Wer sich das Programm für das Konzert für Kinder im Internet anschaute, fand schon in der Überschrift ein Schlüsselwort: Education. Was treffend die Absicht der Autorin und Moderatorin des Stücks, Bernadett Kis, beschrieb: Kindern einen Zugang zu klassischer Musik zu eröffnen.
Landung wärend des Konzerts
Drei Musiker – ein Geiger (Tilman Hussla), eine Bratschistin (Bernadett Kis) und ein Cellist (Felix Thiemann) – setzen sich zusammen, um im Kurtheater Bach und Mozart zu spielen. Da flattert während des Spiels die Nachricht herein, dass in Kürze ein Außerirdischer landen würde. Der Geiger glaubt nicht daran, doch die Bratschistin Bernadett Kis teilt ihm mit, sie habe schon nachts zuvor ein Lichtsignal erhalten, dass dies geschehen werde, und zwar genau jetzt, während ihres Auftritts.
Schallplatte von 1977
Und prompt schwebt von oben herab ein runder Lampion, in diversen Farben angestrahlt. Bernadett öffnet den Lampion und entnimmt eine Schallplatte, und zwar diejenige, die 1977 mit der Voyager-Sonde in den Weltraum mitgeschickt worden war, um außerirdische Zivilisationen darüber zu informieren, was Mensch sein auf der Erde ausmache: unter anderem die Musik Bachs und Mozarts .
Puppenphilharmonie Berlin
Und genau diese Musik hat I.O., den kleinen Außerirdischen, wohl dazu bewogen, die Erde aufzusuchen. Von hinten erscheint er auf der Bühne, geführt von zwei schwarz gekleideten, außerirdisch angehauchten Puppenspielerinnen (Wiebke und Friederkike Alphei) der Puppenphilharmonie Berlin.
Sprachprobleme überwinden
Die Sprachprobleme in der Begegnung der beiden Welten lösen sich schnell auf emphatische, mitschwingende musikalische Weise. Auch wenn I.Os Sprache für menschliche Ohren nur ein brummiges Quieksen ist, elektronisch vermittelt von Nicola Reinmoeller. I.O. zeigt Gefühle und Absichten über seine Hände, seinen immer mal wieder leuchtenden Bauch, aufglühende Lichtpunkte am Kopf und Rauch, der aus seinen Ohren heraus dampft. Offensichtlich ist er sehr angetan von klassischer Musik. Der Geiger spielt I.O. noch einige Takte wohltemperierte Musik von Bach auf dem Flügel vor.
Der Wert klassischer Musik
Aller Anfang ist schwer, wenn man ein Instrument lernen möchte. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Der Zauber der Aufführung bestand in erfrischend wenig Technik und der Einsicht, dass zu erarbeitende Werte erst später ihren wahren Wert zeigen. Und dass es heute einer originellen Brücke bedarf, um Kindern den Wert klassischer Musik nahezubringen – in diesem Fall den Außerirdischen. Doch genau diese Herausforderung kommt den Kindern und Jugendlichen in und nach der Schule zu Gute. Ist es nicht längst bekannt, dass guter Musikunterricht die sozialen Kompetenzen in Form von Geduld, Zuhören und ausreichend Disziplin stärkt?
Ethnomusik
Dass Musik nicht bei der Klassik stehen bleibt, zeigte die anschließende Hinwendung zur Ethnomusik. Der Percussion- Allrounder Tayfun Schulzke begann mit Didgeridoo, um dann mit Rasseln aus Brasilien, einer Klangschale aus Tibet und afrikanischer Djembe die Kinder lässig zum Mitklatschen zu bewegen. Dabei entstand zwischen den Musikstilen keine Konkurrenz, sondern ein respektvolles Miteinander.
Begleitung durch Trommeln
Dass eine Fusion von Bach und Ethnomusik spannend klingen kann, zeigte die Aufforderung I.Os, beide Musikrichtungen zu verbinden. Der Perkussionist hörte erst bewusst zu und vitalisierte dann überzeugend den Bach des Streichtrios mit seiner Trommelbegleitung. Ein zum Nachdenken anregendes Kinderkonzert!
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