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Poppenlauer
Konzert in der Auferstehungskirche
Beim Neujahrskonzert mit der renommierten Classic Brass Formation in der Auferstehungskirche in Poppenlauer ist das Publikum von Anfang an hingerissen.
Die Formation Classic Brass brilliert beim Neujahrskonzert in der Auferstehungskirche. Foto: Werner Vogel       -  Die Formation Classic Brass brilliert beim Neujahrskonzert in der Auferstehungskirche. Foto: Werner Vogel
| Die Formation Classic Brass brilliert beim Neujahrskonzert in der Auferstehungskirche. Foto: Werner Vogel
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 19.08.2022 02:46 Uhr
"Das passiert auch uns äußerst selten, dass das Publikum schon zur Pause stehend applaudiert", sagt Jürgen Gröblehner zufrieden. Freilich hat der Chef von Classic Brass auch ein Juwel klassischer Musik, die Auftrittsarie des Figaro aus dem "Barbier von Sevilla", aufs Notenpult gelegt und dabei dem Tubisten die Rolle des Figaro auf den Leib geschrieben.

Was Roland Krem daraus macht, ist nicht nur eine klangliche - kaum jemand hätte dem tiefen Blech eine derart atemberaubende Koloratur zugetraut - sondern auch schauspielerische Glanzleistung. Mit raumgreifenden Schritten, sein Instrument selbstbewusst umarmend, stapft er durch den Mittelgang und macht den schlitzohrigen Figaro lebendig.

"Ah, bravo Figaro, bravo, bravissimo", scheint es tatsächlich aus der Tuba zu klingen. Dieses "Largo al Factotum" hat man seit Hermann Prey kaum mehr so köstlich erlebt. Zugabe, wie gefordert, ist nicht möglich. Das packt selbst die großvolumige Lunge eines Ausnahmetubisten nicht.

Aber nicht nur Krem, er war mit 14 schon Landessieger, auch Zoltán Nagy, Solotrompeter der Nürnberger Staatsoper, und Gábor Dalecker, Horn, sind in anerkannten ungarischen Bläserschulen ausgebildet worden. Das Classic Brass Quintett ergänzen Johannes Kronfeld, als Posaunist unter anderem in der Staatskapelle Dresden und im Gewandhausorchester Leipzig tätig, und Gröblehner selbst, der bei Professor Ludwig Güttler in Dresden studierte.

Wie kommt eine international anerkannte Brass Band - mehr als 900 Auftritte, sechs CDs - ausgerechnet nach Poppenlauer? Die Vorgeschichte schrieb das Leben, erfinden kann man so etwas nicht. Darin wechseln sich Familienglück- und Musikerpech des ehemaligen Dresdner Bandleaders Jürgen Gröblehner in rascher Folge ab: Ein Pfarrer erinnert sich an das kirchliche Armutsgelübde und spendet einen 100 000 Euro Gewinn aus Günther Jauchs "Wer wird Millionär" an den in Not geratenen Musiker mit sieben Kindern. Dann kommen ein unglückliches Händchen der Kissinger Staatsbad GmbH bei der Standortwahl für ein Konzert beim Rakoczyfest und Reiner Müller, der Leiter des Posaunenchors Poppenlauer ins Spiel.

Dieser organisiert als Ersatz für den ausgefallenen Auftritt in Bad Kissingen ein Konzert in Poppenlauer. Dort fasziniert "der einzigartig schlanke Klang" der neoromanischen Auferstehungskirche die Musiker. Sie kommen gerne wieder. Eine Freundschaft entsteht und sorgt nun schon zum achten Mal für einen hochwillkommenen musikalischen Glücksfall im Maßbacher Ortsteil.

Mit "Viva la Musica" ist das Programm überschrieben. Es beginnt mit dem Rondeau von Mouret, einer festlichen "Auftrittsmusik für Könige" aus dem 17. Jahrhundert. Die glasklare Bachtrompete des Zoltán Nagy jubiliert. Bei Händels Messias überrascht die Harmonie. Obwohl im wohltuend aufgeräumt wirkenden Kirchenraum - einziger Schmuck sind die Wandfresken - tatsächlich jedes Instrument einzeln zu hören ist, wirkt der Klang ausgewogen.

Beim "Winter" aus Vivaldis Jahreszeiten tupfen die Trompeten Schneeflocken vom Himmel, während Horn, Posaune und Tuba einen mächtigen Sturm durch das Kirchenschiff brausen lassen. Auch die "Nussknacker-Miniaturen" überzeugen. Besonders der "Marsch der Zinnsoldaten" kommt dem Brass Sound entgegen.

Nach Sekt und kleinen Snacks im Gemeindehaus, liegen neuzeitliche Noten auf dem Pult. Wie einschmeichelnd Brass Musik sein kann, ist bei Gabriellas träumerischem Song aus dem Film "Wie im Himmel" zu erleben. Johannes Kronfeld hat eine ukrainische Weise arrangiert und entlockt seiner Posaune schwermütig intensive Klänge.

Ganz anders dann Gershwin: Das Medley rund um "Summertime" swingt nur so vor sich hin. Auch da hält es die Zuhörer in der voll besetzten Kirche nicht mehr auf ihren Bänken. Sie bleiben auch noch stehen, als die Zugabe mit einem fetzigen Jazz Crossover über "Should auld acquaintance be forgot" ein neues Kapitel aufschlägt.

Der Jubel braust noch einmal auf, als Gröblehner ankündigt, auch im kommenden Jahr Poppenlauer im Januar auf den Tourneeplan zu nehmen.
 
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