Als zweifacher Familienvater verändern sich aber die Prioritäten; doch Fußball ist und bleibt Herzenssache für den 37-Jährigen. So lange ihn die Füße tragen, will er spielen und seine Schuhe in Westheim an den Nagel hängen. Dieser Moment wird sicherlich hochemotional werden, denn Typen wie er sind rar geworden. Ein Abschluss mit bunten Schuhen wäre genau sein Ding.
Herr Papadopoulos, wer hat Sie angespielt?
Konstantin Papadopoulos: Mario Wirth, den ich schon lange kenne. Uns verbindet eine langjährige Fußballfreundschaft, die durch lange Abende mit der Playstation intensiviert wurden. Früher waren wir eigentlich nach jedem Training an der Konsole gesessen und haben uns dabei manchmal auch die Nächte um die Ohren geschlagen. Über den Weg gelaufen sind wir uns zu gemeinsamen Bezirksligazeiten, Mario damals in Sennfeld und später beim FC 06 Bad Kissingen und ich beim SV Garitz. Da waren schon einige harte Fights mit dabei, die sich heute alle außerhalb des Platzes abspielen. Ich bin auch mit in der Experten-Liga dabei und will die Gelegenheit nutzen, alle zu grüßen.
Wie sieht Ihr Laufweg aus?
Als Bockleter Junge bin ich mit fünf Jahren bei der DJK Windheim gestartet. Später bin ich beim FC 05 Schweinfurt gelandet. Dort war ich von der U15 bis zum Ende der U19 aktiv. Durch meine Eltern bin ich dann beim SV Garitz gelandet; das war sozusagen ein Zwangstransfer. Dort spielte ich – mit einer kurzen Zwischenstation in Arnhausen – 15 Jahre lang und habe von der Kreisklasse bis zur Landesliga alles mitgemacht. Über den SV Aura bin ich dann beim FC Westheim gelandet. Dort möchte ich auch meine Schuhe an den Nagel hängen.
Lesen Sie auch:
Laut, auffallend, ehrlich und emotional! So beschreibt Sie ein guter Bekannter. Hat er recht damit?
Ein guter Bekannter (lacht). Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich es genau so unterschreiben. Ich hoffe übrigens, das es alle anderen auch so sehen.Wer meinen Vater kennt, kann sich schon denken, von wem er es wohl geerbt hat. Da kommt doch der Südländer durch. Aber ja, es ist einfach meine Art, auch auf dem Platz. Dadurch bin ich bei meinen Gegenspielern auch häufig angeeckt.
Sie sind also eher ein Vertreter des extravaganten Stils, oder?
Wegen meines Alters und der Erfahrung hat sich das schon ein wenig verändert. Früher waren für mich ausgeflippte Fußballer wie Ronaldinho oder Quaresma schon geile Typen. Das habe ich nachgelebt, auf Bezirksliganiveau eben. Zu meiner wilden Zeit bin ich schon mal mit pinken oder gelben oder sogar mit zwei verschiedenen Paar Schuhen auf dem Platz rumgerannt. Mir war es immer egal, was andere über mich denken. Sicherlich haben sich viele gedacht, was denn das für ein Vogel ist.
In welchen Situationen können Sie dennoch wütend oder emotional werden?
Ich könnte jetzt sagen, wenn man verliert, aber wer das nicht lebt, ist beim Fußball oder Sport falsch. Wütend und emotional kann ich werden, wenn jemand nicht mit dem gleichen Herzblut dabei ist, wie ich auch. Ob am Ende etwas Positives dabei rauskommt, sei dahingestellt; aber man hat eben alles gegeben.
Können Sie sich noch daran erinnern, als ihr Vater Themis Sie erstmals mit zu einem Spiel von PAOK Saloniki genommen hat? Was davon ist hängen geblieben?
Wir waren früher im Urlaub immer bei mindestens ein oder zwei Spielen. Ich könnte sogar schwören, dass die Urlaube extra so gelegt waren. Das verrückteste woran ich mich erinnern kann war, als damals Aris Saloniki, also der Stadtrivale, am letzten Spieltag in die 2. Liga abgestiegen ist und mein Verein (PAOK) das als Anlass nahm, um eine Beerdigung zu zelebrieren. Zehntausende sind mit Sarg und Pfarrer durch die Stadt gelaufen und haben Aris beerdigt. Aber auch die Derbys gegen Piräus waren unfassbar. Von einem Spiel gab es sogar eine Satellitenaufnahme, die einen roten Punkt inmitten der Stadt zeigt. Das waren damals brennende Pyros im ganzen Stadion.
Erklären Sie uns kurz, wie man Ihre Verbindung zu PAOK beschreiben könnte?
Also noch viel verrücktere PAOK-Fans als ich es bin, sind mein Vater, Onkel Emmanuel und mein Cousin Saki. Die schauen sich tatsächlich jedes Spiel an und sind oftmals auch bei Auswärtsspielen mit dabei. Es sind einfach tolle Kindheitserlebnisse für mich und eine tolle Fankultur. Das wird man beim Spiel in Frankfurt sicherlich wieder sehen. Durch die guten Verbindungen zum Verein konnten wir immer wieder auch Jugendmannschaften zum Hausener Rimini-Cup lotsen. Wie es nächstes Jahr damit aussieht, wissen wir leider aber noch nicht. PAOK ist nicht einfach nur Fan sein; es ist eine Religion.
Warum dann noch Fan vom FC Barcelona und von Borussia Mönchengladbach ?
Barcelona war durch Johan Gruyff und Co. sowie den Erfolgen in den 1990er-Jahren schon eine Faszination. Viel ausschlaggebender war allerdings eine Geschichte um Romario . Er wollte zu einer Hochzeit seiner Schwester reisen, die am Sonntag war. Am Samstagabend war allerdings ein Spiel und er fragte seinen Trainer, ob er zur Hochzeit darf und eigentlich nicht spielen will. Der Trainer antwortete: Schieß einfach drei Tore bis zur Halbzeit und dann kannst du zu deiner Schwester reisen. Und es ist tatsächlich so passiert, eine Wahnsinnsgeschichte. Aber auch Ronaldinho , der für mich beste Fußballer aller Zeiten, faszinierte. Seit acht Jahren bin ich auch Mitglied in Barcelona und versuche regelmäßig, Spiele zu besuchen. Mein absolutes Highlight war natürlich der 6:1-Sieg gegen Paris, als ich im Stadion war. Zu Borussia Mönchengladbach bin ich über meinen Vater gekommen.
Sie waren als Jugendlicher auch im Nachwuchsfußball des FC 05 Schweinfurt aktiv. Hatten Sie den Traum, Profifußballer zu werden und wer hat Sie damals eigentlich immer zum Training gefahren?
Wer da Nein sagt und keinen Gedanken daran verschwendet, hat dort nichts verloren. Meine Oma hat mich immer zum Training gefahren. Der Aufwand war damals schon enorm und es gab auch zu der Zeit keine Fahrgemeinschaft. Erst als Christian Heilmann später auch nach Schweinfurt wechselte. Vier bis fünf Mal in der Woche sind wir dorthin gefahren und Sonntag früh zu den Spielen. Da mussten wir teilweise um 3 Uhr in der Früh aufstehen.
Was war und ist Ihre größte Stärke beim Fußball?
Ich war nie schnell oder ausdauernd, konnte mir aber meine Kräfte gut einteilen. Ich habe es immer bewundert, wie viel andere Mitspieler so laufen konnten. Das ist auch heute noch so. Ich gehöre ja jetzt auch schon zur älteren Garde. Ein großer Vorteil war immer meine Technik. Eigentlich bin ich, von der Größe des Spielfeldes her, eher der Hallen- oder Futsalspieler. Eng, kurze Pässe und intensives Spiel, das lag mir immer. Letztlich wird man auch nur besser und stärker, wenn das Team passt.
Gibt es eigentlich noch die legendäre Kissinger Kaffeerunde, die sich in der Vergangenheit immer montags getroffen hatte und das Fußball-Wochenende ausgiebig diskutierte?
Die Kaffeerunde ist auch nur entstanden, weil ich damals noch in der Gastronomie meiner Eltern arbeitete und vormittags Zeit hatte. Die Treffen finden aktuell leider eher selten statt, und wenn, dann in Hammelburg . Mit dabei waren Mario Wirth, Christian Laus, Ervin Gergely oder auch Christian Heilmann. Wir haben natürlich viel über Fußball geredet.
Es gab im Internet mal ein Video von Ihnen unter dem Motto „Kick it like Zlatan“! Erklären Sie uns doch kurz, worum es sich dabei handelt und gegen wen Sie damals getroffen haben?
Ja, das stimmt. Das war ein Tor gegen Bad Bocklet. Zlatan Ibrahimovic war ein ehemaliger schwedischer Profifußballer , der ja auch immer wieder mal besondere Tore geschossen hat. In dieser Saison konnte ich kaum spielen, hatte aber mit dem Trainer ausgemacht, dass ich als Bockleter Junge die zwei Spiele gegen Bad Bocklet unbedingt machen will. Das müsste damals das Vorrundenspiel gewesen sein und ich habe das 1:0 nach einer Ecke erzielt. Zufällig hat jemand das Tor gefilmt und so kam es ins Internet. Das war ein Scorpionkick, also im Vorwärtsfallen mit der Hacke das Tor machen. Im Rückspiel habe ich nochmals zwei Tore geschossen.
Als zweifacher Familienvater und Vollzeit-Berufstätiger verschieben sich Prioritäten. Wie wichtig ist es Ihnen noch, regelmäßig auf dem Platz zu stehen? Aktuell kicken Sie ja beim Kreisklassisten FC Westheim.
Absolut wichtig, auch als Ausgleich zu all den genannten Bereichen. Ich brauche den Fußball, um meinen Kopf freizubekommen. Ich denke, da ist jeder anders. Der eine geht joggen; der andere fährt Fahrrad. Für mich sind der Fußball und das Zusammensein als Team einfach Balsam für die Seele. Da helfen mir aber auch Oma und Opa, wenn sie die Kids während des Spiels zu sich nehmen. In meinem Alter betreibt man diesen Aufwand nur, wenn man mit Herzblut und Spaß bei der Sache ist. So lange mich meine Beine noch tragen und ich die Lust nicht verliere, spiele ich, bis mir der Herrgott ein Zeichen gibt. In Westheim fühle ich mich auch sehr wohl.
An wen spielen Sie weiter?
An meinen Freund Sandro Cazzella aus Oerlenbach. Mit dem ich eine großartige Zeit in Garitz hatte und daraus eine großartige Freundschaft entstanden ist. Er wird mit dem Pass sicherlich zu kämpfen haben.