, der dieses Stück mit dem Jugendmusikkorps zu seinem immer wieder geforderten Markenzeichen gemacht hat. Aber vor allem hatte das Percussionsensemble dieses Mal begleitende Funktion. Natürlich spielten sie sich immer wieder in den Vordergrund wie bei "Puttin Out the Cat", zu dem die Zirkusdamen Hiphop tanzten. Und es wurde auch gesungen: Bei "Dust in the Wind" etwa zeigte Luca Rihm, im Refrain begleitet von Antonia Kaupp, echtes Talent für diesen Gesang. Sie sollte dranbleiben.
Peter Bethäuser zeigte, nachdem er sich mit einem geradezu romantischen Seifenblasenspiel zu Bachs berühmter "Air" vorgestellt hatte, mit seinen Jüngsten, wie er sie mit einfachen Übungen und Figuren an die Akrobatik heranführt. Die Älteren Mädchen zeigten dann schon Wurf- und Sprungfiguren, die genauere Bewegungskoordination und Kontrolle erforderten. Da konnte man schon eine ganze Reihe von echten Begabungen entdecken.
Ein ausgeprägter Gleichgewichtssinn war gefordert beim Balancieren mit Hula-Hoop-Reifen auf großen Bällen und noch mehr auf einer zwei Meter großen aufgeblasenen Erdkugel, die die Mädchen zu Matthias Schmitts "Ghanaia" plötzlich über die Rampe ins Publikum schoben, wo sie mehrmals bis in die letzten Reihen durchgereicht und wieder zurückgebracht werden musste.
Auf die Spitze getrieben war diese Methode im zweiten Teil, als es nicht mehr eine Erdkugel war, sondern fünf der Mädchen, die sich steif machen mussten wie Mumien. Das sah ein bisschen nach Trauerkondukt aus, machte aber allen einen großen Spaß. Obwohl er für die "durchreichenden" Zuschauer keine leichte Aufgabe war. Und natürlich durften die Feuerschluckerinnen nicht fehlen. Die Musik passte dazu: "Nothing Else Matters" (Metallica).
Die akrobatischen Höhepunkte lieferte das Duo Lenni & Carina. Wenn man weiß, dass Leonid der Sohn von Peter Bethäuser und sozusagen ein Kind des Circus Luna ist, dann wunderte man sich über nichts mehr. Am wenigsten darüber, dass er sich für eine Profilaufbahn entschieden hat. Gemeinsam mit seiner spanischen Partnerin Carina Guillermo Möller absolviert er gerade das dritte Ausbildungsjahr an der Staatlichen Artistenschule Berlin.
Sie zeigten am Boden und am Trapez - und Lenni auch alleine an den Seilen - atemberaubende Nummern. Nachdem man nicht immer begreifen konnte, welche akrobatischen Bewegungen sie überhaupt machten, um zu ihren Figuren zu kommen, wusste man auch nicht, worüber man sich am meisten wundern sollte: über den Fluss und die Koordination der Bewegungen, über die Kraft, über den Mut (bei den durchaus riskanten Wurffiguren) oder die choreographische Phantasie. Wobei man bei der Trapeznummer in vier Metern Höhe vor lauter Staunen vergaß, dass man da ja auch runterfallen kann. Aber die beiden hatten offenbar den Knopf gefunden, mit dem sich die Schwerkraft ausschalten lässt - und sicherheitshalber lag auch eine dicke Matte am Boden. Es war jede Menge geboten an diesem Abend. Nur eines gab es nicht, und das wurde auch nicht vermisst: Langeweile.
Da gab es manches Bewährtes und viel Neues. Immer wieder beliebt sind die Stomps - also eine Musik die nur aus Rhythmus und ein paar Klangfarben besteht - und manchmal sogar ein bisschen Melodie - und erzeugt mit allem, auf das man draufhauen kann. Pascal Fries, Simon Fries, Kevin Gerschütz, Loris Jelinek und Philipp Kamolz hatten dieses Mal bei ihren vier Intermezzi fünf "Musikinstrumente" in die Mangel genommen: Mülltonnen, Eimer, Werkzeugkästen, Aluminiumspülen (die kann man auch als Waschbrett einsetzen) und natürlich die berühmten Aluleitern.
Romantik mit Seifenblasen
Kisspercussiva war natürlich das eine oder andere Mal alleine zu hören, etwa mit dem berühmten Xylophongalopp "Erinnerungen an Zirkus Renz". Jascha Heilmann-Bauer war hier der Solist, ein würdiger Nachfolger von Christian Dippl, der dieses Stück mit dem Jugendmusikkorps zu seinem immer wieder geforderten Markenzeichen gemacht hat. Aber vor allem hatte das Percussionsensemble dieses Mal begleitende Funktion. Natürlich spielten sie sich immer wieder in den Vordergrund wie bei "Puttin Out the Cat", zu dem die Zirkusdamen Hiphop tanzten. Und es wurde auch gesungen: Bei "Dust in the Wind" etwa zeigte Luca Rihm, im Refrain begleitet von Antonia Kaupp, echtes Talent für diesen Gesang. Sie sollte dranbleiben.Peter Bethäuser zeigte, nachdem er sich mit einem geradezu romantischen Seifenblasenspiel zu Bachs berühmter "Air" vorgestellt hatte, mit seinen Jüngsten, wie er sie mit einfachen Übungen und Figuren an die Akrobatik heranführt. Die Älteren Mädchen zeigten dann schon Wurf- und Sprungfiguren, die genauere Bewegungskoordination und Kontrolle erforderten. Da konnte man schon eine ganze Reihe von echten Begabungen entdecken.
Ausbildung an Artistenschule
Ein ausgeprägter Gleichgewichtssinn war gefordert beim Balancieren mit Hula-Hoop-Reifen auf großen Bällen und noch mehr auf einer zwei Meter großen aufgeblasenen Erdkugel, die die Mädchen zu Matthias Schmitts "Ghanaia" plötzlich über die Rampe ins Publikum schoben, wo sie mehrmals bis in die letzten Reihen durchgereicht und wieder zurückgebracht werden musste. Auf die Spitze getrieben war diese Methode im zweiten Teil, als es nicht mehr eine Erdkugel war, sondern fünf der Mädchen, die sich steif machen mussten wie Mumien. Das sah ein bisschen nach Trauerkondukt aus, machte aber allen einen großen Spaß. Obwohl er für die "durchreichenden" Zuschauer keine leichte Aufgabe war. Und natürlich durften die Feuerschluckerinnen nicht fehlen. Die Musik passte dazu: "Nothing Else Matters" (Metallica).
Die akrobatischen Höhepunkte lieferte das Duo Lenni & Carina. Wenn man weiß, dass Leonid der Sohn von Peter Bethäuser und sozusagen ein Kind des Circus Luna ist, dann wunderte man sich über nichts mehr. Am wenigsten darüber, dass er sich für eine Profilaufbahn entschieden hat. Gemeinsam mit seiner spanischen Partnerin Carina Guillermo Möller absolviert er gerade das dritte Ausbildungsjahr an der Staatlichen Artistenschule Berlin.
Knopf für die Schwerkraft
Sie zeigten am Boden und am Trapez - und Lenni auch alleine an den Seilen - atemberaubende Nummern. Nachdem man nicht immer begreifen konnte, welche akrobatischen Bewegungen sie überhaupt machten, um zu ihren Figuren zu kommen, wusste man auch nicht, worüber man sich am meisten wundern sollte: über den Fluss und die Koordination der Bewegungen, über die Kraft, über den Mut (bei den durchaus riskanten Wurffiguren) oder die choreographische Phantasie. Wobei man bei der Trapeznummer in vier Metern Höhe vor lauter Staunen vergaß, dass man da ja auch runterfallen kann. Aber die beiden hatten offenbar den Knopf gefunden, mit dem sich die Schwerkraft ausschalten lässt - und sicherheitshalber lag auch eine dicke Matte am Boden. Es war jede Menge geboten an diesem Abend. Nur eines gab es nicht, und das wurde auch nicht vermisst: Langeweile.Themen & Autoren / Autorinnen