
Er ist ausgezogen, um die Tischtenniswelt zu erobern. Der 17-jährige Konrad Haase hat mit seinen jungen Jahren schon einige Titel erspielt, auch als Kicker in der Fußball-Schulmannschaft. Der kleine Kunststoffball liegt ihm da aber schon näher und so treibt er seine Karriere weiter voran. Nicht übertrieben verbissen, aber er setzt sich klare Ziele. Mit dem deutschen Weltklasse-Spieler Timo Boll hat er etwas gemeinsam. Er ist wie er Linkshänder.
Herr Haase, wer hat Sie angespielt?
Konrad Haase: Niklas Schusser. Wir haben uns kennengelernt, weil wir beide auf das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen gegangen sind und dort fünf Jahre Klassenkameraden waren. Dabei ist eine sehr gute Freundschaft entstanden; wir haben uns direkt gut verstanden und immer viel gelacht. Als wir noch jünger waren, haben wir in der U11 öfters mal gegeneinander Fußball gespielt. Er für Maßbach und ich für Garitz .
Wie sieht Ihr Laufweg aus?
Mit Tischtennis habe ich in Garitz angefangen. Von dort aus bin ich zum TSV Bad Königshofen mit Trainerin Andrea Vogt gewechselt. Da bin ich Bayerischer U11-Meister und ein paar Jahre später sogar Deutscher Meister mit der U15-Mannschaft geworden. Nachdem ich anschließend zwei Jahre beim TSV Brendlorenzen gespielt habe, bin ich zu den Herren des SB Versbach gewechselt und wurde im Leistungszentrum aufgenommen. In meinem ersten Jahr in München habe bei der U18 das bayerische Top10 gewonnen. Aktuell bin ich Bayerischer Vizemeister der U19 und Fünfter der Deutschen Meisterschaft.
Welche sportlichen Vorbilder haben Sie?
Momentan ist mein Teamkollege Nico Christ mein sportliches Vorbild. Mir gefällt seine offensive Spielweise. Außerdem kann er mir bei meinen Spielen durch seine Erfahrung immer gute Tipps geben. Am Anfang meiner Karriere habe ich den Bundesligaspieler Kilian Ort vom TSV Bad Königshofen immer sehr bewundert, vor allem wegen seiner Schlaghärte. Als Linkshänder bin ich natürlich auch ein Fan von Timo Boll .
Mit der Fußball-Schulmannschaft sind Sie sogar Dritter in Bayern geworden. Wann war das und wie viele Tore haben Sie dabei geschossen?
Das müsste das Schuljahr 2018/19 gewesen sein, da war ich in der 7. Klasse. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon aufgehört Fußball zu spielen, wurde aber von unserem Lehrer meistens hinten rechts eingesetzt. Ich habe bestimmt auch mal ein Tor geschossen, dafür war aber meistens mein Teamkollege und Klassenkamerad Niklas Schusser zuständig.
Warum ist man als Linkshänder ein Tischtennis-Exot und was sind die Vorteile dabei?
Die meisten Spieler sind Rechtshänder und trainieren auch gegen Rechtshänder. Wenn man plötzlich einen Linkshänder als Gegner hat, ist das für viele anfangs sehr ungewohnt. Ich würde sagen, als Linkshänder hat man einen kleinen Vorteil im Aufschlag-Rückschlag-Spiel, weil man leichter unangenehme Sidespin-Schläge erzeugen kann. Zudem kann man als Linkshänder oft zuvor trainierte Spielzüge anwenden und so den Gegner zu einem Fehler zwingen.
Im Jahr 2021 sind Sie ins Tischtennis Leistungszentrum München aufgenommen worden. Wie groß war die Veränderung mit Umzug, neuer Schule und ungewohntes Umfeld. Ist Ihnen das leicht gefallen?
Ja, der Umzug ist mir überraschend leicht gefallen. Ich wurde in München gut aufgenommen. Schnell konnte ich neue Freundschaften schließen und mich an das Umfeld und den Tagesablauf gewöhnen. Viele Spieler und Trainer kannte ich auch vorher schon von den Trainingslagern des Bayernkaders. Da meine Tischtenniskollegen alle auf die gleiche Schule gehen wie ich, ist mir auch der Schulwechsel leicht gefallen.
Wie oft trainieren Sie und wie sieht ein normaler Tag aus?
Ich trainiere zwei Mal am Tag, also einmal vor und einmal nach der Schule. Der Unterricht ist zeitlich so ausgelegt, dass wir genug Zeit für das Training haben.
Sie machen bald Abitur . Wie sehen die Pläne danach aus bei Ihnen?
Nach dem Abitur möchte ich studieren, was genau weiß ich allerdings noch nicht. Ich plane weiterhin beim SB Versbach in Würzburg zu spielen. Ein Studium dort bietet sich also an.
Was sind die nächsten sportlichen Highlights für Sie?
Mein nächstes großes Turnier ist das Top48 der U19-Junioren Anfang November. Hier möchte ich mich für das Top24 qualifizieren. Ich freue mich aber auch schon auf die Spiele mit meiner Mannschaft.
Sie spielen aktuell für den Drittligisten SB Versbach. Ist es ein Ziel von Ihnen, später Bundesliga zu spielen?
Aus sportlicher Sicht ist das natürlich ein Zeil. So eine richtige Profi-Karriere mit Tischtennisspieler als „Beruf“ plane ich aber eher nicht.
Die Profi-Tischtennisspieler sind während des Jahres auf sehr vielen Turnieren um die ganze Welt unterwegs. Was halten Sie davon und ist das auch ein Ziel?
Die Profis sind natürlich auf die internationale Turniere angewiesen. Um diese auch gut vermarkten zu können, finden sie auf der ganzen Welt verteilt statt. Wie bei vielen anderen Sportarten auch bleibt den Spielern keine andere Wahl. Vor allem wenn man bedenkt, dass Tischtennis im asiatischem Bereich noch weitaus populärer ist als in Europa.
Sie sind sogar auf dem Sprung in die Nationalmannschaft. Was würde eine Nominierung für Sie bedeuten?
Es wäre ein Traum. Ich könnte noch professioneller trainieren und mich weiter verbessern. Ich denke, als Nationalspieler zu Turnieren auf der ganzen Welt zu fahren, würde mir sehr viel Spaß machen.
An wen spielen Sie weiter?
An Niklas Krambo. Er wohnt bei mir in der Nähe und ist ein sehr guter Badminton-Spieler .