Das Eröffnungskonzert des 36. Bad Kissinger Orgelzyklus in der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche vergangenen Sonntag wurde zum gelungenen Start der ganzen Konzertreihe.
Unter dem Titel „Con Variazioni“ hatte Stadtkantor Burkhard Ascherl ein Programm mit Orgelwerken zusammengestellt, deren Themen und Melodien auf ganz unterschiedliche Weise beleuchtet und variiert werden. Wolfgang Amadeus Mozarts Fantasie in f-Moll KV 608 zu Beginn des Konzerts ist ursprünglich eine Auftragskomposition des Grafen Deym-Müller für dessen Kunstfiguren-Kabinett. Im Mittelteil des Stückes zeigte Ascherl die mannigfaltigen Farben und Solo-Stimmen der großen Schuke-Orgel; elegant gelangen ihm die technisch anspruchsvollen Fugenteile.
Gekonnt in Szene gesetzt
Auch im folgenden Andante von Johann Sebastian Bachs Trio-Sonate e-Moll setzte er die Flötenstimmen der Orgel gekonnt in Szene. Das pfiffige Scherzo g-Moll des italienischen Komponisten Marco Enrico Bossi geriet im Anschluss zu einem wahren Kabinettstückchen. Der in Paris lebende libanesische Konzertorganist und Komponist Naji Hakim hatte anlässlich der kriegerischen Auseinandersetzungen im Libanon 2006 das Stück „Aalaiki'ssalaam“ – „Der Friede sei mit dir“ über ein libanesisches Friedenslied komponiert.
Kontrastreich und eindringlich interpretierte Ascherl die sieben Variationen über die Melodie dieses Friedensliedes. Im letzten Teil des Konzerts erklang symphonische Orgelmusik aus Frankreich und Belgien. Neben dem verträumten Cantabile h-Moll des Belgiers Jacques Nicolas Lemmens gelang dem Interpreten des Abends eine mitreißende Wiedergabe des Allegro vivace aus Charles-Marie Widors bekannter 5. Orgelsymphonie, wobei er die Variationen des Hauptthemas spannungsvoll gegenüberstellte. Für seine erste Konzert-Tournee in den USA hatte der Pariser Orgelvirtuose Joseph Bonnet mit seinen „Variations de Concert“ op. 1 ein effektvolles Orgelwerk komponiert. Mit eben diesem Werk, das zahlreiche Manual- und Pedal-Soli aufweist, setzte Ascherl einen markanten Schlusspunkt des ganzen Konzerts. Ohne eine Zugabe ließ die begeisterte Zuhörerschar den Interpreten nicht gehen. red