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Bad Kissingen
Martin Helmchen zaubert Mozart
Martin Helmchen und Vladimir Jurowski, Chefdirigent des Rundfunk Sinfonieorchester Berlin, sind ein eingespieltes Team. Das zeigen sie auch
Dirigent Vladimir Jurowski (links) und Solist Martin Helmchen nach einem beeindruckenden Konzert.       -  Dirigent Vladimir Jurowski (links) und Solist Martin Helmchen nach einem beeindruckenden Konzert.
Foto: Werner Vogel | Dirigent Vladimir Jurowski (links) und Solist Martin Helmchen nach einem beeindruckenden Konzert.
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 18.07.2024 02:41 Uhr

Berlin trifft Kissingen! Auch beim großen Symphoniekonzert am Sonntagabend wird das Motto mit Musik erfüllt und führt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin mit Martin Helmchen zusammen. Der Ausnahmepianist ist – dem Motto des Festivals entsprechend – in Berlin geboren.

Aber es passt noch besser: Helmchen hat in Bad Kissingen eine Stufe auf der Karriereleiter erklommen, hat 2003 mit 21 Jahren den allerersten Kissinger Klavier Olymp gewonnen, der damals noch Klavier Olympiade hieß. So etwas macht sich auf der Visitenkarte eines jungen Künstlers sehr gut, was auch weitere Hochkaräter unter den Tastenkünstlern, wie etwa Herbert Schuch, Igor Levit oder Kit Armstrong bestätigen können.

Längst stehen auch bei Helmchen weitere Ausrufezeichen auf dem Kärtchen wie „Echo Klassik“ oder „Grammophone Music Award“. Der Berliner hat also an diesen Saal gute Erinnerungen. Da kommt man doch gerne wieder und präsentiert Mozarts Klavierkonzert Nr. 25 C-Dur, das er im Dezember 1786 in Wien, in seiner kreativsten Schaffensphase schrieb. Es sollte das Letzte bleiben, fünf Jahre später war sein Lebensweg zu Ende. Das Genie wurde nur 35 Jahre alt.

Ein eingespieltes Team

Martin Helmchen und Vladimir Jurowski, Chefdirigent des Rundfunk Sinfonieorchester Berlin, sind ein eingespieltes Team, gestalten den ersten Satz wie eine heiter festliche Ouvertüre, dabei hat Mozart eine Höchstschwierigkeit an die nächste gereiht, aber Helmchen strahlt eine beeindruckende Souveränität aus und lässt schon wenige Takte später das Hauptthema fast überirdisch schwebend klingen. Es entspinnt sich ein feiner Dialog mit dem Orchester, das Dirigent Jurowski mit sparsamen Gesten führt. Dieses fein abgestimmte Klangbild prägt auch den zweiten Satz, dem Mozart eine festlich Grundstimmung zumisst. Den Dialog des Pianisten mit Oboen und den Hörnern dirigiert Jurowski mit kleinsten Gesten.

Im 3. Satz überrascht ein heiteres Landlebenthema, das durch die Streicher modelliert, von den Blechbläser variiert an den Kontrabass weitergeleitet wird, um zum Flügel zurückzukehren, wo es von Helmchen zum turbulenten Volksfest gestaltet wird. Ein wunderbarer Abschluss, den das Publikum mit langem Jubel feiert. Sympathisch, wie er nun mal ist, lässt sich Martin Helmchen nicht lange bitten und spielt als Zugabe das Adagio der Es-Dur Sonate.

Bruckners gewaltige Sinfonie

Himmelsstrebende Klänge Anton Bruckners gewaltige Sinfonien werden gerne mit der „himmelsstrebenden Hoheit gotischer Kathedralen“ verglichen. Tatsächlich lebte Bruckner eine streng katholische Frömmigkeit mit täglichen Gebeten. So schreibt er über sich selbst: „Unter Tausenden hat mich Gott begnadigt und dies Talent mir, gerade mir gegeben.“ Die 7. Symphonie in E-Dur spricht diese fromm-raumfüllende Sprache und gilt als eines seiner bedeutendsten Werke, als „Durchbruch“ für den vorher nicht gerade erfolgsverwöhnten Sinfoniker. Er schöpft bei dieser Symphonie mit üppiger Orchestrierung aus dem Vollen. Tatsächlich ist die Bühne des Max- Littmann-Saales vergrößert worden und mit „gefühlt fast hundert“ Musikerinnen und Musikern besetzt.

Der erste Satz mit seinem überraschend melodischen Hauptthema zieht die Zuhörer sofort in seinen Bann. Die üppige Orchestrierung vermag überraschende Nuancen zu setzen. Im ersten Satz wird das melodische Cello Thema von den Hörnern übernommen und bis hin zu den Pauken gereicht, denen Bruckner immer wieder einen dominanten Part zugewiesen hat. Den zweiten „Trauer“ Satz dominiert die Tuba. Es ist Bruckners Verneigung vor dem kurz zuvor verstorbenen, von ihm hoch verehrten Richard Wagner . Oboen, Klarinetten und die Blechbläser teilen sich die Melodienbögen des 3. Satzes in dramatischen Variationen, um unvermittelt zu schweigen. Im 4. Satz wird das beschwingte Thema, von Fanfarenklängen x-fach wiederholt, abgelöst von elegischen Bögen, die in einem furiosen Finale enden.

Dirigent Vladimir Jurowski   reichen nur wenige Gesten.       -  Dirigent Vladimir Jurowski   reichen nur wenige Gesten.
Foto: Werner Vogel | Dirigent Vladimir Jurowski reichen nur wenige Gesten.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin       -  Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Foto: Werner Vogel | Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
In Bad Kissingen war Helmchens erste Sternstunde als er 2003 den Klavierolymp gewann. Der Berliner kommt gerne wieder.       -  In Bad Kissingen war Helmchens erste Sternstunde als er 2003 den Klavierolymp gewann. Der Berliner kommt gerne wieder.
Foto: Werner Vogel | In Bad Kissingen war Helmchens erste Sternstunde als er 2003 den Klavierolymp gewann. Der Berliner kommt gerne wieder.
 
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