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Konzert Oberthulba: Musik soll Helfern Mut machen
Jürgen Ballner rief als einer der ersten zu den Balkon-Konzerten auf. Ende September will er erneut denen Respekt zollen, die in der Pandemie für andere da waren.
Jürgen Ballner mit seiner Trompete       -  Jürgen Ballner mit seiner Trompete
Foto: Ralf Ruppert | Jürgen Ballner mit seiner Trompete
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 17.08.2022 04:15 Uhr

Jürgen Ballner ist ein alter Hase im Musikgeschäft: Seit Jahrzehnten tritt er mit verschiedenen Bands auf, die Kissinger Formation "Venus" hat er vor 33 Jahren selbst gegründet. Zudem betreibt er eine kleine Event-Agentur in Oberthulba . Selbst wenn Berufs- und Hobby-Musiker stark von der Pandemie betroffen waren, denkt Ballner vor allem an andere: "Pflegerinnen, Verkäuferinnen und die freiwilligen Helferinnen haben mehr verdient als nur Applaus", sagt der Oberthulbaer. Deshalb habe er bereits im März 2020 als einer der ersten zu den Balkon-Konzerten aufgerufen.

Von seiner Terrasse in der Bürgermeister-Schottdorf-Straße in Oberthulba ertönten jeden Sonntag um 18 Uhr Trompeten- und andere Klänge, um anderen Hoffnung zu machen. Beim nächsten Lockdown gaben Jürgen Ballner am Keyboard und auf der Trompete sowie Christiane Hartmann (Rhythmus-Gitarre und Gesang ) im Dezember 2020 ein Weihnachtskonzert. Die nächste Aktion ist nun für Samstag, 25. September, geplant: Von 15 bis 22 Uhr sorgen das Duo "The Aloneunderholders" und das Countryduo "Howdy" für Unterhaltung. Die Musiker spielen ab etwa 15.30 Uhr im Wechsel immer eineinhalb Stunden lang. Nach langem Hin und Her und trotz der jüngsten Lockerungen soll die Veranstaltung sicherheitshalber auf Ballners Privat-Grundstück an der Wendeplatte der Bürgermeister-Schottdorf-Straße stattfinden. Die Idee bleibe die alte: "Der Gedanke war, an alle, die in dieser Zeit durch ihren Einsatz den Laden am laufen gehalten haben, Danke zu sagen", sagt Ballner.

Ursprünglich inspiriert worden sei er durch die Menschen in Italien, die regelmäßig an den Fenstern und auf Balkonen Pflegekräfte applaudiert hätten. "Wir sind ja Musiker und können mehr machen", habe er sich damals gedacht. Am 21. März 2020 startete er deshalb seinen ersten Aufruf, immer sonntags um 18 Uhr Musik für die Nachbarschaft zu machen. Band-Mitglieder, Blasmusiker und Alleinunterhalter rief er auf, für gute Laune zu sorgen.

"Wer genau die Idee hatte, können wir nicht sagen", kommentiert Andreas Kleinhenz vom Nordbayerischen Musikbund das Zustandekommen der Sonntagskonzerte, die sich über Medien schnell auf ganz Bayern, Deutschland und Österreich ausbreiteten. "Das ging bereits im ersten Lockdown los", verweist Kleinhenz auf den ersten Facebook-Post des Musikbundes, der ebenfalls vom 21. März 2020 stammt. Problematisch seien damals das Copyright für die Noten gewesen. Der Musikverlag Rundel habe vier Stücke kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Nordbayerische Musikverband habe die Idee im Lauf der Pandemie immer wieder aufgegriffen.

"Ich selbst hatte zum Glück mein Leben lang ein Einkommen , meine Altersversorgung ist gesichert", sagt der gelernte Elektriker und langjährige Gesamt-Betriebsratsvorsitzende Ballner. Bei ihm sei Musik immer ein Hobby gewesen, auch wenn er bis zu 140 Auftritte im Jahr absolvierte. Mit seiner Band "Venus" und anderen Formationen war er deutschlandweit unterwegs. Unter verschiedenen Namen schrieb er auch mehrere Songs , im Jahr 2005 veröffentlichte er zum Beispiel ein Bad Kissingen-Lied. "Bad Kissingen, als Kurstadt weltbekannt/ selbst in Königshäusern wirst du oft genannt", heißt es im Refrain. Ballner überreichte die ersten CDs des Liedes 2005 medienwirksam an den damaligen Bad Kissinger Oberbürgermeister Karl-Heinz Laudenbach.

Jürgen Ballner hat schon viele Trends in der Musik-Szene kommen und gehen sehen: In seiner Anfangszeit habe es noch die klassischen Beat-Abende mit Cover-Bands gegeben. Die nächste Welle mit Alpen-Rock habe er auch mitgemacht, als jedoch Mallorca-Hits aufkamen, sei er auf Country und Oldies umgestiegen. "Von Beatles bis Reggae " spiele die Band "Venus" mittlerweile, auf Wunsch gebe es natürlich auch jede Menge spezieller Tanz-Musik.

Nach und nach würden jetzt wieder die ersten Anfragen für Musiker kommen, berichtet Ballner zur aktuellen Lage. "Ich mache meine Events oft selbst", verweist er auf seine eigene Agentur. Er kümmere sich also um die Musik und kassiere den Eintritt, der Gastronom übernehme die Bewirtung .

Mit dem Konzert am 25. September wolle er auch wieder daran erinnern, dass vielen Arbeitnehmern und Helfern in der Pandemie große Versprechungen gemacht worden seien, aber nicht alles gehalten wurde. Zu seinem "kleinen, aber feinen Straßenfest", für das maximal hundert Besucher auf seinem Grundstück erlaubt sind, will er deshalb auch fünf Menschen einladen, die in der Pandemie besonders wichtig waren - also zum Beispiel eine Verkäuferin, eine Pflegekraft oder jemanden, der Einkäufe für Nachbarn organisierte.

Freie Verpflegung als Dankeschön

Für diejenigen sollen Getränke und Essen dann frei sein. Die Besucher sollten möglichst aus dem näheren Umfeld, also der Oberthulbaer Siedlung kommen, auch weil das Fest an die Auflage geknüpft sei, dass jeder daheim auf Toilette gehen muss. Jürgen Ballner freut sich auf Vorschläge für solche Helfer.

Auch für alle anderen kostet das Konzert keinen Eintritt, Essen werde zum Unkostenpreis ausgegeben. Für die Veranstaltung hat Jürgen Ballner bereits Spenden bei einheimischen Firmen eingeworben. Trotzdem seien aber natürlich weitere Sponsoren willkommen. "Vielleicht reicht es ja sogar für mehr Gäste oder ein Geschenk", hofft Ballner.

 
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